Gasthof Deutscher Kaiser und DELI-Kino
Hotel zum Löwen














Der Gasthof Deutscher Kaiser in der Bahnhofstraße 8 war nicht nur beliebtes Restaurant und Hotel, sondern im 1. Weltkrieg auch Reservelazarett. Davon zeugen mehrere Feldpostkarten, die unter Zeitdokumente gezeigt werden.

Gasthof Deutscher Kaiser und Schusters DELI-Kino in den 1930er Jahren

Mitte der 1930er Jahre wurde unter Leitung von Vater und Sohn Schuster das DELI-Kino angebaut. DELI hieß - wie nicht anders zu erwarten - DEutsche LIchtspiele. Auf der rechten Seite neben dem Hotel war die Raiffeisengenossenschaft.

Gasthof Deutscher Kaiser um 1940

Das DELI-Kino um 1940


Gasthof Deutscher Kaiser von Gustav Stach

Dank an Tomasz Mastalski für diese Abbildung einer Ansichtskarte von 1915.

Leider ist die Aufschrift der Karte fehlerhaft und verlangt nach einer Erklärung. Reinhard Fitzner, einer meiner hilfreichen Unterstützer, ist Nachkomme von Gustav Stach und Emma geb. Stark, von denen er weiß, dass sie bis 1931 den Gasthof Deutscher Kaiser in Lüben führten. Der Name Stacke auf der Karte ist vermutlich ein Druckfehler. Warum die Karte dennoch in Umlauf gebracht wurde, wird wohl auf ewig ein Geheimnis bleiben. Hat man den Fehler übersehen? Starb Gustav Stach, bevor er die Karten in Händen hatte? Hat man sich mit der Druckerei finanziell geeinigt?

Auf der Rückseite der oben abgebildeten Karte erfahren wir, dass der Gasthof während des ersten Weltkrieges 1915 Reservelazarett war. Jörg Siegert, dessen Archiv ebenfalls eine Ansichtskarte vom Lübener Hotel Deutscher Kaiser enthält, verdanke ich den Blick auf eine weitere Karte mit dem gleichen Motiv. Interessant ist die handschriftliche Veränderung in der Überschrift:

Stacke 1915 geändert in Stach!

Der Absender hat 1915 eine Namensänderung vorgenommen, bevor er die Karte verschickte! Es war ein verwundeter Soldat im Reservelazarett Deutscher Kaiser, der offenbar den Hotelbesitzer gut genug kannte, dass er es für angemessen hielt, dessen richtigen Namen zu vermerken. Aus Stacke machte er ein handschriftliches Stach! Ein kleiner Beweis, dass es sich um einen Druckfehler gehandelt haben muss. Auf der Rückseite wird "Max Klare, Zeitz" als Verlag genannt. Möglicherweise erklärt sich damit auch der falsche Name.

Nach Gustav Stach pachtete den Gasthof im Jahr 1931 Oswald Friese aus Lüben-Altstadt. Der Gasthof war wegen seiner Tanzveranstaltungen, aber vor allem wegen seiner Filmvorführungen durch Hermann und Reinhold Schuster bekannt und beliebt in Lüben und Umgebung.

Anzeige im Lübener Stadtblatt vom 4.6.1892

Anzeige im Lübener Stadtblatt vom 4.6.1892



Zu erneuter Verwirrung führt die Abbildung einer Ansichtskarte von Ossig, auf der Stache's (!) Gasthaus mit Gesellschaftsgarten um 1900 zu sehen ist. Gustav Stach hatte also zuerst oder außerdem ein Gasthaus in Ossig, wo er damals tatsächlich wohnte. Auch hier ist sein Name falsch geschrieben. Vielleicht verursacht vom schlesischen Dialekt?

Dass er Stach hieß, beweist folgende Urkunde, unterschrieben vom Standesbeamten und Gasthofbesitzer Paul Rüdiger aus Ossig. Darin wird dem "Gasthofbesitzer Gustav Stach" und seiner Ehefrau Emma Stach geb. Stark am 10.4.1905 die Geburt der Tochter Helene bescheinigt.

Weitere Dokumente über den Gasthof Deutscher Kaiser in der Lübener Bahnhofstraße und alle seine Besitzer/Pächter sind willkommen, auch um das Rätsel um den Namen Stach/Stache/Stacke endgültig zu lösen.


Geburt der Helene Stach am 10.4.1905 Geburt der Helene Stach am 10.4.1905