Allerlei Zeitdokumente - 1915
Heinrich Range im Reservelazarett im Schießhaus
Postkarte von 1915














Eigentlich interessiert sich der Sammler alter Lübener Ansichtskarten Tomasz Mastalski nur für die Motive seiner Karten.
Aber mit den folgenden sechs ist ihm eine außergewöhnliche Zusammenstellung gelungen! Die Fundstücke erzählen eine ganze Geschichte aus dem Weltkriegsjahr 1915:

Feldpostkarte 1915

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Lüben, den 21.3.1915
Liebe Mutter und Bruder! Habe deine Karte erhalten, was mich sehr freute. Schicke euch hier eine Ansicht, wo ich drin bin. Hoffentlich habt ihr meinen Brief erhalten. Gestern Abend war ich im Konzert, woselbst es sehr schön war.
Von Uffelmanns habe ich gestern auch eine Karte bekommen. Es ist nur schade um die 3 Pakete, die du mir
ins Feld geschickt hattest.

Ich habe dem Feldwebel mitgeteilt, er solle mir die Sachen nachschicken. Sonst geht es mir noch gut und hoffe von euch das gleiche. Es grüßt herzlich Euer Sohn und Bruder Heinrich. Auf Wiedersehen - Gruß an Jispe und Jinn. Mit meinem Bein geht es schon immer besser.

In mehreren Lübener Hotels waren im 1. Weltkrieg Reserve-Lazarette eingerichtet worden. Heinrich Range war hier im Schießhaus untergebracht. Als er die Feldpostkarte stempelte, hatte der Diensthabende versehentlich die Jahreszahl 04 eingestellt. Als er den Fehler sah, korrigierte er die Einstellung und stempelte noch einmal, jetzt korrekt 21.3.15!

Feldpostkarte 1915

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Lüben, den 24.3.15
Liebe Mutter! Deine Karte habe ich gestern erhalten, besten Dank auch. Hoffentlich hast du meine beiden Karten vom Sonntag auch erhalten, worin ich Dir mitteilte, daß ich das Paket erhalten habe. Uffelmanns haben mir gestern auch geschrieben, worin sie mir mitteilten, daß Konrad

wieder geschrieben hätte. Schreibpapier brauchst du mir nicht zu schicken, denn das gibt es hier mehr wie zu Haus. Ich kann schon ganz gut gehen, gehe jeden Tag. Es grüßt herzlich dein Sohn Heinrich. Viele Grüße an Fritz und Georg. Die Karte von Liese habe ich auch erhalten.


Feldpostkarte 1915

Feldpostkarte 1915

Lüben, den 4.5.15 - Liebe Mutter! Teile dir mit, daß ich Donnerstag mittag hier abfahre und komme dann Freitag nach Cassel. Fahre über Liegnitz, Dresden, Leipzig, Halle nach Cassel. Hoffentlich sehen wir uns Sonntag wieder.

Lüben, den 4.5.15 - Liebe Mutter! Die Karte von heute morgen wirst du wohl erhalten haben, wenn diese eintrifft. Ich hatte dir darauf mitgeteilt, daß ich Donnerstag fahre, die Sache hat sich geändert, ich reise schon morgen Mittwoch ab mittags 12 Uhr, benutze von Liegnitz aus Schnellzug - komme dann abends schon in Cassel an. Bin dann Sonntag schon zu Haus auf Arbeit. Mit Gruß dein Sohn Heinrich

Heinrich Range hat also seine Kriegsverletzung auskurieren können. Vermutlich blieb ihm nicht viel Zeit, ehe er wieder an die Front musste. Was mag aus ihm geworden sein? Ob unter den zahlreichen Ranges in Hofgeismar Nachkommen von ihm sind? Oder ist Heinrich Range von seinem nächsten Fronteinsatz nicht mehr lebend zurückgekehrt?

Dabei hat in Lüben eine zarte Liebesgeschichte angefangen! Grete Eitner aus der Breiten Straße 18 schreibt Heinrich Range nach Hofgeismar. Zuerst an die Anschrift seiner Mutter. Ein paar Wochen später wieder an eine Militäreinheit in Kassel. Ob sie sich wiedergesehen haben?

Feldpostkarte 1915

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11.5.15
Besten Dank für Ihre werte Karte. Es freut mich, daß Sie in Ihrer Heimat gut angekommen sind. Mir geht es sonst noch gut. Hoffentlich ist es bei Ihnen desgleichen. In Lüben ist jetzt garnichts los. Fritsch und Kinzel kommen sehr wenig in die Laube*. Diese Woche kommen sie ins Lazarett und in die Baracken.

Nochmals besten Dank für Ihre Karte. Meine Eltern lassen auch grüßen. Viele Grüße G. Eitner. Schreiben Sie mir bitte wieder einmal. Abs. Grete Eitner Lüben Breitestr. 18

* Auf der Postkarte oben schreibt sie "Ihr Lieblingsplatz" und unten hat sie die Laube im Schrebergarten ihrer Eltern zweimal angekreuzt.


Feldpostkarte 1915

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16.6.15
Feldpostkarte - An Schütze Heinrich Range Ersatz Batt. Masch. Gew. Komp. 11. Armeekorps Kassel
Werter Herr Range! Durch Ihre werte Karte wurde ich sehr erfreut. Auf der selbigen ersehe ich, daß es Ihnen noch gut geht, dasselbe kann ich auch von mir berichten.

Kinzel und Fritsch ist nicht mehr da. Fritsch ist in Sillmenau bei Breslau. Von ihm erhielt ich heute eine Karte. Mönch und die anderen Bekannten sind noch da. Viele Grüße von Grete Eitner. Eltern lassen auch grüßen. In Lüben ist sonst alles noch beim alten.