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Klein Kotzenau ist nur ein Forstgutsbezirk, er hat keine Einwohner und gehört zur Gemeinde Kotzenau, Kreis Lüben
Aus: Alphabetisches Verzeichnis der Stadt- und Landgemeinden im Gau Niederschlesien mit den dazugehörigen Ortsteilen, Kolonien, Siedlungen usw., Kurt-Gruber-Verlag Wirtschaft Recht, Dresden, 1939.
(Die Feststellung, dass es in Klein Kotzenau keine Einwohner gäbe, widerspricht dem Amtlichen Adressbuch Niederschlesien aus dem Jahr 1927, das für Klein Kotzenau 492 Einwohner bestätigt. Eine Erklärung dafür habe ich nicht. Es könnte mit einer veränderten Verwaltungsstruktur zu tun haben. Das gesamte Waldgebiet um Kotzenau, also auch "Klein Kotzenau", war Besitztum der Burggrafen zu Dohna. Irgendwelche Einwohner, z. B. die Gutsangestellten, wurden also herausgerechnet und vermutlich ihren Heimatorten zugerechnet. Wer es besser weiß, bitte Bescheid geben!)
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Klein Kotzenau [1927]
Gemeindebezirk Kreis Lüben Regierungsbezirk Liegnitz 492 Einwohner Gutsvorsteher Källner Postamt Eisenbahnstation Güterladestelle Kotzenau Entfernung 1 km Stadtsparkasse Girokasse Kotzenau Fernsprecher 8 Postscheckkonto Breslau 12336 Amtsgericht Finanzamt Neben-Zollamt Lüben Landgericht Gewerbegericht Kaufmannsgericht Reichsbank Reichsbankstelle Liegnitz Zollamt Haynau Elektrizitätswerk Liegnitz (Kraft und Licht 220 Volt) evangelische Volksschule Fortbildungsschule evangelische Gutsschule
Burggräfl. zu Dohna'sche Dampfziegelei, Fernspr. 75
† Gräfl. zu Dohna'sche Mühlenverwaltung
Graf Willy zu Dohna, Dampfsägewerk Fernsprecher 34 Postscheckkonto 12610 Breslau
† = Firma ist handelsgerichtlich eingetragen.
aus: Amtliches Landes-Adressbuch der Provinz Niederschlesien für Industrie, Handel, Gewerbe, Verlag August Scherl, Breslau, 1927
Klein Kotzenau [1913]
Rittergut (mit Gasthaus): Kreis Amtsgericht Lüben 25 km; Post Eisenbahnstation Standesamtsbezirk evangelisches Kirchspiel katholisches Kirchspiel Kotzenau (Kreis Lüben, Schlesien) 1 km; Amtsbezirk Klein Kotzenau; 366 Einwohner
Friederikenhöhe [1913]
Forsthaus [Klein Kotzenau]: Kreis Lüben 26 km; Post Eisenbahnstation Kotzenau (Kreis Lüben, Schlesien) 5 km; [6 Einwohner]
aus: Alphabetisches Verzeichnis sämtlicher Ortschaften der Provinz Schlesien, Verlag Wilhelm Gottlieb Korn, Breslau 1913
Kotzenau-Forst in einem Nachschlagewerk von 1845
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Gräflich zu Dohna'sches Schloss Klein Kotzenau
Blick von der Terrasse des Schlosses hin zum Verwaltungsgebäude
Anfangs "Gräfliches Dominialgebäude" genannt
Zuletzt "Das Beamtenhaus des Schlosses" genannt. Dank für das Foto an Max Viol!
Das Schloß des Burggrafen zu Dohna ist um ein früher offenes, jetzt als Lichthof benutztes Höfchen von rund 6,12 m mit umlaufender Säulenhalle gruppiert, im Äußeren von je acht Achsen Front, von zwei, durch Pilaster gegliederten Geschossen. Die Zugangsseite zählt eine stark betonte, durch einen Portikus hervorgehobene Achse mehr; im Zuge derselben erhebt sich hinter der Eingangshalle ein stattlicher, von einer Zopfhaube überragter Turm. Einzelne Decken sind in Barockformen gegliedert. An einer Schmalseite (also unter Brechung der Hauptachse) führt eine Freitreppe zu dem im Sinne Le Notre's angelegten, durch Teiche, Alleen, Rokoko-Vasen und häßliche kleine und große allegorische und mythologische Figuren gezierten Park.
Bei dem flüchtigen Besuche des Schlosses unter Führung von Frau Gräfin zu Dohna haben sich dem Verfasser als bemerkenswert eingeprägt: Barockmöbel, meist aus Nußbaum, mit Bronzebeschlägen; 16 Polstersessel mit Schäferszenen in feiner Kanavasstickerei (Petitpoint); kreisrunde Tischdecke, in Seide auf Kanavas gestickt, von etwa drei Meter Durchmesser, großblumiges Rosenmuster, ringsherum ein Jagdfries, bezeichnet 1594, einiges erneuert.
Rechteckige Tischdecke aus Leinwand, bestickt mit ornamentalen und figürlichen Mustern kleinsten Maßstabes in Plattstickerei (Nadelmalerei). Vom Mittelpunkte, wo Maria mit dem Kinde mit zwei Engeln dargestellt ist, streben nach den vier Ecken Korbträgerinnen freier Behandlung, während die so gebildeten Felder durch Vögel, Engelköpfchen und Pflanzen ausgefüllt sind; die Köpfe sind für sich eingesetzt. Seltenes Prachtstück aus der zweiten Hälfte des XVII. Jahrhunderts; die längere Seite mißt 3,15 m; im ganzen wohl erhalten.
Gobelins, Schäferszenen des XVIII. Jahrhunderts darstellend.
Glashumpen von 1586 mit einem Friese von Krebsen und anderem Kleingetier in Schmelzmalerei.
Trinkglas von 1650 mit dem Wappen der Dohna. Neuerdings geschenkweise erworben.
Eine Reihe geschliffener Gläser, meist vom Ende des XVIII. Jahrhunderts. Porzellane, so rotbraun bemaltes Kaffee-, Tee- und Tafelgeschirr aus Dresden, einige Nippes, 2 größere Vasen mit aufgelegtem Blatt- und Blumenschmuck, davon eine mit Schäferszenen, vortrefflich bemalt.
Kleine Reihe von Waffen aus dem XVII. und XVIII. Jahrhundert, so eingelegte Gewehre, Armbrust mit Spannwinde, ein Plattenrüstung, Zweihauer u. a.
Schmiedeeisernes Gitter der Vorhalle, Barockformen.
aus: Hans Lutsch, Verzeichnis der Kunstdenkmäler des Reg.-Bezirks Liegnitz, Wilh. Gottl. Korn, Breslau 1891
Gräflich zu Dohna'scher Gutsbezirk
Es folgen beeindruckende Bilder aus dem Fotoalbum des Obergärtners Hermann Andrusch vom Gräflichen Schlosspark.
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Wahrscheinlich ein Kriegerdenkmal. |
Hermann Andrusch nannte diesen griechischen Tempel den "Billardsalon". Er hat wohl einmal bessere Zeiten gesehen... |
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Die Friederikenhöhe bei Kotzenau
Dank für die beiden Abbildungen an Max Michael Viol! Vom Forsthaus gibt es auch Aufnahmen als Fachwerkhaus. Irgendwann muss es "modernisiert" worden sein...
Die Friederikenhöhe! Sie existiert noch! Warum heißt sie so?
Mir ist in Erinnerung, daß man die Höhe mit Aussichtsturm und Forsthaus zu Ehren einer Gräfin Friederike so genannt hat. Das gesamte Waldgebiet um Kotzenau war ja Besitz der Grafen zu Dohna. Ich habe mich bei ganz alten Kotzenauern befragt, aber keiner konnte mir die Herkunft des Namens direkt bestätigen. Zu unserer Zeit war die Friederikenhöhe (manchmal auch Friederikenshöhe mit -s-) ein schöner Ausflugsort, idyllisch mitten im Wald gelegen.
Der Weg dorthin führte zunächst die sogenannte "Neuhammer Linie" entlang. Diese bog von der Straße nach Haynau hinter dem Schützenhaus gegenüber vom Sägewerk Klante nach rechts ab. Nach einer ganzen Strecke mußte man dann links in einen reinen Waldweg einbiegen, der ohne festen Untergrund war.
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Es war gut, wenn man erst einmal mit jemandem mitging, der genau Bescheid wußte. Im Sommer war es ein schöner Sonntagnachmittag-Ausflug. Man konnte im Forsthaus am Aussichtsturm bei Familie Pietsch, dem Forstaufseher, eine Limonade oder Kaffee trinken und saß auf Holzbänken an Tischen vor dem Haus. Da hier eine ungestörte Natur war, gab es eine wunderbare Vogelwelt zu beobachten für den, der dafür Auge und Ohr hatte. Es gab Meisen, Zeisige, Girlitze, Stieglitze, Kreuzschnäbel, Dompfaffen und alle Arten Spechte. Nicht zu vergessen auch die vielen Eichhörnchen. Und die Zierde der Friederikenhöhe war ein Rudel Damwild von 30 bis 50 Stück in freier Natur. Eine Augenweide waren die Hirsche mit ihren großen Schaufelgeweihen! |
Friederikenhöhe bei Kotzenau: Aussichtsturm und Forsthaus
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Im Winter war die Friederikenhöhe für die Jugend besonders reizvoll zum Rodeln. Die nördliche Seite der Höhe fiel steil ab mit vielen Löchern und tiefen Rinnen in der Bahn, die südliche Seite fiel allmählich ab. Wer "Schneid" hatte, ging auf die nördliche Seite. Bei der Abfahrt, wenn so ein Loch oder eine Rinne kam, sprang der Schlitten bis über einen Meter hoch, und wenn er wieder aufsetzte, landete er meist auf nur einer Kufenseite.
Natürlich verlor man darin die Herrschaft über den Schlitten und landete rechts oder links im Wald oder gar an einem Baum. Meist fuhren wir auf dem Bauch liegend mit dem Schlitten runter. Wenn es zu gefährlich wurde, ließen wir uns seitlich abrollen.
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Friederikenhöhe bei Kotzenau: Aussichtsturm und Forsthaus |
Mehrere Schlitten wurden sonntags immer zu Kleinholz, wenn die Fahrt gegen einen Baum gegangen war. Von den vielen Beulen und geschrammten Schienbeinen der "Fahrer" gar nicht zu sprechen! War man wirklich mal gut runtergekommen, hatte man einen weiten Auslauf von hundert bis zweihundert Metern. Ums Dunkelwerden ging es dann nach Hause, die Strecke war gut 3 km lang. Wir kamen erst immer im Finstern todmüde zuhause an. Was für schöne Erinnerungen!
Nun habe ich jetzt bei Besuchen in der Heimat mehrmals versucht, an diesen idyllischen Platz zu gelangen. Zunächst bin ich zweimal in Sumpf, Moor und urwaldähnlichem Unterholz gescheitert. Endlich ist es mir gelungen, die Friederikenhöhe zu erreichen.
Lieselotte und ich sind die ersten Kotzenauer, die es geschafft haben. Es hat uns einen halben Tag gekostet. Um ein paar Aufnahmen machen zu können, habe ich eine halbe Stunde lang Unterholz zusammengetreten. Aber ich bin sehr froh, daß ich dort gewesen bin. Hermann Hilbig in LHB 4/1985
Eine witzige Erinnerung an die Friederikenshöhe hat übrigens Gottfried Andrusch! Er konnte sich als Kind nichts darunter vorstellen. Deshalb verstand er immer "Friederikenzehe" und hatte plötzlich eine Vorstellung davon! Ob er den Aussichtsturm für "Friederikens Zehe" gehalten hat? Für mich bringt es die schlesische Mundart meiner Großmutter zum Klingen! Sie sagte ja nicht "Höhe", sondern "Hehe"! Somit verstehe ich gut, wie der kleine Gottfried auf die Idee kam! |
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