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Ein herzliches Dankeschön an Klaus Thielsch für diese älteste Karte der ehemaligen Glogauer Straße kurz nach ihrer Umgestaltung und Umbenennung in Breite Straße! Da das Dach des Pulverturms (hier noch Glogauer Tor genannt!) im Jahr 1901 einem Feuer zum Opfer fiel, das Kaiserdenkmal im gleichen Jahr errichtet wurde, das Amtsgericht jedoch noch fehlt, weil es erst 1904/05 erbaut wurde, können wir diese Karte auf ungefähr das Jahr 1900 datieren! Herzlichen Dank, Klaus Thielsch, für diese und weitere Ansichtskarten aus dem Familienbesitz!
Mit einem großen Dank für fast alle weiteren Abbildungen dieser Seite an Tomasz Mastalski! Ebenfalls eine sehr alte Aufnahme der Breiten Straße. Zur zeitlichen und räumlichen Orientierung: Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal wurde 1901 eingeweiht. In das Dach des Pulverturms schlug im Jahr 1900 der Blitz ein. Es wurde abgerissen und erst 1908 wieder errichtet. Zwischen Pulverturm und Kaiser-Denkmal wurde 1904 das Amtsgericht erbaut. Die Steuerkasse an der Ecke ist schon abgerissen. Der Fotograf stand ungefähr am Eingang in die Kasernenstraße. Links ist ein Stück der Eisenhandlung von Reinhold Wildenhof zu sehen. Wer weiß noch, welche Läden sich daneben befanden? Eine größere Abbildung, auf der die Schriftzüge zumindest erahnt werden können, kann übermittelt werden.
Im Jahr 1903 versandte A. Scheibel aus der Breiten Str. 21 diese Ansichtskarte. Sie wurde im Selbstverlag von Kolonial-warenhändler Wilhelm Fiebig herausgegeben und zeigt sein Haus, das kurze Zeit später Conrad Schicke übernahm. Gegenüber von der Bäckerei: Caffee-Rösterei und Colonialwaren Conrad Schicke, Vorbesitzer Wilhelm Fiebig. Am Giebel preist er an: Billige Bezugsquelle für sämmtliche Colonialwaren, Cigarren & Cigaretten in grosser Auswahl, Rauch- & Kautabake, Militär-, Putzeffekten, Steinauer Seifen, Farbwaren. Neben Schicke folgte Zigarrenhandlung Kulok. Daneben richtete Fritz Zwiener nach dem 1. Weltkrieg sein Fahrrad- und Nähmaschinengeschäft mit Werkstatt ein. Zuletzt befanden sich neben Schicke die Milchhalle und Eiscafé Rohde. Es folgten Sattler- und Tapezierermeister Burde, Tischlerei und Sarggeschäft Winkler, Bäckerei Eiselt, Sattlerei Habicht (besser zu sehen auf einem der folgenden Fotos), Klempnerei Wuttig, ein Zigarrengeschäft, Friseur Erwin Kulbe, Konditorei Hilbig und an der Ecke Kolonialwaren Paul Hübner, zuvor Glaserei Emil Selter. Ansichtskarte von 1925. Gleicher Straßenzug wie darüber, allerdings aus der anderen Richtung fotografiert. Da die Ladeninhaber häufig wechselten, kann ich nicht sagen, wer hier 1925 sein Geschäft hatte. Außer von zweien! Über dem Laden neben der Straßenlaterne ist gut zu lesen "P. Scheibel, Schneidermeister"! Das stimmt überein mit den Einträgen in den Adressbüchern von 1929, 1933 und dem Gewerbeverzeichnis von 1937. Das Schild links neben der Laterne ist leider nicht zu erkennen. Aber die Ladenaufschrift rechts neben Schneidermeister Scheibel ist ebenfalls zu erkennen. Dort steht "H. Burde, Sattler & Tapezierer". Auch er wird in den Adressbüchern aufgeführt. Dort steht sogar als Anschrift die Breite Str. 20! Die darüber gezeigten Häuser in anderer Perspektive! Etwa in der Mitte der Häuserzeile das Ladenschild "Zigarren"! Dort in Nr. 28 hatte Albert Kulok seinen Tabakwarenladen. Die Geschäfte dahinter sehen Sie auf dem folgenden Bild! Dank für beide neuen Aufnahmen an Tomasz Mastalski! Noch einmal die gleichen Häuser: In Nr. 31 Friseur Kulbe, Nr. 29 Schuhmachermeister Rudolf Schmidt und Bäckerei Erich Kirste und in Nr. 28 Albert Kuloks Zigarrenladen. Ihre Werbeanzeigen stammen aus dem Heimatbuch des Riesengebirgsvereins von 1928 und dem Heimatkalender Lüben von 1942. Die dort angegebenen Hausnummern helfen in gewissem Maße bei der Bestimmung der Häuser auf den Fotos. BDM-Umzug 1937 vor den Geschäften von Sattlermeister Bernhard Habicht Nr. 27 und Bäckermeister Otto Eiselt Nr. 26. Und noch ein "Umzug". Das Schild Holz- und Metallwerke Lüben ist ein Hinweis darauf, dass der "Umzug" nach 1937 stattgefunden haben muss. In diesem Jahr waren aus der alten Pianomechanikfabrik der Gadebuschs die Holz- und Metallwerke Lüben geworden. Im Hintergrund sind die Geschäfte von Klempnermeister Max Wuttig (Nr. 29), Zigarrenhändler Erich Anders (Nr. 28) und Sattlermeister Bernhard Habicht (Nr. 27) zu sehen. Auf dem Bild darüber sehen wir, dass daneben Bäckermeister Otto Eiselt seinen Laden hatte. Den Erwerb dieses Fotos verdanken wir einer Spende von Hansjörg Rohde! Ein weiteres Foto, das zu gleichem Anlass gemacht wurde, sandte Silke Kitto ein. Ihr verdanken wir das Aufnahmedatum. "Lüben 1. Mai 1938" war im Album neben dem Bild zu lesen. Der Fotograf hat seinen Standort beibehalten, während er den Zug an sich vorüberziehen ließ. Die Nazis werden die Menge der Leute als Zustimmung zu ihrer Politik gewertet haben. Was sie wirklich gedacht haben, als sie bei diesem Wetter durch die Stadt gejagt wurden, wissen nur sie selbst.Am 2.5.1903 schrieb Sohn Ernst seinen Eltern diese Ansichtskarte aus Lüben mit dem Blick in die Breite Straße: "Haben schon über acht Tage herrliches Wetter hier. Ich sende hierdurch die herzlichsten Gratulationen zu Vaters Geburtstage. Kann morgen Sonntag noch nicht kommen. Hoffentlich über acht Tage. Viele Grüße v. E. [von Eurem] Sohn Ernst." Es scheint, als sei Ernst bei den Lübener Dragonern gewesen. Links Paul Vorwerks Brot- und Weiss-Bäckerei, rechts Colonialwaren Wilhelm Fiebig. Im Hintergrund ist die Eisenhandlung Reinhold Wildenhof am Amtsgericht zu sehen. Die gleiche Ecke mit dem neuen Haus der Vorwerk-Bäckerei auf einer Ansichtskarte von 1916. Dahinter die Geschäfte von Hermann Natusch, Wagenbauer Karl Petrasch und (unter dem Balkon) Klempnermeister Otto Irmler, dem Vater des berühmten Pfarrers Rudolf Irmler. Noch einmal Vorwerks Bäckerei vor und nach dem Umbau. In den 1930er Jahren baut Bäcker Franz Gertig das Eckhaus um. Am Irmler-Haus ist der wohl baufällige Balkon entfernt worden. Straßenlampen und elektrische Leitungen zeugen vom unaufhaltsamen Fortschritt. Bäume werden gefällt und wieder ersetzt, wie die letzten Bilder auf dieser Seite zeigen. Breite Str. 14 vor dem Geschäft des Klempnermeisters Irmler, des Vaters des berühmten Lübener Pastors Rudolf Irmler, Sohn Rudolf, Vater Otto, Schwester Hannchen. Es fehlen Mutter Ida und Sohn Reinhard. Dem Alter der Kinder entsprechend ein Bild von ca. 1916. Otto Irmler verstarb 1934. Seinen Laden übernahm Frisör Georg Rosenau.
Die Breite Straße aus der entgegengesetzten Richtung
An der Kreuzung trennt die Breite Straße die von rechts kommende Kasernenstraße von der nach links führenden Schulpromenade. Im linken Eckhaus befand sich, bis er auf die gegenüberliegende Straßenseite wechselte, das Geschäft des Glasermeisters Emil Selter. Das Haus hat hier noch die Nummer 54. Um die Jahrhundertwende wurde neu nummeriert. Seitdem hatte das Eckhaus die Nummer 32. Daneben führte P. Florian eine Conditorei, die später Alfred Hilbig übernahm. Auf der folgenden Ansicht ist der Wechsel der Hausnummer zu sehen! Anstelle der 54 findet sich dort eine 2 (von 32!) Eine Aufnahme aus dem Jahr 1902. Das Haus links trägt schon die Nummer 32. Daneben ist noch einmal P. Florians Conditorei zu sehen. Gegenüber ganz rechts ein Stück vom Restaurant zum Prinzen Heinrich, daneben Fleischerei John und Nerlichs Fotogeschäft. Auf die Karte schrieb Agnes am 17.6.1902: 1915: Die Dragoner kommen aus Richtung Hindenburgstraße und reiten vermutlich geradeaus zum Ring. Zwei ziemlich verrückte Herren lassen sich den Anblick der Dragoner vom Dach des Hauses Breite Str. 31, in dem sich später Café Hilbig befand, nicht entgehen. Über dem Eckhaus links steht schon geschrieben: Emil Selter Inh. Paul Hübner. Im rechten Eckhaus war Friseur Max Gottschling tätig. Rechts befindet sich die Grünanlage des Hann-von-Weyern-Platzes, der 1903 aus dem Töpferplatz entstand. Links das 1901 enthüllte Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Weitere Veränderungen sind sichtbar. Kaufmann Paul Hübner hat das Haus nach dem Kauf umgebaut und erweitert. Er verkauft Kolonialwaren und andere Lebensmittel im Einzel- und Großhandel. Außerdem hat er zeitweise eine Kaffeerösterei angeschlossen. Siehe auch seine Geschäftsanzeige von 1928! Die Mieter im Hübner-Haus haben Blumenkästen in den Fenstern. Neben Gottschlings Friseurladen, wo nach rechts die Kasernenstraße abbiegt, steht nun eine Litfaßsäule. Das Auto rechts vorn könnte der Apollo der Stadtverwaltung sein...Wenig anheimelnd sieht die Breite Straße mit den radikal gestutzten Linden aus. Warum mag diese Aktion notwendig geworden sein? Neben Friseur Gottschling folgen Gasthof “Prinz Heinrich”, Fleischerei Max John, Fotoladen Baumann, Textilladen Martin Arlt, Fleischerei Wittwer, Gasthaus zum Goldenen Anker, Emanuel Nitschke Papier & Buchhandlung, Glaserei Emil Selter, Klempner Otto Irmler, Technik und Radio Tillmann und an der Ecke Bäckerei Franz Gertig. Einige Jahre später sind wieder Bäume gewachsen. Ganz rechts Fleischerei Max John, Photo - Rudolf Baumann - Radio, Textilladen Martin Arlt (vormals Max Scholz), weiter s. o. Ein Teil dieser Straßenseite ein paar Jahre später. Ganz rechts ist der Gasthof zum Goldenen Anker zu sehen. Schauen Sie sich besonders die Gestaltung von Papierwarenhandlung, Buchdruckerei und Ansichtskartenverlag Emanuel Nitschke an: die Aufschriften über und unter den Fenstern, die liebevolle Gestaltung des Schaufensters. Auf dem nächsten Foto dient das Geschäft nur noch der nationalsozialistischen Propaganda. Ich weiß es nicht, aber ich vermute, dass Emanuel Nitschke Deutschland verlassen hat, als die antisemitische Gesetzgebung begann. Dass sein Name nirgendwo mehr festgehalten wurde, bestärkt mich darin. Wer weiß, was aus der Lübener Familie Nitschke geworden ist, der wir so viele wunderbare Ansichtskarten von Lüben verdanken? Im Schaufenster der Papierhandlung Emanuel Nitschke ein Hakenkreuz und ein Bild des Diktators. Vielleicht ein Geburtstagsgruß an ihn. Von wem? Wer hat das Schaufenster ausgestaltet? Die Karte wurde 1937 verschickt. Die Aufnahme ist jedoch vermutlich von vor 1935, weil im Reichsflaggengesetz vom 15. September 1935 festgelegt wurde, ab sofort ausschließlich die Hakenkreuzflagge zu verwenden. Hier hängen aber noch vorwiegend schwarz-weiß-rote kaiserliche Flaggen. Nur Klempnermeister Otto Irmler, der bei der Kreistagswahl im März 1933 für die NSDAP kandidierte, und ein Mieter im Dachgeschoss des Selter-Geschäfts zeigen die Hakenkreuzflagge. Wie freiwillig können wir nicht mehr feststellen...Es folgen zwei weitere Abbildungen der beflaggten Breiten Straße. Verschickt wurden die Karten zwar im Jahr 1936. Die Fenster sind jedoch neben den Hakenkreuzfahnen auch noch mit der alten kaiserlichen Flagge geschmückt, was darauf hindeutet, dass das Foto vor dem 15. September 1935 gemacht wurde. Mit dem Erlass vom 12. März 1933 hatte Reichspräsident Paul von Hindenburg noch nach Hitlers Machtergreifung bestimmt, dass künftig zwei Nationalflaggen das "Dritte Reich" symbolisieren sollten: zum einen die alte kaiserliche Flagge mit den schwarz-weiß-roten Streifen und zusätzlich die Hakenkreuzflagge. Erst im Reichsflaggengesetz vom 15. September 1935 wurde festgelegt, ab sofort ausschließlich die Hakenkreuzflagge als Nationalflagge zu verwenden. Aus welchem Anlass die Stadt beflaggt wurde, ist unbekannt. In Diktaturen gibt es immer "Anlässe" für solche politischen Bekenntnisse... Und hier noch einmal die gleiche Straßenseite von der entgegengesetzten Richtung aus aufgenommen. Neben Glaserei Selter ist die inzwischen so veränderte Papier- und Buchhandlung von Emanuel Nitschke. Was ist in der Zwischenzeit geschehen? Daneben der Gasthof zum Goldenen Anker. Herausgeber der Karte war Emanuel Nitschke. Sie wurde im Jahr 1939 verschickt. Für den Scan Dank an Tomasz Mastalski. Diese Karte verschickte Friseur Erwin Kulbe am 20.12.1936 an Sattler- und Tapezierobermeister Otto Luthmann in Runstedt/Helmstedt. Links unter der Fahne hat er sein Geschäft mit einem Kreuz angezeigt! In Nahaufnahme: Herren- und Damen-Friseur W. Kulbe in der Breiten Straße 24. Vermutlich der Vater von Erwin Kulbe. Noch im Adressbuch 1929 wird unter Barbiere W. Kulbe aufgeführt. Links: die Auszubildende Helene Fels um 1939. |