Gemeinde Petschkendorf
Gemeinde Pilgramsdorf














Petschkendorf in: Alphabetisches Verzeichnis der Stadt- und Landgemeinden im Gau Niederschlesien 1939

Petschkendorf [1939]
Gemeinde, Kreis Lüben, 6 km, Post Petschkendorf über Lüben, 442 Einwohner, 96 Haushalte, Flurgröße 999 ha, 5 Gemeinderäte, Bürgermeister Hermann Läbe, Fernsprecher Petschkendorf, Landratsamt, Finanzamt, Amtsgericht, Versicherungsamt, Landkrankenkasse, AOK Lüben / Regierungsbezirk, Landgericht, Arbeitsgericht, Versorgungsamt Liegnitz / Arbeitsamt Liegnitz, Nebenstelle Lüben / Standesamt Ossig / Schulgemeinde Petschkendorf / Gendarmeriebezirk Krummlinde / nächster Personen-, Güterbahnhof Vorderheide 6 km / nächste Kraftposthaltestelle Petschkendorf Vorhanden: Elektrisches Stromverteilungsnetz, Wasserleitung, Volksschule

Aus: Alphabetisches Verzeichnis der Stadt- und Landgemeinden im Gau Niederschlesien mit den dazugehörigen Ortsteilen, Kolonien, Siedlungen usw., Kurt-Gruber-Verlag Wirtschaft Recht, Dresden, 1939

Petschkendorf in: Amtliches Landes-Adressbuch der Provinz Niederschlesien 1927 Petschkendorf [1927]
Dorf und Gemeindebezirk Kreis Lüben Regierungsbezirk Liegnitz 472 Einwohner Gemeindevorsteher Läbe Postamt Eisenbahnstation Güterladestelle Vorderheide Entfernung 6,5 km Amtsgericht Kreissparkasse Stadtsparkasse Finanzamt Lüben Landgericht Elektrizitätswerk Liegnitz Sparkasse und Darlehenskasse evangelische Kirche und Volksschule
Böhm, Hermann, Schuhmachermeister, Haus Nr. 37
Breytung, Karl, Bäckermeister, Haus Nr. 28
† Elektrizitätsgenossenschaft Petschkendorf eGmbH
Friedrich, Fritz, Fleischerei, Haus Nr. 19
Hüttner, Hermann, Mühlenbesitzer, Haus Nr. 1
Jänsch, Paul, Stellmachermeister, Haus Nr. 14
Neumann, Gustav, Gasthofbesitzer
Obst, August, Tischlermeister, Haus Nr. 61
Rüster, Gustav, Müllermeister, Haus Nr. 40
Schröter, Emil, Tischlermeister, Haus Nr. 69
Staar, Paul, Dachdeckermeister, Haus Nr. 45
Walter, Rudolf, Schmiedemeister, Haus Nr. 24

† = Firma ist handelsgerichtlich eingetragen
aus: Amtliches Landes-Adressbuch der Provinz Niederschlesien für Industrie, Handel, Gewerbe, Verlag August Scherl, Breslau, 1927

Petschkendorf in: Alphabetisches Verzeichnis sämtlicher Ortschaften der Provinz Schlesien 1913

Petschkendorf [1913]
Dorf + Rittergut (mit Gut Nieder Petschkendorf): Kreis Amtsgericht katholisches Kirchspiel Lüben 8 km; Post Eisenbahnstation Vorderheide 7 km; Amtsbezirk Groß Reichen; Standesamtsbezirk Fauljoppe; evangelisches Kirchspiel Petschkendorf; 301 + 96 Einwohner

aus: Alphabetisches Verzeichnis sämtlicher Ortschaften der Provinz Schlesien, Verlag Wilhelm Gottlieb Korn, Breslau 1913

Petschkendorf in Nachschlagewerken von 1789 und 1845

Petschkendorf auf der Kreiskarte Lüben 1935

Der Hof des Bauern Gustav Schmidt in Petschkendorf, Zeichnung des Sohnes Alfred Schmidt

Der Hof des Bauern Gustav Schmidt in Petschkendorf,
Zeichnung des Sohnes Alfred Schmidt

Petschkendorf: Friedrich's Gasthof zum Gerichts-Kretscham, Kirche, Pfarrhaus, Schloss, Schule

Petschkendorf 1905: Friedrich's Gasthof zum Gerichts-Kretscham, Kirche, Pfarrhaus, Schloss Niederdorf, Schule

Schloss Nieder-Petschkendorf, Schule, Karl Breytung's Bäckerei und Warenhandlung, evangelische Kirche

1915: Schloss Nieder-Petschkendorf, Schule, Karl Breytung's Bäckerei und Warenhandlung, evangelische Kirche

1926: Totalansicht Petschkendorf

Petschkendorf: Neumann's Gasthaus, Schröter's Warenhandlung, Kirche

Petschkendorf: Neumann's Gasthaus, Schröter's Warenhandlung, Kirche

Petschkendorf: Liss Bäckerei und Warenhandlung, Paul Dörings Gasthaus, Schule, Kirche, Pfarrhaus

Liss Bäckerei und Warenhandlung, Paul Dörings Gasthaus, Schloss Oberdorf, Schule, Kirche, Pfarrhaus.
Links oben der handschriftliche Vermerk Schröter und ein Kreuz im Fenster rechts. Vergleiche mit Schröters Warenhandlung auf Bild darüber!

Petschkendorf 1939: Kriegerdenkmal, Gasthof und Fleischerei Fritz Friedrich mit öffentlicher Fernsprechstelle
(Handschriftlicher Vermerk: Hier wird gegessen.), Kirche und Schloss (mit Anmerkung "des Mitteldominiums")

Petschkendorf

Als mein Mann (der Lehrer Wilhelm Gaede) und ich am 1. Oktober 1923 in das Petschkendorfer Schulhaus einzogen, hatte das Dorf noch ein anderes Gesicht als im Jahre 1945, als wir es verlassen mußten. Bürgermeister war damals Gastwirt Neumann, der seinen Gasthof vom Ehepaar Döring übernommen hatte, das dann noch viele Jahre uns gegenüber im alten Pfarrhause wohnte. Den alten, langjährigen Bürgermeister Bauer Auras haben wir auch noch kennengelernt. Gleich in den ersten Jahren unseres Dortseins wurde Bauer Hermann Läbe zum Bürgermeister gewählt. Er blieb es, bis er als einer der letzten 1945 das Dorf verließ.

Kriegerdenkmal Petschkendorf

Kriegerdenkmal Petschkendorf

Die ersten zehn Jahre waren in Petschkendorf für uns und ich glaube auch für die, die sie mit uns erlebt haben, die schönsten, wenn auch arbeitsreichsten. Unsere Kirche bekam neue Glocken und eine neue Turmuhr, die Orgel erhielt neue Pfeifen. Im Jahre 1927 wurde das Gotteshaus anläßlich seines 200jährigen Jubiläums vollständig renoviert und der ganze Innenraum mit Kokosmatten ausgelegt. Die ganze Gemeinde hatte durch Spenden zur würdigen Ausschmückung beigetragen. Eine Glocke wurde von der damaligen Patronin, Frau Bieneck von Lorenz, gestiftet, die zweite vom damaligen Pächter des Niederdominiums Herrn Trautmann. Wer erinnert sich nicht noch an sein Schimmelgespann, mit dem er uns oft begegnete? Als er sich mit seiner Frau in seiner Heimat Ischerey zur Ruhe setzte, kaufte Herr Michaelis-Hauswaldt das Niederdominium von den von Decker'schen Erben.

Die Evangelische Kirche zu Petschkendorf nach ihrer Renovierung im Jahr 1927

Schloss Mitteldorf Petschkendorf

Der letzte Besitzer des Mitteldominiums war Herr Margull. Und wenn wir schon beim Mitteldominium sind, dürfen wir den langjährigen Rentmeister Herrn Georg Scholz nicht vergessen. Er hatte sich um die Gemeinde besonders verdient gemacht, indem er eine neue Chronik von Petschkendorf schrieb, die er in der Hauptsache alten Urkunden des Schloßarchivs entnommen hatte.

Leider ist diese Chronik, wie auch die alte Schul- und Gemeindechronik auf der Flucht verlorengegangen. Seelsorger unserer Gemeinde war damals Pastor Rudolph, nach dessen Pensionierung Pastor Walter Stock das Amt übernahm, der als vermisst gilt.

Unsere Kirchenkonzerte und Abendmusiken unter Mitwirkung des Gesangvereins wollen wir nicht vergessen. Den Höhepunkt des Jahres bildeten wohl immer die Gesangskonzerte der vereinigten Chöre von Brauchitschdorf, Groß Krichen, Ossig und Petschkendorf, die abwechselnd in den einzelnen Orten abgehalten wurden.

Da unsere Schule keinen Sportplatz hatte, wurde in fünfjähriger Gemeinschaftsarbeit des ganzen Dorfes - Lehrer, Schüler und Jugend mit eingeschlossen - aus einer alten Schilfsandgrube ein schöner Platz geschaffen. Ein Sonntag aus dieser Zeit ist uns in besonders schöner Erinnerung geblieben, als Gastwirt Friedrich als Feuerwehrhauptmann - die Feuerwehr war selbstverständlich auch mit im Einsatz! - für alle auf dem Platz in einem großen Kessel Kaffee kochte und unser Bäcker Breytung den Kuchen dazu geliefert hatte. Wie stolz waren wir, als der schöne Platz feierlich eingeweiht werden konnte. Manches Fest ist dort gefeiert worden, oft verschönert durch Darbietungen des Volkstanzkreises. Unser damaliger Kreisjugendpfleger Kantor Martin Kabitz aus Groß Reichen und die Kreisjugendpflegerin Fräulein Frieda Winter - spätere Frau Geistefeldt (Lüben) - besuchten uns oft.

Nicht weit vom Sportplatz lag der Pfarrwald, der "Pasterpusch", den dürfen wir nicht zu erwähnen vergessen, war er doch das Paradies unserer Kinder. Ich glaube, er könnte viel erzählen! Mit der Erinnerung an die Schule verbindet sich auch das Gedenken an den langjährigen Schulrat, Herrn Martwig. Er förderte unsere Schule, soviel er nur konnte. Wir standen bis zu seinem Tode mit ihm in Verbindung.

Denken wir noch an unsere Dorfälteste, die "Mutter Hanne"? Sie war ein Original: sie gratulierte den meisten Einwohnern des Dorfes zu den Festtagen mit einem Blumenstrauß (den sie aus dem Schulgarten holte). Sie hing so sehr an ihrer Petschkendorfer Heimat, daß es ihr in dem schönen, neuen Altersheim in Lüben nicht recht gefallen wollte und sie glücklich war, wenn sie mal Urlaub nach Petschkendorf erhielt.

Von all dem, was uns unsere Heimat damals lieb und wert machte, ist wohl nicht viel übriggeblieben. Uns bleibt nur, sie so in der Erinnerung zu behalten, wie wir sie damals erlebten und wie sie von uns geschaffen worden war.

Ida Gaede geb. Klüm, Ehefrau des Lehrers Wilhelm Gaede in LHB 4/1957

Petschkendorf Kreis Lüben: Warenhandlung Breytung und Schloss

Petschkendorf: Warenhandlung Breytung, Schloss Oberdorf

Noch einmal Schloss Oberdorf aus anderer Perspektive!

Warum gab es drei Schlösser in Petschkendorf?
Zum Dorf gehörten drei Dominien: der Mittelhof mit einem Vorwerk im Oberdorf und der Niederhof. Der Mittelhof gehörte von 1930 an der Schlesischen Landgesellschaft, hier war Gutsinspektor Walter Römer und Rentmeister Schulz, genannt der kleine Schulz. Der Niederhof gehörte Frau Pfotenhauer in Dittersbach. Mitte der dreißiger Jahre kaufte Herr Margull den Mittelhof. Jeder Gutsbesitzer in Schlesien hatte "ein Schloss", wenn es auch noch so klein war. Deshalb also hatte Petschkendorf drei Schlösser!

Petschkendorf: Kirche, Pfarrhaus, Gustav Neumann's Gasthaus, unbekanntes Grundstück

Petschkendorf: Kirche, Pfarrhaus, Gustav Neumann's Gasthaus, unbekanntes Grundstück.

Evangelische Kirche zu Petschkendorf

Evangelische Kirche zu Petschkendorf mit einem herzlichen Dank an Wolfgang Pietsch!