Gemeinde Spröttchen
Gemeinde Talbendorf
Bewohner von Spröttchen














Spröttchen in: Alphabetisches Verzeichnis der Stadt- und Landgemeinden im Gau Niederschlesien 1939

Spröttchen [1939]
Gemeinde, Kreis Lüben, 11 km, Post Spröttchen über Lüben Schlesien, mit Ortsteil Neu Spröttchen, 238 Einwohner, 63 Haushalte, Flurgröße 578 ha, 5 Gemeinderäte, Bürgermeister Tschäpe, Fernsprecher Spröttchen (öffentlich), Landratsamt, Finanzamt, Amtsgericht, Versicherungsamt, Landkrankenkasse, AOK Lüben / Regierungsbezirk, Landgericht, Arbeitsgericht, Versorgungsamt Liegnitz / Arbeitsamt Liegnitz, Nebenstelle Lüben / Standesamt Braunau / Schulgemeinde Spröttchen / Gendarmeriebezirk Seebnitz / nächster Personen-, Güterbahnhof Seebnitz 5 km / nächste Kraftposthaltestelle Sabitz 2,5 km. Vorhanden: Volksschule

Neu Spröttchen in: Alphabetisches Verzeichnis der Stadt- und Landgemeinden im Gau Niederschlesien 1939

Neu-Spröttchen [1939]
Ortsteil, Gemeinde Spröttchen, Kreis Lüben, Post Spröttchen über Lüben Schlesien / 15 Einwohner, 4 Haushalte, nächster Personen-, Güterbahnhof Seebnitz / nächste Kraftposthaltestelle Sabitz 4 km

Aus: Alphabetisches Verzeichnis der Stadt- und Landgemeinden im Gau Niederschlesien mit den dazugehörigen Ortsteilen, Kolonien, Siedlungen usw., Kurt-Gruber-Verlag Wirtschaft Recht, Dresden, 1939

Spröttchen in: Amtliches Landes-Adressbuch der Provinz Niederschlesien 1927

Spröttchen [1927]
Dorf und Gemeindebezirk Kreis Lüben Regierungsbezirk Liegnitz 259 Einwohner Gemeindevorsteher Tschäpe Postamt Eisenbahnstation Güterladestelle Seebnitz Entfernung 5 km Amtsgericht Kreissparkasse Finanzamt Lüben Landgericht Elektrizitätswerk Liegnitz evangelische Volksschule Fortbildungsschule landwirtschaftlich evangelische Kirche Seebnitz zugehörig: Kolonie Neue Spröttchen
Fiebig, Paul II., Fleischermeister, Haus 38
Hilse, Hermann, Bäckermeister
Kärgel, Oswald, Schuhmachermeister, Haus 40
Kipper, Berta, Gemischtwaren
Kluge, Willi, Bäckermeister, Haus Nr. 44
Köhler, B., Gasthaus
Weidner, Emil, Dachdeckermeister, Haus 2
Weißbrodt, Gustav, Schneidermeister, Haus 42
Wittig, Ernst, Gemischtwaren

aus: Amtliches Landes-Adressbuch der Provinz Niederschlesien für Industrie, Handel, Gewerbe, Verlag August Scherl, Breslau, 1927

Spröttchen und Neu Spröttchen in: Alphabetisches Verzeichnis sämtlicher Ortschaften der Provinz Schlesien 1913

Spröttchen in Nachschlagewerken von 1789 und 1845

Spröttchen auf der Kreiskarte Lüben 1935

Spröttchen [1913]
Dorf + Rittergut: Kreis Amtsgericht Lüben 12 km; Post Braunau (Kreis Lüben, Schlesien) 3 km; Eisenbahnstation Göllschau 11 km; Amtsbezirk Standesamtsbezirk Sabitz; evangelisches Kirchspiel Seebnitz, katholisches Kirchspiel Kaltwasser; 185 + 42 Einwohner

Neu Spröttchen [1913]
Kolonie (mit Forsthaus [Spröttchen]): Kreis Lüben 13 km; Post Braunau (Kreis Lüben) 4 km; Eisenbahnstation Göllschau 10 km; [17 Einwohner]

aus: Alphabetisches Verzeichnis sämtlicher Ortschaften der Provinz Schlesien, Verlag Wilhelm Gottlieb Korn, Breslau 1913

Spröttchen: Schloss und Gasthof Reinhold Köhler um 1910


Aus der Geschichte von Dorf und Gut Spröttchen

Fast in der Mitte des Kreises Lüben, bis zum Bau der Verbindungschaussee Grenzbirke-Spröttchen-Sabitz abseits vom Verkehr, liegt das kleine Dorf rings um den Dorfteich. Es ist wohl schon als "Rundling", als altes Fischerdorf entstanden, anschließend im Südwesten der Gutshof.

Das ehemalige Rittergut (Dominium) Spröttchen gehörte eine Zeitlang der urschlesischen Familie von Schweinichen, an die das Familienwappen im "Jagdsaal" erinnerte. Durch den Niedergang der heimatlichen Wirtschaft im Gefolge des 30-jährigen Krieges kamen Dorf und Gut im Zuge der Gegenreformation zum Kloster Wahlstatt und wurden kirchlich und ökonomisch mit dem Klosterhof von Kaltwasser vereinigt. Durch die Säkularisation des Kirchengutes von 1810 wurde der preußische Staat Besitzer und gab es als Dotation an verdiente Offiziere aus den Befreiungskriegen.

Da diese Herren aber selten etwas von Landwirtschaft verstanden und Grund und Boden im dortigen Bereich nie viel abwarfen, wechselte es oft den Besitzer, bis es 1866 der aus Polkwitz stammende Dr. jur. Alexander Wilhelm Franz Fuchs erwarb, in dessen Familie sich das bis 1925 als selbständiger Gutsbezirk laufende Dominium bis 1927 befand.

Im September 1927 wurde das Gut von der Schlesischen Landsiedlungsgesellschaft erworben und parzelliert. Bei der Parzellierung im Jahre 1927 umfaßte es noch 1400 Morgen. Die ca. 15 Siedler kamen alle aus der Mark Brandenburg. Auch örtliche Siedler bekamen Landstücke zugewiesen. In den besten Zeiten umfaßte es etwa 2000 Morgen, davon ein Drittel Wald. Ende der 1890er Jahre wurde der größte Teil des an Bohlendorf (friderizianische Gründung nach 1750 durch die Lerchenborner Grundherren von Bohlen) anstoßenden Waldgebietes Neu Spröttchen an die Stadt Liegnitz verkauft, die es mit dem städtischen Revier Hinterheide vereinigte.

Schloss Spröttchen um 1910

Schloss Spröttchen um 1910

Seinen Namen hat das Dorf von der dort entspringenden Sprotte, die über Primkenau (Sprottebruch) fließt und bei Sprottau in den Bober mündet. Das Dorf hatte etwa 250 Einwohner, das Gut etwa insgesamt 50 Instleute. 1367 wurde das im Tudorstil der damaligen Zeit erbaute Wasserschloß errichtet.

Der deutsche Ortsname läßt auf deutsche Besiedlung zur Zeit der Ostkolonisation schließen, ähnlich wie die Nachbardörfer Fuchsmühl, Braunau, Gläsersdorf, Kaltwasser, Lerchenborn, während Seebnitz und Sabitz auf älteren Ursprung deuten. Unser Dorf hatte eine eigene Schule und gehörte kirchlich zu Seebnitz (evangelisch) und Kaltwasser (katholisch). Wie vielfach im Osten bestanden neben dem Rittergut nur einige wenige Bauernhöfe. Daneben gab es Stellenbesitzer mit Nebenerwerb als Handwerker oder Gutsarbeiter.

Zum Dorf gehörten natürlich ein Kramladen und die Fleischerei sowie eine alte Mühle, die in den letzten Jahren nicht mehr tätig war, und ein großer Gasthof an der "Napoleonstraße", die Napoleon 1812 auf seiner Flucht aus Rußland auf dem Reisewege Warschau-Glogau-Polkwitz-Haynau-Dresden im Schlitten passierte. Er soll hier sogar übernachtet haben. Zur Gemeinde gehörten etwa 400 Einwohner.

Dorfpartie Spröttchen

Nun noch etwas von den Gemarkungsnamen:
1. Der "Mühlberg" ist mit einer bis in die 20er Jahre bestehenden Windmühle (Besitzer Dörfer) im Norden auf der "Braunauer Seite".
2. Das "Walchen", die Deutung hierfür ist unklar, ist ein weites Feld mit Wiesenhang zur Sprotte.
3. Die "Braunauer Seite", meist Kiefernwald, entlang der Chaussee nach Lüben.
4. Der "Strug", wohl vom niederschlesischen "Strauch" kommend, weil hier viel Brombeergestrüpp zu finden war.
5. Das "kalte Vorwerk" im Nordosten auf Bohlendorf zu, naßkalter Boden.
6. Neu Spröttchen, die ehemalige Gutsförsterei - mit drei Anliegern und zusammenhängendem Kiefernwald, von dem 1899 etwa 400 Morgen an die Stadt Liegnitz (Stadtforst) verkauft wurden.

Die höchste Erhebung ist der "Fuchsberg" mit trigonometrischem Punkt.
7. "Sprottewiesen" und "Ziegenerlen", aufgeforstetes Weideland längs der dort entspringenden Sprotte.
8. "Lehmgruben", ausgehobene, mit Wasser gefüllte Lehmlöcher.
9. Der "Finkenberg", schwere Lehmböden, mit Kirschallee.
10. Der "Schäferteich", eine alte Schafschwemme in unmittelbarer Nähe des Hofes.

Dr. Hugo Jungnitz in LHB 1/1960 und 8/1965

Kolonialwaren Emil Köhler, Schloss, Gasthaus  Köhler und Saal

Kolonialwaren Emil Köhler, Schloss, Reinhold Köhlers Gasthaus und Saal
Für diese und die folgende Ansicht Dank an Anita und Siegfried Bräunlein!

Diese Ansichtskarte zeigt noch einmal Reinhold Köhlers Gasthaus, das Schloss und eine Dorfpartie. Der Versender Reinhold Fuchs war ein Sohn des ehemaligen Rittergutsbesitzers, der das Gut bis 1927 verwaltete. Er schrieb auf die Karte: "Vielleicht kennt ihr noch welche davon auf den Karten, Reinhold (Köhler?!) ist auch dabei. Lothar Fuchs"