Erinnerungen an die Gurkeneinlegerei und Sauerkohlfabrik Lüben
Ich bin 1934 in dem Haus geboren, in dem die Firma Hoffmann aus Lüben eine Zweigstelle in Altstadt eingerichtet hatte. Auf dem Hof dieser Gurkeneinlegerei und den umliegenden Wiesen war für mich und meine Freunde eine herrliche Spielstätte. Es begann schon in der kalten Jahreszeit, wenn die eingelegten Salzgurken aus den großen Fässern in kleine sortiert wurden und wir den Frauen zusahen, die rot gefrorene Hände hatten.
Waren die großen Fässer leer, so wurden sie ausgescheuert, hinten auf die Wiese gerollt und übereinander gestapelt. Wie herrlich konnte man darauf herumklettern und hineinkriechen! Im Juni wurde Dill angefahren und in langen Reihen auf der Wiese zum Trocknen aufgestellt. Dann begann auch bald die Anfuhr der Gurken. Sie wurden maschinell gewaschen, angestochen, sortiert und liefen dann auf einem Förderband in Körbe.
Zwei Frauen trugen die Körbe und schütteten die Gurken in die Fässer. Meine Mutter bereitete ein 5%-ige Salzlake, die sie mit einem Schlauch auf die Gurken füllte. Abgedeckt wurde mit Dill. Meine Mutter überprüfte den ganzen Winter hindurch den Stand der Salzlake und kletterte auf den Fässern herum.
Nach der Gurkenernte kamen die Kürbisse zur Verarbeitung. Riesige Berge türmten sich auf dem Hof, obwohl 'riesig' relativ sein mag. Denn als ich zum ersten Mal nach der Flucht 1945, es war im Herbst 1991 vor dem Kirchberg in Lüben-Altstadt stand, kam ich ins Grübeln, ob dies wohl der steile Berg aus meiner Kindheitserinnerung war. Die Gurkeneinlegerei wurde nach der Flucht in Oschersleben an der Bode neu eingerichtet und viele Lübener siedelten sich hier an.
Marianne Buhlmann in Lübener Heimatblatt 2/2005