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Neudorf [1939]
Gemeinde, Kreis Lüben, 19 km, Post Neudorf über Lüben Schlesien-Land, 264 Einwohner, 64 Haushalte, Flurgröße 829 ha, 4 Gemeinderäte, Bürgermeister Hermann Neufert, Fernsprecher Neudorf (öffentlich), Landratsamt, Finanzamt, Amtsgericht, Versicherungsamt, Landkrankenkasse, AOK Lüben / Regierungsbezirk, Landgericht, Arbeitsgericht, Versorgungsamt Liegnitz / Arbeitsamt Liegnitz, Nebenstelle Lüben / Standesamt Heinzenburg / Schulgemeinde Neudorf / Gendarmeriebezirk Kotzenau / nächster Personen-, Güterbahnhof Kotzenau 9 km / nächste Kraftposthaltestelle Heerwegen, Kreis Glogau, 10 km. Vorhanden: 1 Volksschule
Aus: Alphabetisches Verzeichnis der Stadt- und Landgemeinden im Gau Niederschlesien mit den dazugehörigen Ortsteilen, Kolonien, Siedlungen usw., Kurt-Gruber-Verlag Wirtschaft Recht, Dresden, 1939 |
Neudorf in einem Nachschlagewerk von 1845
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Neudorf [1927]
Dorf Kreis Lüben Regierungsbezirk Liegnitz 288 Einwohner Gemeindevorsteher Neufert Postamt Neuguth-Heinzenburg Eisenbahnstation Güterladestelle Kotzenau Entfernung 9,5 km Amtsgericht Kreissparkasse Lüben Landgericht Elektrizitätswerk Liegnitz (Kraft und Licht 220 Volt Wechselstrom) Stadtsparkasse Girkokasse Kotzenau und Polkwitz evangelische Volksschule Fortbildungsschule
aus: Amtliches Landes-Adressbuch der Provinz Niederschlesien für Industrie, Handel, Gewerbe, Verlag August Scherl, Breslau, 1927
Neudorf [1913]
Dorf + Rittergut: Kreis Amtsgericht Lüben 19 km; Post Parchau (Schlesien) 4 km; Eisenbahnstation Kotzenau 8 km; Amtsbezirk Neuguth; Standesamtsbezirk evangelisches Kirchspiel Heinzenburg; katholisches Kirchspiel Herbersdorf; 268 + 24 Einwohner
aus: Alphabetisches Verzeichnis sämtlicher Ortschaften der Provinz Schlesien, Verlag Wilhelm Gottlieb Korn, Breslau 1913
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1910: Warenhandlung E. Mücke, Schule, evangelische Kirche (zu Heinzenburg), Gasthof zu den drei Linden. Der spätere Gasthof von Urbatsch gehörte zu dem Zeitpunkt vermutlich noch Franz Schmidt. August Paul Schmidts Geburtshaus.
Ein großes Dankeschön für diese Abbildung an Grzegorz Kardyś aus Polkowice! Die Tafel am Schulhaus ist gut zu lesen: "Evangel. Schulhaus. 1896. Nun danket alle Gott mit Herzen, Mund und Händen, Der große Dinge thut An uns und allen Enden."
Neudorf
Die nördliche Gemeindegrenze von Neudorf war mit der Kreisgrenze zum Landkreis Glogau identisch. Durch die Lage in der Grenzregion hatte Neudorf einen schlechten Standort im Kreisgebiet. Die Kreisstadt Lüben lag 20 km und Kotzenau 10 km vom Ort entfernt. Die nächste Bahnstation der Kleinbahn Lüben-Kotzenau lag im 9 km entfernten Ober Gläsersdorf.
Wie es der Ortsname ausdrückt, war Neudorf ein "neues Dorf" und soll nach den Aufzeichnungen des letzten Dorfschullehrers Erich Schild um das Jahr 1600 entstanden sein. Erstmalig erwähnt ist es auf einem Grabstein an der Groß Heinzendorfer Kirche. Darauf ist vermerkt, daß der Ritter Skopp (oder Schkopp) auch Herr auf Neudorf war.
Im 30jährigen Krieg ist das "neue Dorf" in Schutt und Asche gelegt worden. Auf den Sprottwiesen ausgegrabene Kanonenkugeln stammen aus dieser Zeit. Sie wurden in der Neudorfer Schule aufbewahrt.
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Im Jahre 1935 ist das 365 ha große Rittergut, dessen letzter Besitzer Ernst Freiherr von Müffling war, aufgeteilt worden. Landwirte aus Westfalen wurden hier angesiedelt und die ortsansässigen Bauern nutzten die Gelegenheit, ihre Betriebsfläche durch Zukauf zu vergrößern.
Die Bevölkerung von Neudorf lebte überwiegend auf Kleinbauernhöfen. Der Boden war mager und sandig. Außer zwei kleinen Kaufläden gab es im Ort keine Gewerbetreibenden, auch keine Handwerker. Nach dem Tode des Müllers wurde seine Windmühle abgebrochen.
Urbartsch's Gasthof, Pferde-, Wild- und Geflügelhandlung von Gustav Burger, Kriegerdenkmal, Schule Mit einem herzlichen Dank an Kristin Grundmann.
Die Versorgung der 264 Seelen zählenden Gemeinde war nicht zuverlässig gesichert. Das war auch die Ursache dafür, daß die Lehrer sich in Neudorf nicht immer wohl fühlten und oft wechselten. 1831 erhielt das Dorf eine eigene Schule. Bis dahin waren die Kinder in die Heinzenburger Schule gegangen.
Bei der Aufsiedlung des Rittergutes kaufte der Schulverband ein Stück Acker als Turn- und Sportplatz dazu. Lehrer Erich Schild hat während seiner Amtszeit segensreiche Arbeit für die Schule geleistet und u. a. mit viel Liebe und Fleiß eine Dorfchronik geschrieben. Sie ging wie so vieles 1945 verloren. Er hat sie nach seinen Erinnerungen nach dem Kriege wieder aufgeschrieben und seinen Kindern hinterlassen.
Neudorf hatte keine Kirche. Die evangelischen Gemeindeglieder gehörten zum Kirchspiel in Heinzenburg und die katholischen zum Herbersdorfer.
Gekürzt aus: Heinz Boderke, Der Kreis Lüben, 1986 (Vermutlich von Lehrer Erich Schild verfasst.) |
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