Gemeinde Groß Rinnersdorf
Gemeinde Gugelwitz
Grossrinnersdorf Schlosspark
Schlosspark

Grossrinnersdorfer Einwohner
Einwohner

Gemeindevorsteher Gustav Baier
Gustav Baier















Groß Rinnersdorf in: Alphabetisches Verzeichnis der Stadt- und Landgemeinden im Gau Niederschlesien 1939

Groß Rinnersdorf [1939]
Gemeinde, Kreis Lüben Schlesien, 10 km, Post Groß Rinnersdorf über Lüben Schlesien, 308 Einwohner, 83 Haushalte, 859 ha, 5 Gemeinderäte, Bürgermeister Schönitz, Fernsprecher Raudten 197, Landratsamt, Finanzamt, Amtsgericht, Versicherungsamt, Landkrankenkasse, AOK Lüben / Regierungsbezirk, Landgericht, Arbeitsgericht, Versorgungsamt Liegnitz / Arbeitsamt Liegnitz, Nebenstelle Lüben / Standesamt Eisemost, Kreis Lüben / Schulgemeinde, Gendarmeriebezirk Groß Rinnersdorf / nächster Personen-, Güterbahnhof Groß Rinnersdorf 1 km. Vorhanden: 1 Volksschule, 1 Rittergut mit Vorwerk.

Aus: Alphabetisches Verzeichnis der Stadt- und Landgemeinden im Gau Niederschlesien mit den dazugehörigen Ortsteilen, Kolonien, Siedlungen usw., Kurt-Gruber-Verlag Wirtschaft Recht, Dresden, 1939

Groß Rinnersdorf in: Amtliches Landes-Adressbuch der Provinz Niederschlesien 1927

Groß Rinnersdorf [1927]
Dorf Kreis Lüben Regierungsbezirk Liegnitz 161 Einwohner Gemeindevorsteher Baier Postamt Eisenbahnstation Güterladestelle Groß Rinnersdorf Amtsgericht Kreissparkasse Stadtsparkasse Finanzamt Lüben Landgericht Elektrizitätswerk Liegnitz evangelische Kirche und Volksschule
Kollaus, Richard, Schuhmachermeister
Korte, Anton, Sägewerksbesitzer
Langner, Wilhelm, Schuhmachermeister
Reiche, Paul, Fleischermeister
Schmidt, Karl, Gastwirt

aus: Amtliches Landes-Adressbuch der Provinz Niederschlesien für Industrie, Handel, Gewerbe, Verlag August Scherl, Breslau, 1927

Groß Rinnersdorf  in: Alphabetisches Verzeichnis sämtlicher Ortschaften der Provinz Schlesien 1913

Groß Rinnersdorf [1913]
Dorf + Rittergut: Kreis Amtsgericht Lüben 9 km; Post evangelisches Kirchspiel Eisenbahnstation Groß Rinnersdorf (Bezirk Liegnitz); Amtsbezirk Koslitz; Standesamtsbezirk Jauschwitz; katholisches Kirchspiel Raudten; 207 + 102 Einwohner

aus: Alphabetisches Verzeichnis sämtlicher Ortschaften der Provinz Schlesien, Verlag Wilhelm Gottlieb Korn, Breslau 1913

Groß-Rinnersdorf in Büchern von 1789 und 1845

Groß Rinnersdorf auf der Kreiskarte Lüben 1935
Fahrkarte Liegnitz-Groß Rinnersdorf vom 6.11.1944 Fahrkarte Liegnitz-Groß Rinnersdorf vom 6.11.1944
Fahrkarte Liegnitz-Groß Rinnersdorf vom 6.11.1944

Bahnhof Groß Rinnersdorf
Die wichtigste Eisenbahnlinie im Kreis war die eingleisige Hauptbahn von Raudten-Queißen nach Liegnitz. Von Raudten stieg sie bis zum Haltepunkt Groß Rinnersdorf an, umfuhr bis zum Bahnhof Koslitz die Hügel in einer großen S-Kurve und fiel dann nach Lüben ab. Hinter Lüben durchzog die Strecke die Wald- und Heidelandschaft bei Vorderheide, um über Rüstern nach Liegnitz einzubiegen.


Groß Rinnersdorf 1902:Villa Immenheim im Schulgarten, Schloss, Kirche, Bahnhof

Groß Rinnersdorf 1902: Villa Immenheim im Schulgarten, Schloss (Obergut), Kirche, Bahnhof.

Groß Rinnersdorf: Bahnhof, Evangelische Kirche, Schloss, Gasthaus von Wittik (Wittig?!)

Groß Rinnersdorf: Bahnhof, Evangelische Kirche, Schloss (Obergut), Gasthaus von Wittik (Wittig?!) - Bilder vom Rinnersdorfer Findling

Kirche im Jahr 2013

Kirche im Jahr 2013


Reinhard Fitzner besuchte im Jahr 2013 das restaurierte Kirchlein in Rynarcice, dem früheren Groß Rinnersdorf.


Erinnerungen an Groß-Rinnersdorf

Eingekuschelt in eine sanfte Talmulde, halb versteckt im Grün von Obstbäumen, umrahmt von herrlichen Waldungen, liegt das Dorf Groß-Rinnersdorf mit seinen einst reichlich 300 Einwohnern. Ob von Lüben oder Pilgramsdorf kommend, immer bot sich dem Wanderer ein liebliches Bild. Aus dem Grün der Bäume hob sich der Turm der kleinen, aber sehenswerten Kirche gegen den blauen Horizont ab. Auf dem Birkberg stehend, hatte man eine wundervolle Aussicht in das wellige Gelände der "Eisemoster Schweiz". In der Feldflur auf Raudten zu fand sich eine nie versiegende Quelle. Nicht weit hatten wir es zum "Pilz" bei Koslitz, jenem markanten Punkt unserer Moränenlandschaft mit seinen 216 m Höhe, für die Lübener ein beliebtes Ausflugsziel.

Die Entfernung zur Kreisstadt, die durch Kunststraße und Eisenbahn zu erreichen war, betrug 10 km. Wenn man das Fahrrad benutzte, wählte man gern den Weg über die Oberförsterei. Mit den Nachbarorten Jauschwitz, Raudten, Pilgramsdorf und Eisemost war unser Heimatdorf durch Kunststraßen verbunden, während nach Koslitz ein Landweg durch teilweise dunklen Laubwald führte. Die Niederschlesische Heide gab der Landschaft das besondere Gepräge, fast durchweg Wälder mit der anspruchslosen Kiefer, meist sandige Felder und weite Flächen mit Heidekraut. Die wirtschaftlichen Verhältnisse des Dorfes waren weniger günstig, da sie allein durch die geringen Erträge des mageren Bodens bestimmt wurden.

Auf dem Rittergut waren eine Spiritusbrennerei und eine Flockenfabrik eingerichtet worden. Alles Wissenswerte über unser liebes Heimatdorf verdanken wir dem Rittergutsbesitzer Krause, der, vormals Pastor im Dorf, die Witwe des Besitzers des Gutes heiratete und 1825 eine das Gut und die Gemeinde umfassende Chronik schrieb. Nun aber laßt uns etwas über seine Geschichte plaudern: Der Gründer unseres Heimatdorfes ist ein Deutscher namens Reinhard. Nach ihm wurde das Dorf "Reinhardsdorf" genannt. Später erst hieß es Reinersdorf, Rennersdorf und schließlich Rinnersdorf. Urkundlich erwähnt wird es erstmals im Jahre 1317 (die Kirche 1372), es besteht also demnach fast 650 Jahre. Das Jahr der ersten urkundlichen Erwähnung ist nicht gleichzusetzen mit dem Jahr der wirklichen Gründung. Es ist anzunehmen, daß die Entstehung unseres Dorfes in die Zeit zwischen 1250 und 1300 fällt. Demnach also in die Zeit, wo in Schlesien neben slawischen Siedlungen deutsche Städte und Dörfer gegründet wurden.

Seit der Busewoyschen Erbteilung im Jahre 1569 gab es ein Groß- und ein Klein-Rinnersdorf. Der damalige Besitzer des Rittergutes, von Busewoy, teilte sein Gut unter seine drei Söhne auf. Der älteste Sohn bekam das Obergut, der zweite das Niedergut und der dritte Neusorge, das vom eigentlichen Rinnersdorf etwas abgelegen war. Dieser dritte Sohn nannte aber sein Besitztum auch Rinnersdorf. Ober- und Niedergut waren später wieder in einer Hand vereinigt. Der größte Teil des Dorfes wurde daher Groß-Rinnersdorf, das ehemalige Neusorge, der kleinere Teil, nunmehr Klein-Rinnersdorf genannt. Der Besitzer von Groß Rinnersdorf wohnte in dem schöneren und größeren Schlosse des ehemaligen Obergutes, während das kleinere Schloß des Niedergutes den Gutsangestellten als Wohnung diente. Hier war auch die Krankenpflegestation und Jahre hindurch die Post untergebracht. Der letzte Besitzer des Rittergutes war Freiherr von dem Bottlenberg: Vorbesitzer waren Dr. Güttler, Bechstein, von Nickisch-Rosenegk, von Stosch.

Wie ging die Gründung unseres Heimatdorfes vor sich? In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts zeigten die schlesischen Fürsten ein reges Interesse, ihr Land mit Deutschen zu besiedeln. Ein Unternehmer oder Vogt (in unserem Falle also Reinhard) erhielt mit einer Urkunde die Erlaubnis, ein Dorf nach deutschem Recht auszusetzen. Reinhard begab sich nach Franken oder Thüringen und warb Siedler. Es handelte sich meist um nachgeborene Söhne und Töchter, die nach damals geltendem Erbrecht auf dem Gut ihres ältesten Bruders arbeiteten. So bot sich nun für diese Gelegenheit, als freie Bauern auf eigener Scholle wirtschaften zu können. Manch anderen bewog vielleicht auch Abenteuerlust, in die Ferne zu ziehen. Handwerker schlossen sich an, weil sie sich ein besseres Fortkommen erhofften. Kurz vor dem festgesetzten Abfahrtstage trafen die Siedler mit ihren geschmückten und mit Lebensmitteln, Saatgut, Ackergerät, Viehfutter, Kleinvieh und vielen anderen Dingen beladenen Wagen in der vorher bestimmten Stadt ein. Am Abfahrtstage selbst, meist im zeitigen Frühjahr, fuhren die Wagen auf dem Marktplatz auf.

Nach einer Ansprache des Vogtes setzte sich, von diesem angeführt, der Zug gen Osten in Bewegung. Die Reise war lang und beschwerlich auf den holprigen Wegen. Hier brach ein Rad, dort stürzte ein Zugtier, Überfälle mußten abgewehrt werden. Rasttage wurden eingeschoben, um aufgetretene Schäden zu beseitigen, Einkäufe für die Weiterreise zu tätigen, um Brot zu backen, die Kleidung in Ordnung zu bringen und um den Zugtieren Ruhe zu gönnen. Große Schwierigkeiten entstanden beim Überqueren der Flüsse. Stundenlang wurde oft nach einer seichten Stelle für die Durchfahrt gesucht. Besonders gefährlich war der Durchgang durch den Grenzwald an Schlesiens Grenze. So mancher Zug wurde hier überfallen, ausgeplündert oder gar vernichtet. Nach Monaten traf man dann nach Überwindung vieler Schwierigkeiten endlich in der neuen Heimat ein. Einfache Hütten für die Unterkunft von Mensch und Tier und für die Unterbringung der Wagen wurden errichtet. Bald ging es an die Rodung des Waldes. Die Stämme wurden zum Bau von Blockhäusern verwendet. Die gerodete Fläche wurde mühsam in Ackerland verwandelt und - soweit bei der vorgeschrittenen Jahreszeit noch möglich war - bestellt. Es wurde gemeinsam geerntet und verbraucht.

Im folgenden Jahre wurde dann die gesamte Ackerfläche einschließlich Wiesen (der teilweise stehengebliebene Wald blieb zunächst gemeinsames Eigentum) verteilt und der eigenen Bewirtschaftung übergeben. Reinhard durfte als der Vorsteher der neuen Gemeinde sich seine Teile selbst wählen. Für die später zu bauende Kirche wurde ein bestimmtes Stück Land abgezweigt, die übrigen Anteile verlost. Mit gegenseitiger Hilfe wurden nunmehr Wohnhäuser, Ställe, Schuppen, Scheunen, in der Hauptsache aus Holz, aber besser und fester als die Blockhäuser, errichtet. In den ersten Jahren waren unendliche Schwierigkeiten zu überwinden. Es gab sogar Kämpfe mit Bären und Wölfen zu bestehen.

Durch eisernen Fleiß und zähe Ausdauer gelangten die Siedler nach einer Reihe von Jahren zu einem gewissen Wohlstand, der es ihnen ermöglichte, sogar den Erbzins, der ihnen für die erste Zeit erlassen war, ohne weiteres zu entrichten. Sie waren auch bald in der Lage, den Markt der nächsten Stadt zu beschicken, wo sie gegen eigene Erzeugnisse Pelze, Geschirr, Geräte u. a. einhandelten. So entstand neben der alten slawischen Siedlung Jauschwitz ein deutsches Dorf, nach seinem Gründer "Reinhardsdorf" genannt.

E. K. in LHB 1/2/1955

(Verfasser des Artikels war vermutlich der letzte deutsche Lehrer und Kantor von Groß Rinnersdorf Erwin Kranz)

1907: Ernst Buchholz's Gasthaus, das gräfliche Schloss (Obergut), der Bahnhof

Kirche Pfarrhaus Schloß Kriegerdenkmal Paul Kunert Kolonial-Gemischt-Waren

Kirche und Pfarrhaus, Schloß (Obergut), Kriegerdenkmal,
Paul Kunert Kolonial-Gemischt-Waren

Groß Rinnersdorf: Evangelische Kirche

Evangelische Kirche

Schloss Groß Rinnersdorf

Schloss (Obergut) Groß Rinnersdorf

Schloss Groß Rinnersdorf

Schloss (Niedergut) Groß Rinnersdorf