|
Parchau [1939]
Gemeinde, Kreis Lüben, 22 km, Post Parchau, mit Dominium Teichvorwerk, Hälterhaus, Ziegelei, Kleinseiter Vorwerk, Sandhäuser, 601 Einwohner, 168 Haushalte, Flurgröße 1894 ha, 6 Gemeinderäte, Bürgermeister Koschel, Fernsprecher Parchau 14, Landratsamt, Amtsgericht, Versicherungsamt, Landkrankenkasse, AOK Lüben / Regierungsbezirk, Landgericht, Arbeitsgericht, Versorgungsamt Liegnitz / Arbeitsamt Liegnitz, Nebenstelle Lüben / Finanzamt Lüben-Land / Standesamt, Schulgemeinde Parchau / Gendarmeriebezirk Kotzenau / nächster Personen-, Güterbahnhof Kotzenau 9 km / nächste Kraftposthaltestelle Parchau. Vorhanden: 2 Volksschulen, 1 Gutsgärtnerei, 1 Dominium
Sandhäuser [1939]
Gemeinde Parchau, Kreis Lüben, Post Parchau über Lüben / 25 Einwohner, 9 Haushalte, nächster Personen-, Güterbahnhof Kotzenau 7 km / nächste Kraftposthaltestelle Parchau 2 km
Teichvorwerk [1939]
Vorwerk und Forsthaus, Gemeinde Parchau, Kreis Lüben, Post Parchau / Teichvorwerk über Lüben / 25 Einwohner, 6 Haushalte, nächster Personen-, Güterbahnhof Kotzenau 6 km / nächste Kraftposthaltestelle Parchau 3 km
Aus: Alphabetisches Verzeichnis der Stadt- und Landgemeinden im Gau Niederschlesien mit den dazugehörigen Ortsteilen, Kolonien, Siedlungen usw., Kurt-Gruber-Verlag Wirtschaft Recht, Dresden, 1939 |
Parchau [1913]
Dorf + Rittergut (mit Ziegelei): Kreis Amtsgericht Lüben 24 (26) km; Post Amtsbezirk Standesamtsbezirk Parchau (Schlesien) Ziegelei 2 km; evangelisches Kirchspiel Kriegheide; katholisches Kirchspiel Herbersdorf; Eisenbahnstation Kotzenau 6 km; 439 + 159 Einwohner Parchauteich Kreis Lüben siehe Teichhäuser
Teichhäuser [1913]
Kolonie [Rittergut Parchau]: Kreis Lüben 24 km; Post Parchau (Schlesien) 3 km; Eisenbahnstation Kotzenau 5 km; [18 Einwohner]
Sandhäuser [1913] Kreis Lüben = Teichhäuser
Kleinseitenvorwerk [1913]
Vorwerk [Parchau]: Kreis Lüben 24 km; Post Parchau (Schlesien); Eisenbahnstation Persel 5 km; [14 Einwohner]
Teichvorwerk [1913]
Vorwerk [Parchau]: Kreis Lüben 25 km; Post Parchau (Schlesien) 3 km; Eisenbahnstation Kotzenau 5 km; [18 Einwohner]
aus: Alphabetisches Verzeichnis sämtlicher Ortschaften der Provinz Schlesien, Verlag Wilhelm Gottlieb Korn, Breslau 1913
Parchau in einem Nachschlagewerk von 1845 |
Parchau [1927]
Dorf Kreis Lüben Regierungsbezirk Liegnitz 464 Einwohner Gemeindevorsteher Göldner Postamt Parchau Eisenbahnstation Kotzenau Güterladestelle Polkwitz Entfernung 9 km Amtsgericht Finanzamt Gewerbeamt Lüben Landgericht Liegnitz Elektrizitätswerk Liegnitz (Kraft 380 Volt Licht 220 Volt) evangelische Volksschule
Aust, Robert, Schmiedemeister
Deutschmann, Charlotte, Müllerei, Haus 104
Döring, Hermann, Müllermeister
Dudler, Paul, Bäcker
Göldner, Artur, Gastwirt
Gürke, Pauline, Handelsfrau
Keller, Emil, Schmied, Haus Nr. 75
Kühn, Karl, Schuhmachermeister
Kurzke, Karl, Schuhmacher, Haus Nr. 43
Malz, Hermann, Gastwirt
Menzel, Erich, Schmied, Haus Nr. 101
Schrinner, Wilhelm, Müller, Haus Nr. 29
Schultz, Emil, Schneidermeister für Herren
Senftleben, August, Tischler, Haus Nr. 11
Siebenhaar, Gustav, Handelsmann
Strempel, Julius, Fleischer, Haus Nr. 97
Warmuth, Gustav, Fahrradreparaturen, Haus 87
Warmuth, Gustav, Stellmacher, Haus Nr. 33
aus: Amtliches Landes-Adressbuch der Provinz Niederschlesien für Industrie, Handel, Gewerbe, Verlag August Scherl, Breslau, 1927
Gasthaus Hermann Malz (nach Feldhahn)
|
Parchau um 1900: Gasthaus Feldhahn, Teichvorwerk, Schloss
1915: Gürkes Warenhandlung, Schloss, Kriegerdenkmal, Schule
Schloss und Feldhahns Gasthof um 1905
(Der Name des Besitzers ist unbekannt... Erinnert aber an Gasthof-Besitzer August Feldhahn in Friedrichswalde! Ob sie identisch sind?)
Parchau: Gasthaus Julius Strempel, Evangelische Schule, Schloss, Wohnhaus/Warenhandlung Gürke
Parchau: Schule, Schloss, Warenhandlung Karl Gürke
Schloss Parchau um 1930
1939: Fahrradhandlung und Kolonialwaren Gustav Warmuth, Schloss, Kriegerdenkmal, Schule
Mein Parchau
"Unser trautes Nest" lag am Rande des Kreises Lüben und hatte 105 Haus-Nummern mit 750 Einwohnern. Das Niederdorf grenzte westlich an den Kreis Sprottau und nördlich an den Kreis Glogau. Die geographische Lage der Bauern im Niederdorf war einmalig; die Bauern hatten nach hinten die Wiesen, nach vorn den Acker und im Anschluß den Wald. Von der Post aus, Haus Nr. 23, teilte sich das Dorf in eine große und eine kleine Seite. Drei Gasthäuser waren vorhanden. Im Jahr 1940 wurde eine neue Schule gebaut. Unsere alte Schule war - bis zur Fertigstellung der neuen - überfüllt gewesen. Manche Klassen wurden am Nachmittag unterrichtet. Viele Jahre war dort Herr Arthur Peiler als Hauptlehrer tätig.
In der Mitte des Dorfes lag das Rittergut des Grafen von der Recke, das zuletzt von seinem Erben Eugen von Vahlkampf bewirtschaftet wurde. In Parchau gab es zwei Windmühlen, eine in Richtung Polkwitz, die andere an der alten Bunzlauer Straße, auf dem sogenannten "Thum". Beim Dominium gab es eine Wassermühle, die von der Sprotte betrieben wurde.
In der Mitte des Dorfes gab es zwei Geschäfte (Gemischtwarenhandlungen). Dort konnten die Bewohner des Dorfes ihre Lebensmittel und auch Gebrauchsgegenstände kaufen. Ganz früher holten diese Kaufleute einmal in der Woche mit Pferd und Wagen bei den Bauern Milch, Butter, Eier und anderes ab. Das wurde dann am Sonnabend auf dem Markt in Kotzenau angeboten.
In der Nähe des Rittergutes befand sich ein Kindergarten, der ursprünglich dem Gut angegliedert war und nur die Kinder, deren Eltern auf dem Gut beschäftigt waren, aufnahm. Später wurde er für alle Kinder aus dem Dorf zugänglich. Die Mittagsspeisung wurde eingeführt. Die Teilnahme an Kinderfesten und dem Weihnachtsfest zeigte, wie dankbar die Parchauer dieser Einrichtung begegneten.
Paul Deutschmann und Elfriede Zorn in LHB 5/1976 |
Knappe's Warenhandlung, Schloss, Schule, Kriegerdenkmal |
Gürke's Warenhandlung, Schloss, Kriegerdenkmal, Schule |
Die folgenden vier Fotos von Parchau verdanken wir Else und Hans-Peter Walter. Leider fehlen zeitliche Angaben dazu.
Dominium Parchau
Gasthaus Hermann Malz. (Vermutlich eine Nachkriegsaufnahme)
Parchauer Wassermühle an der Sprotte
Dieses Haus wird von den Walters "Unser Vaterhaus in Parchau" genannt. Leider fehlen der Aufnahmezeitpunkt und der Name des ehemaligen Besitzers. Else Walter ist eine geb. Rackwitz. Ihr Vaterhaus könnte also einem Rackwitz gehört haben. Auch dieses Foto ist vermutlich erst in der Nachkriegszeit fotografiert worden. Bei Einsendungen bitte unbedingt mehr Informationen übermitteln.
|
Rittergut Parchau
Das Rittergut Parchau hatte als Herrensitz ein Barockschloß, dazu gehörten massive Wirtschaftsgebäude, eine Schmiede, Stellmacherei, eine eigene elekrische Anlage (Wasserturbine, angetrieben durch die Sprotte, die das Gut durchfloß).
Auf dem Vorwerk "Kleine Seite" wurde Schafzucht betrieben und die "Große Seite" war ein Teichvorwerk mit Teichhäusern. Die Größe belief sich insgesamt auf 1128,70 ha mit Acker, Weide, Wald meist mit Kiefern, etwas Mischwald und den Teichen (Karpfenteiche).
Der Viehbestand 1945 waren 30 Oldenburger Pferde, 200 Rinder, 120 Schweine und 450 Schafe. Weiter fanden wir den Geflügelhof und eine Dampfziegelei.
Bis 1894 war Graf Nostiz Besitzer, dann kam Otto Graf von der Recke von Volmerstein. Nach dem Tode des Ehepaares ging das Besitztum an die 5 Kinder über und wurde von der ältesten Tochter Irmgard und deren Ehemann Eugen von Vahlkampf bewirtschaftet. Letzter Gutsinspektor waren Herr Schulz und Förster Hermann Kobuch, der gleichzeitig die Fischerei betreute.
Clara von Klaß, geb. Gräfin von der Recke von Volmerstein, in LHB 11/1971
Arthur Göldner's Gasthof, Schule und Schloss. Mit einem herzlichen Dank an Grzegorz Kardyś! |
|
Schloss Parchau auf einer Aufnahme, die wir ebenfalls Else und Hans-Peter Walter verdanken!
|
Zum Parchauer Teichvorwerk (Forsthaus und Vorwerk)
Forsthaus Teichvorwerk, Zeichnung von Hans-Werner Liers
Revierförster Hermann Kobuch war mein Onkel. Bei ihm im Forsthaus Teichvorwerk verbrachte ich meine Schulferien. Er führte mich bei den nahezu täglichen Radfahrten zu seiner Arbeit im Gutsrevier in die Forst- und Fischereiwirtschaft ein, in die Jagd und in Hege und Pflege der Natur mit all ihren Tieren und Pflanzen.
Mit meiner Tante Hannchen fuhr ich zum Einkauf in den Dorfladen Kriegheide, an den Feiertagen besuchten wir den Gottesdienst in der großen Kirche, die mir noch heute gut in Erinnerung ist. Die Ehe meiner Verwandten blieb kinderlos. Sie waren äußerst liebenswerte Menschen, die mich wie einen eigenen Sohn betreuten.
Als Edelstein mitten in der Heide lagen die Parchauer Teiche, ca. 400 Morgen intensiv für die Karpfenzucht genutzt, mit einzigartiger Flora und Fauna, deren Beobachtung und Erforschung zu jeder Jahreszeit meine große Ferienleidenschaft war. Anlässlich eines Fronturlaubs 1943 besuchte ich meine Verwandten ein letztes Mal. Anfang 1945 brachen alle Verbindungen ab. Was mit meinen so sehr von mir geliebten Verwandten geschah, ist unbekannt.
1973 wollte ich meiner Familie die Gegend zeigen, in der ich die schönste Zeit meiner Jugend erlebte. Über Muskau, Liegnitz, Kotzenau fuhren wir zum Teichvorwerk. Welche schlimme Überraschung: Vom großen Vorwerk war nichts mehr vorhanden, alles abgetragen einschließlich der Feldstein-Grundmauer, auch die Handpumpe unter der Großen Linde sowie die uralte Feldscheune mit dem Storchennest an der Straßengabel Kriegheide-Parchau. Den Hügel hinauf führte kein Weg mehr zu der Stelle, wo das Forsthaus mit seinen Nebengebäuden gestanden hatte - es war wie vom Erdboden verschwunden.
Ich fand nur noch einige Scherben vom Speiseservice meiner Tante. Wildnis hatte den Hügel überwuchert. Wir fuhren zu den Teichen. An der Stelle der kleinen Brücke war der Umlaufgraben zugeschüttet. Statt der großen Wasserflächen und der Schleusen war alles trockene, wüste Heidelandschaft, auf der einige magere Rinder weideten.
Wir fanden zwei Hirten, mit denen wir uns in einem Gemisch von Russisch-Polnisch mühsam verständigten. Sie waren aus dem nun russischen äußersten Osten Polens gewaltsam ohne Hab und Gut umgesiedelt worden. Vorwerk und Försterei waren ihnen zum Abriss freigegeben worden, um Baumaterial für ihre Unterkunft zu gewinnen. Das Gespräch zeigte äußerste Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit.
Meine Erlebnisse waren derart deprimierend und traurig, dass ich nie mehr dorthin zurückkehrte. Sollte jemand aus Kriegheide, Parchau oder Kotzenau sich an das Schicksal des Ehepaares Revierförster Herrmann Kobuch oder seiner Frau Hannchen geb. Liers erinnern, so wäre ich für eine Nachricht sehr dankbar...
Hans-Werner Liers in LHB 4/2000 |
|
|