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Lerchenborn [1939], Gemeinde, Kreis Lüben, 8 km, Postamt Lüben Schles.-Land, mit Ortsteil Bohlendorf
396 Einwohner, 107 Haushalte, Flurgröße 1098 ha, 4 Gemeinderäte, Bürgermeister Gustav Hallmann, Fernsprecher 626
Landratsamt, Finanzamt, Amtsgericht, Versicherungsamt, Landkrankenkasse, AOK Lüben / Regierungsbezirk Arbeitsgericht, Versorgungsamt Liegnitz / Arbeitsamt Liegnitz Nebenstelle Lüben / Standesamt Großkrichen, Kreis Lüben / Schulgemeinde Lerchenborn, Gendarmeriebezirk Brauchitschdorf / nächster Personen- und Güterbahnhof Lüben 8 km / nächste Kraftposthaltestelle Lüben 8 km
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Lerchenborn in Nachschlagewerken von 1789 und von 1845
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Lerchenborn [1927]
Kreis Lüben Regierungsbezirk Liegnitz 341 Einwohner Gemeinde-Vorsteher Warmuth Postamt Braunau Eisenbahnstation und Güterladestelle Amtsgericht Kreissparkasse Stadtsparkasse Finanzamt Gewerbeamt Lüben Landgericht Liegnitz Spar- und Darlehenskasse Elektrizitätswerk Liegnitz (Kraft und Licht 220 V Drehstrom) evangelische Kirche und Volksschule Fortbildungsschule
Beßel, Gustav, Bauunternehmer
Bruschke, Anna, Mühlenbesitzerin
Deichsel, Karl, Pferdehändler
Fiebig, Max, Schuhmachermeister
Fiebig, Paul, Kurzwarenhändler
Göllner, Wilhelm, Schmiedemeister
Hallmann, Gustav, Stellmachermeister
Jacob, Oswald, Schmiedemeister
Kahl, Willy, Gastwirt
Kosche, Bruno, Fleischermeister
Kühn, Robert, Schuhmachermeister
Lange, Ewald, Fleischermeister
Ober, Oskar, Tischlermeister
Reichstein, Oswald, Schneidermeister
Reichstein, Paul, Gemischtwarenhändler
Schmidt, Otto, Friseur
Sims, Karl, Korbmachermeister
Speer, Paul, Gemischtwarenhändler
Teppich, Paul, Tischlermeister
Zeidler, Hermann, Gastwirt
aus: Amtliches Landes-Adressbuch der Provinz Niederschlesien für Industrie, Handel, Gewerbe, Verlag August Scherl, Breslau, 1927
Lerchenborn [1913]
Dorf + Rittergut: Kreis Amtsgericht Eisenbahnstation katholisches Kirchspiel Lüben 8 km; Post Groß Krichen 4 km; Amtsbezirk Sabitz; Standesamtsbezirk evangelisches Kirchspiel Lerchenborn; 345 + 58 Einwohner
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Reichstein's Warenhandlung, Schloss, Kirche, Schule, Kriegerdenkmal
Mit einem riesigen Dankeschön an Marlies Stein, die die Karte gefunden und - ohne eigene Beziehung zu Lerchenborn - eingesandt hat.
Warenhandlung, Kirche und Schule, Schloß, Kriegerdenkmal in Lerchenborn. Ein herzliches Dankeschön an Lieselotte Kahl!
Schloss, Paul Reichsteins Warenhandlung, Kirche und Schule in Lerchenborn
Evangelische Kirche zu Lerchenborn um 1930
Kranz' Gasthof zum goldnen Frieden
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Schloss Lerchenborn 1910/1911 |
Werner Freiherr von Bohlen um 1964 |
Kleine Chronik über Gut und Gemeinde Lerchenborn
von Werner Freiherr von Bohlen
Als meine Frau in den turbulenten Januartagen 1945 Haus und Hof bei Nacht und Kälte fluchtartig verlassen mußte, war Gut Lerchenborn 172 Jahre im Besitz meiner Familie gewesen, das eine Dotation Friedrichs des Großen an meinen Urahn Balthasar-Ernst Freiherr von Bohlen war. Der König hatte seinem verdienten Kürassier-Obristen, der ihm in den drei Schlesischen Kriegen tapfer und treu gedient hatte, 40000 preußische Taler geschenkt, mit denen er sich 1773 den früher ca. 3000 Morgen großen Besitz käuflich erwarb. In der Halle des Hauses hing im Original der auf Pergament handgeschriebene sogenannte "Herreichbrief" aus dem Jahre 1773, gesiegelt mit dem großen preußischen Wappen, in einer Buchsbaumkapsel an schwarz-weißer Kordel. |
Unterzeichnet war diese Urkunde vom derzeitigen Regierungspräsidenten von Cocceji in Glogau, einem Sohn des Großkanzlers von Preußen und Gemahl der berühmten Tänzerin Friedrichs des Großen, Barberina Campanini, die später das Adlige Damenstift Barschau und Polach gründete. Balthasar-Ernst war der Gründer der sogenannten "Colonie Bohlendorf". Er hatte von dem alten Stammsitz meiner Familie, Bohlendorf auf Rügen, Siedler nach Schlesien kommen lassen, ihnen Grund und Boden und das notwendige Baumaterial zum Aufbau ihrer bescheidenen Höfe überlassen. Es sollen noch Nachkommen dieser Rügener Siedler bis zuletzt in Bohlendorf gewohnt haben. Der Obrist gründete später das Fideikommiß Lerchenborn, wozu er die Genehmigung Friedrichs "alleruntertänigst und submissest" erbeten hatte. Die Fama erzählte, daß der König ihm diese Genehmigung unter einer uralten Eiche (die vielleicht heute noch steht) in der Nähe des Parkes huldvoll überreicht haben soll, als er anläßlich einer Truppenrevue der Dragoner in Lüben weilte. |
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Die Gründungsurkunde nebst königlicher Genehmigung und eigenhändiger Unterschrift des Königs befand sich im Familienarchiv des Majorats, die aber leider, wie so vieles andere Unersetzliche, in Lüben zurückblieb und nun für immer verloren ist. U. a. auch die Familienchronik nebst Stammbaum der von Bohlen seit dem frühen Mittelalter, von der es nur noch wenige Exemplare gab (davon eines in der Stadtbibliothek zu Stettin) und woran der Verfasser, ein Familienmitglied, über 30 Jahre gearbeitet hatte.
Nachfolger im Besitz von Balthasar-Ernst, der Junggeselle war, wurde sein Neffe, der "Herr neveu", Freiherr Ferdinand von Bohlen, preußischer General und zuletzt Inspekteur der schlesischen Kavallerie in Breslau. Er war Regiments-Inhaber eines Kürassierregiments, das von 1760-1786 unseren Familiennamen trug. Die Bilder dieser beiden verdienten Soldaten in ihrer Kürassieruniform hingen bis zuletzt in meinem Hause. Die sterblichen Überreste ruhen in Lübener Erde in der Familiengruft an der Kirche. Besonders schwere Zeiten für Dorf und Gut brachten die napoleonischen Kriege; im Verlauf der Jahrzehnte wechselten die Besitzer.
Im Jahre 1910 übernahm in der Erbfolge mein Vater von seinem Vetter, Baron Stüringk von Bohlen, den Besitz. Der Vetter war eine stille Gelehrtenpersönlichkeit, der zurückgezogen als Junggeselle in Venedig lebte und sich um seine preußischen Güter nicht allzu viel kümmerte. Daher kam auch der Verfall des Schlosses Lerchenborn, das viele Jahre unbewohnt stand. Baron Stüringk von Bohlen war gleichzeitig Majoratsherr auf Bohlendorf auf der Insel Rügen. Mein Vater ließ nun das Schloß innen und außen vollkommen umbauen und renovieren, dabei zeigten sich meterdicke Grundmauern. Das Schloß dürfte demnach vor dem 30jährigen Kriege erbaut worden sein. Durch den Umbau erhielt das Schloß fließendes Wasser, Zentralheizung und Beleuchtung. Auch ein Turm mit einer hohen Halle wurde neu erbaut. Bei Besitzübernahme durch meinen Vater war Semmer langjähriger Pächter, der als tüchtiger Landwirt bekannt war. Gedacht werden soll auch des alten Försters Fehse, der jahrzehntelang den Gutsforst treu verwaltete; seine Frau war als gute Köchin bekannt.
Im Jahre 1936, noch zu Lebzeiten meines Vaters († 1938), übernahm ich den Besitz. Somit war ich letzter Fideikommißbesitzer bis zum traurigen Ende 1945, womit die 172jährige Geschichte eines Geschlechtes ihr Ende fand. Gegen Ende des 2. Weltkrieges wurde das Majorat durch das Oberlandesgericht Breslau aufgelöst und freier Besitz, es wurde als ein Waldgut erklärt und stand unter der Aufsicht des Regierungs-Forstamtes Liegnitz. Der letzte Kriegspächter war Herr Hubertus Moltrecht, Groß-Krichen.
Über die Geschichte der Gemeinde Lerchenborn ist urkundlich wenig bekannt geworden.
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Kirche, Schule, Schloss
Gasthaus Zeidler, Kirche, Schule, Schloss
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Pastor Petermann (Braunau) hat aus Urkunden bei der Regierung Liegnitz festgestellt, daß das Dorf zur Zeit der Piastenherzöge einen ganz anderen Ortsnamen geführt hat. Man nahm an, daß der Name Lerchenborn erst nach dem Dreißigjährigen Kriege aufgekommen ist. In diesem Kriege sollen das Dorf und Gut fast vollständig zerstört und entvölkert worden sein. Es rankt sich um den Namen "Lerchenborn" eine kleine nette Sage. Die Gemeinde führte ein sogenanntes sprechendes Amtssiegel: eine kleine Lerche saß zwitschernd auf dem Rande eines fließenden Brunnens (altdeutsch Born).
Die Kirche stammt aus der Zeit der Doppelmonarchie, am Turm konnte man noch die figürliche Darstellung eines Adlers erblicken. Sie war kein besonders wertvoller architektonischer Sakralbau, sondern ein schlichtes Landkirchlein, innen mit dem Gestühl der Reichsgrafen von Klein-Krichen, Harrch, und dem des Patronatsherrn versehen. Geschmückt war der Altar durch ein Ölgemälde, das meine Mutter gemalt hatte. Es zeigte den Heiland mit dem Abendmahlskelch.
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Gesamtansicht, Windmühle (Informationen im Text links unten), Paul Reichsteins Warenhandlung, Kirche mit Schule und Pfarrgebäude
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Das Patronat ruhte auf dem Gut. An die Kirche angebaut war die über der Erde liegende einfache Gruft meiner Familie, in der aber Beisetzungen nicht mehr vorgenommen werden durften. Am Eingang zum Turm war die fast lebensgroße Grabplatte eines Ritters eingelassen, die noch sehr gut erhalten war. Der letzte Geistliche war Pastor Schramm, Braunau, der vor dem Kriege viele Jahre als Missionar in China tätig war. Auf dem Gottesacker, wo meine Eltern, Schwester und Stiefsohn ruhen, standen noch einige alte knorrige Maulbeerbäume aus der Zeit des Alten Fritz.
Lerchenborn verfügte über ein modernes Schwimmbad mit Umkleidekabine, dicht daneben lag der Schulsportplatz mit Turngeräten. Das Bad, ein Glanzpunkt der Gemeinde, war den steten Bemühungen und dem großen Interesse des rührigen Kantors Hans Kalinke zu verdanken. Die Arbeiten hierfür wurden zum großen Teil von der Lerchenborner Bevölkerung und der daran stark interessierten Schuljugend freiwillig geleistet. Der Boden war von meinem Vater geschenkweise zur Verfügung gestellt worden, finanziell unterstützten der Kreis, die Gemeinde und private Spenden diesen Bau. In der Nähe des Gasthauses Zeidler entsprang in Wiesen und Weidenbüschen die Lerchenborner Bache, ein bescheidenes Bächlein, das in Richtung Lüben lief, das Quellgebiet gehörte zum Dominium. Als Wahrzeichen des Dorfes stand bis nach dem 1. Weltkriege dicht neben dem Gutshof die Windmühle des alten Windmüllers Jahnke. Nach seinem Tode wurde die Mühle verkauft und dann irgendwann abgebrochen.
In der Amtszeit des verstorbenen Landrats Freiherrn von Stosch wurde die dringend notwendige Kreis-Chaussee Groß-Krichen-Lerchenborn-Spröttchen-Sabitz gebaut, die nicht nur eine gute Verbindung zur Kreisstadt Lüben schaffte, sondern auch nach Haynau und Kotzenau. Der letzte Bürgermeister der Gemeinde war Wagnermeister Gustav Hallmann. Er soll als Stellmacher in Sachsen tätig sein, wo auch ein großer Teil unserer Ortsbewohner - darunter der alte Pastor Hoppe, der vor dem 1. Weltkrieg in unserer Gemeinde tätig war - wie viele andere Schlesier hängengeblieben sind.
Das kleine Dörfchen Bohlendorf gehörte zur Gemeinde Lerchenborn und lag wenige Kilometer entfernt vom Dorfe im Walde. Durch Bohlendorf führte die alte historische Post- und Heerstraße von Lüben nach Haynau, auf der bereits napoleonische Truppen und in den Befreiungskriegen der alte Marschall Vorwärts zur Schlacht an der Katzbach marschiert waren. Das kleine Gut Bohlendorf gehörte früher zum Dominium als Vorwerk und Schäferei, es gehörte nicht zum Fideikommißbesitz, sondern war freies Eigentum der Gutsherren. Der letzte Besitzer war Fabrikbesitzer Gerhard Schrottke aus Haynau, der auch die Gemeinde- und Waldgutsjagd gepachtet hatte, auf der es auch Hirsche aus dem Liegnitzer Stadtforst und den Staatsforsten gab. Sie haben den armen Bohlendorfern oft genug argen Wildschaden zugefügt. Der Besitzer Schrottke hatte das sogenannte "Schlößchen" sehr hübsch ausbauen und renovieren lassen, das von einem großen gepflegten Garten umgeben war. Auch die Hofanlage war neu gestaltet und umgebaut worden. Haus und Hof waren eine Zierde für den Ort. Der Pferdezucht wurde hier besondere Beachtung geschenkt.
Werner Freiherr von Bohlen in LHB 5-7/1955 |
Eduard Maiwalds Warenhandlung, Kirche, Pfarr-, Schulhaus
Kirche zu Lerchenborn |
Schulhaus, Kaufladen von Paul Reichstein (dessen Frau - als Tante D. Reichstein - vermutlich die Karte beschrieben hat), Evang. Kirche
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Ernst Kahl Gasthaus, Bräuergasse, Pfarrhaus und Kirche
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