Die Ansichtskarte zeigt die Breite Straße in Lüben in den 1930er Jahren, geschmückt mit kaiserlichen und Nazi-Fahnen. Vielleicht Wahlkampfzeit, vielleicht auch schon ein NS-Feiertag. Auf der linken Straßenseite hat der Absender ein kleines Kreuzchen über einen Laden gemacht. Dort befand sich das Friseurgeschäft Kulbe.
Am 20.12.1936 schrieb Friseurmeister Erwin Kulbe an seinen Kameraden aus seiner Militärzeit, den Sattler- und Tapezierermeister Otto Luthmann, nach Runstedt, wo dieser auch nach dem Kriege eine Sattlerei führte.
Lieber Kamerad;
aus meiner Heimat dir und deiner
lieben Frau ein frohes Weihnachtsfest
und gesundes Neujahr wünschend
Dein E. Kulbe oder Nr. 35 Pg-Nr.*
Ich bin gut heimgekommen und arbeite
nun mit meinen Leuten so richtig
ins Weihnachtsgeschäft hinein. Das X
ist mein Heim. Vielleicht höre ich mal
was von Dir, oder du bist einmal
hier in der Gegend, dann bitte persönlich.
Wir hatten uns so richtig getroffen.
Ein Foto des Friseurmeisters Erwin Kulbe (1903-1969) befindet sich auf der Seite der Handwerkerinnung Lüben. Im Lübener Heimatblatt veröffentlichte er zwei Artikel über den Fußballsport und über verschiedene gesellschaftliche Ereignisse der 1920er Jahre in Lüben, die Sie auf diesen Seiten nachlesen können. Weitere Erwähnungen der Familie Kulbe finden Sie, wenn Sie auf der Startseite in das Google-Suchfeld den Namen Kulbe eingeben.
* Was für ein - zumindest bis 1936 - begeisterter Pg (NS-Partei-genosse) Kulbe gewesen sein muss, beweist die Hakenkreuzflagge über seinem Geschäft, und noch mehr, dass er sich auf einer privaten Postsache als "E. Kulbe oder Pg-Nr. 35" bezeichnet! Vielleicht ist er später zu anderen Einsichten gelangt...