Gemeinde Buchwäldchen
Gemeinde Buchwald, Kolonie Dammhäuser














Buchwäldchen in: aus: Alphabetisches Verzeichnis der Stadt- und Landgemeinden im Gau Niederschlesien 1939

Buchwäldchen [1939]

Gemeinde, Kreis Liegnitz-Land [1939 schon Kreis Lüben!], 16 km, Post Bienau über Liegnitz-Land, 148 Einwohner, 43 Haushalte, Flurgröße 610 ha, 3 Gemeinderäte, Bürgermeister O. Seidel, Fernsprecher Mühlrädlitz 21, Landratsamt, Finanzamt, Amtsgericht, Versicherungsamt, Landkrankenkasse, AOK Lüben / Regierungsbezirk, Landgericht, Arbeitsgericht, Versorgungsamt Liegnitz / Arbeitsamt Liegnitz, Nebenstelle Lüben / Standesamt, Gendarmeriebezirk Mühlrädlitz / Schulgemeinde Schönborn, nächster Personen-, Güterbahnhof Pohlschildern 5 km, Güterbahnhof Vorderheide 7,5 km. Vorhanden: Elektrisches Stromverteilungsnetz, 1 Volksschule

aus: Alphabetisches Verzeichnis der Stadt- und Landgemeinden im Gau Niederschlesien mit den dazugehörigen Ortsteilen, Kolonien, Siedlungen usw., Kurt-Gruber-Verlag Wirtschaft Recht, Dresden, 1939

Buchwäldchen auf der Kreiskarte Lüben 1935

Buchwäldchen in: Alphabetisches Verzeichnis sämtlicher Ortschaften der Provinz Schlesien 1913



Buchwäldchen [1913]
Dorf + Rittergut (mit Ziegelei): Kreis Amtsgericht Lüben 14 km; Post Eisenbahnstation Pohlschildern 4 km; Amtsbezirk Standesamtsbezirk Mühlrädlitz;
evangelisches Kirchspiel Schönborn;
katholisches Kirchspiel Parchwitz;
132 + 38 Einwohner

aus: Alphabetisches Verzeichnis sämtlicher Ortschaften der Provinz Schlesien, Verlag Wilhelm Gottlieb Korn, Breslau 1913



Buchwäldchen in Nachschlagewerken von 1789 und 1845

Buchwäldchen Krs. Lüben: Schloss, Schule, Krieger-Denkmal, Reiber's Gasthof um 1900

Buchwäldchen Krs. Lüben um 1900: Schloss, Schule, Kriegerdenkmal, August Reiber's Gasthof. Mit einem herzlichen Dank an Walter Kuche!

Buchwäldchen 1906: Schloss, Kriegerdenkmal, Posthilfsstelle, Gasthof Gustav Kienast
Gutsbesitzer Franz Molle und Frau geben am 14.1.1906 die Geburt einer Tochter bekannt.

Buchwäldchen 1918: Schloss, Fischteiche, Kriegerdenkmal, Försterei, Gustav Kienasts Gasthaus


Buchwäldchen

Buchwäldchen liegt (oder lag), von fast allen Seiten mit Wald und Wasser umgeben, im südlichsten Zipfel des Kreises Lüben. Es umfängt uns die Stimmung des Heidedorfes inmitten einer weitreichenden Teichlandschaft. Das Dörfchen hatte das Zeug dazu, sich zu einer begehrten Liegnitzer Sommerfrische zu entwickeln. Stimmungsvolle Dorfstraßen und Dorfgassen, schöne alte Bauernhäuser, viele noch im Fachwerkbau, ringsumher ein buntes Blühen bis in den späten Herbst hinein, und ganz nahe beim Dorf, nach zwei Seiten zu, das muntere Leben der zahllosen Wasservögel, die in den Schilfufern der Fischteiche nisten.

Seit langem schon war Buchwäldchen das Ziel der wandernden Jugend. Wunderschön waren die Sonnenwendfeiern auf dem Kirschberge bei der einstigen Ziegelei. Auch waren die Teiche von Buchwäldchen schon wiederholt das Ziel der Liegnitzer Vogelstimmen-Wanderungen, wobei natürlich auch die unmittelbar anschließenden Kleinreichener Fischteiche besucht wurden. Beide Teichgebiete gingen in einen über und hatten dasselbe Gepräge.

Als ich 1924 erstmals nach Groß-Reichen kam und eines Sonntags die in der Birkmühle wohnenden Verwandten meiner Frau, namens Fischer, aufsuchen wollte, mußte ich lange suchen, bis ich die zwischen dichtem Gebüsch und Schilf stehende altersgraue Wassermühle fand.

Kriegerdenkmal, Fischteiche, Schloss, Warenhandlung Kienast

Schon der mir so romantisch klingende Name dieses Dörfchens veranlaßte mich, bei dieser Gelegenheit den Ort mit aufzusuchen. Der Weg dorthin führte von der Mühle einige hundert Schritte in östlicher Richtung am Eichenwald entlang, und nach kurzer Wanderung durch Kartoffel- und Roggenfelder befand ich mich in dem Heidedörfchen; so darf man Buchwäldchen doch nennen, denn sein Boden ist zwar nicht durchweg trocken, doch sein Gepräge ist das der echten Heidedörfer. Reich ausgestattete Bauerngehöfte fehlen ganz, den Ton geben die Gutsgebäude mit dem Herrenhaus und die in einfacher Bauweise gehaltenen Wohnstätten der Kleinbauern und Häusler an. Die Dorfstraße ist breit, weil Raum dafür genug vorhanden ist.

Aus dem Dorfe führten viele Wege in die benachbarten Siedlungen, so nach Klein-Reichen, Schönborn, Bienowitz, Pohlschildern, Gugelwitz, Mühlrädlitz und Groß-Reichen, doch waren diese fast ausnahmslos in schlechtem Zustand, denn die Gemeinden waren arm. Wirtschaftlich hielt man sich mehr nach Liegnitz, das man von Bienowitz mit der Liegnitz-Rawitscher Kleinbahn erreichen konnte. Weit und umständlich war der Weg in die Kreisstadt Lüben, wenn man bei Behörden und sonstigen Dienststellen zu tun hatte. Hin und zurück - das machte eine Tagereise aus.

Der Weg nach Gugelwitz, und im Walde links abzweigend nach Mühlrädlitz, führt zwischen die lange Teichkette, die sich von hier bis nach Klein-Reichen hinzieht. Eine Geländesenkung auf mehrere Kilometer ist vollständig mit Fischteichen gefüllt, die miteinander in Verbindung stehen. Diese Teiche, oftmals geziert mit Seerosen, Schilf- und Wasserpflanzen der verschiedensten Art, liegen still und verlassen da, der blanke Spiegel ein Bild der Ruhe und des Friedens, ringsum knorrige Eichen, Mischwald, und dahinter der dunkle düstre Kiefernforst.

Wie mir der Gutsbesitzer Herr Molle seinerzeit erzählte, sind damals die Männer bei Teicharbeiten auf die Gebäudefundamente einer früheren Wasserburg gestoßen. Leicht ansteigend verschwindet jetzt dieser Weg im trockenen Kiefernwald.

Sengend heiß liegt die schlesische Sommersonne auf diesen stillen Forsten, die sich nördlich nach Mühlrädlitz und östlich bis auf die Anhöhen westlich von Parchwitz hinziehen. Reh, Hirsch und Hase haben sich in die feuchteren, schattigen Waldflecken zurückgezogen, und wenn noch ein Häslein aufspringt, dann knistert's und kracht's zwischen den rotbraunen Kiefernstämmen. Nur der Specht belebt mit seiner Baumbearbeitung die Stille. Wenn man diese Wälder schildern soll, muß man die wirkliche Einsamkeit schildern. Inmitten dieses großen Reviers kreuzen sich mehrere ausgefahrene sandige Wege, wo auch ein verwitterter Holzwegweiser dem Wanderer die Richtung nach den nächsten Dörfern anzeigt. Mein Weg führt nun wieder zurück nach Buchwäldchen.

Kaum ein Mensch ist dort zu sehen; es ist Mittagspause. Am Gartenzaun gackert eine Hühnerschar, und hinter dem Dorf huscht ein Radler mit Rückengepäck auf Schönborn zu. Sonst belebt nichts die Dorfstraße. Aber eintönig ist diese stille Landschaft durchaus nicht, und mich verwundert, daß dieses romantisch-reizvolle Fleckchen Erde nicht häufiger von Naturfreunden aufgesucht wurde.

Die wenigen, in bescheidener Lebensweise dort seßhaften Menschen ernährten sich von dem, was ihnen die heimatliche Erde gab. Zweien von diesen, die das Schicksal in ein abgelegenes Tal des Sauerlandes verschlagen hatte, begegnete ich im Jahre 1952, die - damals schon in betagtem Alter - ihre Sehnsucht nach dem trauten Dörfchen inzwischen wohl schon mit ins Grab genommen haben dürften.

Martin Sperling in LHB 5/1968

Hermann Seifert's Gasthaus und die Seen um Buchwäldchen

Hermann Seifert's Gasthaus und die Seen um Buchwäldchen

Schloss Buchwäldchen, Originalkarte geschrieben von Max von Dücker, zum Verkauf angeboten bei Antiquariat Patzer und Trenkle, Konstanz

Schloss Buchwäldchen auf einer Original-Postkarte, geschrieben von Max von Dücker (1878-1958) an Wilhelm von Dücker.
Dank für die Erlaubnis der Abbildung an Antiquariat Patzer & Trenkle, wo die Karte zum Verkauf angeboten wurde.

Rittergut Buchwäldchen - Bis 1945 Besitz der von Dücker

Das "Liegnitzer Tageblatt" berichtete im November 1941 über das einzigartige Hausmuseum der Gutsbesitzerfamilie von Dücker aus Buchwäldchen, über mohammedanische und tibetanische Arbeiten aus Indien, wertvolle Ausgrabungen und das vorhandene Familienarchiv seit 1180. Max von Dücker war der Neffe des Erfinders der Seilschwebebahn, des Bergrats Franz Fritz von Dücker, der einst in Neurode bei Glatz seine Heimat hatte und in Niederschlesien eine Reihe von Grabungen und Forschungen durchführte. Nach 1870 war dieser Bergrat von Dücker nach Griechenland entsandt worden und dort mit Schliemann in Berührung gekommen. So war Max von Dücker glücklich im Besitz einer Reihe kostbarer Schliemannscher Ausgrabungen. In einem Glasschrank standen Zier- und Gebrauchsgegenstände einer längst verklungenen Zeit. Dazu fanden sich Stücke aus Schlesien ein außerdem Steinbeile, ein Wikinger-Halsring, ein Stück einer Bernsteinkette, Versteinerungen, der Eckzahn eines Höhlenbären.

In 40jähriger Arbeit war das alles zusammengetragen und aufgebaut. Des Hausherrn Augen glänzten und die Stimme bekam eine innige Feierlichkeit, wenn er aus seinen Erinnerungen berichten konnte. Einzigartig war das Familienarchiv! Konnte es überhaupt noch ein Dokument geben - fragte man sich -, das irgendwie mit der Familie von Dücker in Zusammenhang steht und in diesem Archiv nicht als Original, in Abschrift oder in Fotokopie vorhanden wäre? In einem wertvollen alten Schrank und einem hochgebauten Regal war die ganze Familiengeschichte derer von Dücker seit 1180 lebendig und gegenwärtig! Was Max von Dücker hier an Arbeit geleistet hatte, ist nicht zu ermessen. Die Ursprungsländer der Familie von Dücker sind Brabant und Westfalen. Die Siegel aus Honigwachs zierten noch die Originalstücke, deren ältestes vom Jahre 1299 datiert war. Etwa 6000 Urkunden-Abschriften, 1180 beginnend, kamen hinzu. Hier folgte man den von Dückers von den Ursprungsländern in die Baltischen Staaten, nach Schweden, nach Österreich. Briefe, Abbildungen, Ahnentafeln, Siegel mit dem Balkenwappen führten zu ihnen.

Karl Gustav von Dücker war Feldmarschall Karls XII. von Schweden und verteidigte 1715 Stralsund. Er wurde von seinem Herrn in den Grafenstand erhoben. Max von Dücker aber bewahrte noch ein Feldbesteck auf, das Karl XII. dem Feldmarschall von Dücker für seinen Sohn geschenkt hat. 1902 ist der schwedische Zweig der Familie ausgestorben. Der letzte des baltischen Zweiges, Richard von Dücker, war Admiral der zaristischen Flotte von Kronstadt. 1917 floh er, als die Revolution ausbrach, und es endete sein kümmerliches Leben der Verbannung aus der Heimat 1938 in Paris. Der letzte österreichische von Dücker war als Sohn eines Feldmarschall-Lieutnants Landeshauptmann in Zell am See. Der westfälische Familienzweig grünt noch.

Ernst-Alfred von Dücker

Ernst-Alfred von Dücker

Es waren Stunden des Schauens und Lauschens und das Einmalige des Erlebnisses wurde besonders gegenwärtig. Es war ein Flug aus der Bescheidenheit und Beschaulichkeit von Buchwäldchen in die weite, ferne Welt und in eine frühe verklungene Zeit, die so lebendig und schaubar ward, wie sie nur der Kraft leidenschaftlicher Sammlerliebe und echter Familientreue entspringen kann.

Max von Dücker, der Besitzer von Buchwäldchen, war nach der Flucht mit seiner Frau in Meiningen untergekommen, dort fand ihn 1947 sein Sohn Ernst-Alfred von Dücker. Die Tochter Clara Hardwick ist in Amerika verheiratet. Nachdem 1955 Frau von Dücker verstarb, entschloß sich Max von Dücker, nach Westdeutschland zu gehen. Im Juni 1958 ist er mit 80 Jahren verstorben. Sein Sohn Ernst-Alfred von Dücker verstarb 1967.

auszugsweise aus Lübener Heimatblatt 11/1967
Zu den Personalkarten
der Lehrer von Buchwäldchen

auf der Website der Bibliothek
für Bildungsgeschichtliche Forschung
des Deutschen Instituts
für Internationale Pädagogische Forschung


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Erich Hanisch
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Herbert Müller
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Wilhelm Nolting
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Kurt Wagner
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