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18. Provinzial-Bundesschießen 1900 in Lüben, siehe weitere Karten von Mannschießfesten, darunter auch die von 1914 mit einer Zeichnung der Vogelstange, die dem Lübener Original besser entspricht als die hier gezeichnete. Vom Bundesschießen 1900 in Lüben gibt es noch die folgende Erinnerungsmedaille!
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Aus Lübens Vergangenheit
von Oberschulrat Dr. Erwin Anders
Zu den nachhaltigsten Erinnerungen an meine kleine Heimatstadt Lüben gehört die an das Kinderfest unserer Schule, das alljährlich Ende August stattfand und ein Ereignis im Leben Lübens bedeutete. Mit girlandengeschmückten Körben, die die Geschenke bargen, zogen wir zu den munteren Marschweisen des von Lehrer Wolff geleiteten Pfeifer- und Trommlerkorps vom Ring hinaus zum Schießhaus, in dessen damals noch sehr bescheidenen Anlagen sich bald ein munteres Treiben entwickelte. Die Mädchen und die jüngeren Jungen vergnügten sich an allerlei Spielen, die älteren Jungen dagegen schossen mit der Armbrust nach dem Adler auf der Stange, und abends zog alles vergnügt und befriedigt, die Sieger im Adlerschießen an der Spitze, ins Städtchen zurück, zum "Ring", wo sich der Zug auflöste.
Der Besitz einer Armbrust, möglichst mit Stahlbogen, gehörte um 1890 zu den oft unerfüllbaren Wunschträumen eines richtigen Lübener Jungen. Meister Giersch, der seine Werkstatt am Fuße unseres wie ein großer Zeigefinger in den Himmel ragenden Kirchturms hatte, hat vor dem Kinderfest so manche Armbrust zur Zufriedenheit seiner kleinen Kunden gebaut.
Mit diesem "Vogelschießen" knüpfte unsere Lübener Jugend an eine uralte, bis ins Mittelalter reichende Tradition an, die in Gestalt der "Schützengilde" und des nach einer Trennung der Schützen daneben gegründeten "Adlerschützenklubs" gepflegt wurde. Wie in allen mittelalterlichen Städten Schlesiens bildeten die Schützenbruderschaften den Kern des wehrhaften Bürgertums zur Verteidigung der Stadt. Sie wurden auch außerhalb der Heimat vom Landesherrn zum Kriegsdienst aufgeboten. Von der Lübener Bruderschaft wissen wir das aus den lustigen Memoiren des Ritters von Schweinichen. Er hatte seinen Herrn, den Herzog von Liegnitz, auf dessen Fahrten ins "Reich" begleitet, wobei der edle Herzog seine Brüder und Schwestern auf den kleinen Thronen am Rhein und Neckar ganz gehörig anpumpte. Daheim erwarteten ihn seine Liegnitzer Untertanen mit unfreundlichen Gefühlen. Um den Eintritt in Liegnitz zu erzwingen, zog der Herzog die Schützenbruderschaften der umliegenden Städte an sich, darunter auch die Lübener. Diese rückte auch auf Liegnitz zu, verharrte aber so lange in einem Wäldchen vor der Stadt, bis der stärkste Kampflärm verklungen war. Dann rückte sie hinter dem Herzog her in die Stadt ein...
Die Gilde besaß eine mit dem Jahre 1675 beginnende Chronik. Sie wurde mir 1908 von dem damaligen Ratsherrn und Bäckermeister Hollender zur Verfügung gestellt, und ich habe dann anhand der Aufzeichnungen eine kleine Geschichte der Lübener Schützengilde zusammengestellt. Die Gilde mochte damals schon auf ein Alter von 300 - 400 Jahren zurückgeblickt haben, Am Ende des 17. Jahrhunderts war sie sehr stark und besaß starken Einfluß im Rate der Stadt. Das Leben und Treiben in der Bruderschaft war sehr fröhlich. Das ersehen wir aus der Schilderung der sogenannten "Quartale", bei denen es hoch herging und an denen auch die "Wittiben" (Witwen) teilnahmen. Sie mußten aber dafür auch den sogenannten Quartalsgroschen erlegen. Die Schützen zechten tischweise, und es bestand eine strenge Rangordnung. An besonderen Tischen saßen der Stadtvogt und Mannkönig mit seinen Mannen, dann folgten Rats- und Zollherren, der Stadtschreiber und, schließlich der Kellermeister und Fendrich.
Ganz unten saßen die Stadtpfeifer und die "Zieler". In der Bruderschaft herrschte höchste Sparsamkeit, und das war für die Zeiten nach dem 30jährigen Kriege nur zu natürlich. Bei den Lieferungen von Holz für die Schützen durch die Dienstmannen von Altstadt, Samitz und Mallmitz wurde alles genau kontrolliert, und den Zimmerleuten, die die Vogelstange aufrichteten, wurde das Bier genauest zugemessen. Den größten Teil der Schützenbrüderschaft stellte im ausgehenden 18. Jahrhundert die damals blühende, später aber bedeutungslos gewordene Tuchmachergilde, deren Mitglieder zumeist "Brazverwandte" waren, also das Recht des Bierbrauens hatten. Eine große Rolle spielte das alljährliche Ausschießen der gestifteten Preise. Mehr als einmal berichtet die Chronik von der Stiftung solcher "Kleinodien" durch den Liegnitzer Herzog oder auch durch die Frau Herzogin. Als sich die Gilde um 1700 in großen Geldschwierigkeiten befindet, entschließt sie sich schweren Herzens zur Veräußerung eines silbernen Bechers, eines herzoglichen "Kleinods".
Außerdem erläßt sie dem Schützenkönig die Verpflichtung, dem "Ältestentische" Plätzl und Kringl zu stiften. Weiter hörte die Verpflichtung des Schützenkönigs auf, Wein für die Schützenbrüder zu stiften. Später ist man wieder zu etwas üppigeren Sitten zurückgekehrt.
Um 1700 muß sich das gelegentlich gespannte Verhältnis zwischen Gilde und Rat der Stadt gebessert haben, denn der "Hohe Rat" sieht sich veranlaßt, der Gilde einen Schöps zu stiften. Das Jahr 1741 brachte die Eingliederung Schlesiens in den preußischen Staat. Auch in der Chronik zeigt sich die politische Veränderung. Weiter verzeichnet die Chronik den großen Brand in Lüben am 17. September 1757, darin heißt es, "daß in der ganzen Stadt nicht ein Haus davon übriggeblieben ist, und sind also bei dem großen Unglück die löbliche Schützenbruderschaft aller ihrer Habseligkelten an Gläsern und Zinn und wie es Namen hat, durch des Feuers Glut verzehret und beraubt worden". Dank der großzügigen Hilfe des preußischen Königs erholte sich damals Lüben rasch von diesem Schicksalsschlage.
Dr. Erwin Anders in LHB 6/1954 |
Die Vogelstange neben dem Schießhaus, ein kleines barockes Baudenkmal am alten Fußweg nach Oberau. Hinter der Vogelstange befand sich der Turn-Platz. Aus Sicherheitsgründen wurde das Spannen der Armbrüste im "Spannhäusel" (rechts im Bild) vorgenommen, um anschließend "den Vogel abzuschießen". Ein herzliches Dankeschön an Georg Böer für diese alte Aufnahme. Mehr in der Klose-Chronik S. 91-95 u. 431-437
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Die Schützengilde Lüben
von Obergerichtsvollzieher Felix Rathmann (1882-1969)
Das Königsschießen der Schützengilde Lüben fand zwei Wochen nach Pfingsten statt. Sie war eine der wenigen Gilden Schlesiens, die noch mit Pfeil und Bogen das Vogelschießen pflegte und mit der Armbrust ihren König ausschoß. Das Ziel war ein großer Holzvogel, ein flacher, schwebender Adler auf hoher Stange.
Jeder herabgeschossene Span und jeder Treffer wurde durch einen Hornruf verkündet und mit einem Geldbetrag bewertet. Ein Mißton zeigte an, daß der darunter angebrachte kleine, schwarze Spottvogel getroffen war, wofür Strafpunkte angerechnet wurden. Wer den letzten Span herunterholte, wurde zum neuen König proklamiert und mit Eichenlaub bekränzt. Er erhielt eine schwere silberne Kette mit den Emblemen sämtlicher vorangegangener Könige, einen persönlichen Orden mit Königskrone und sonstige Vergünstigungen. In früheren Zeiten wurde er von allen Bürgerpflichten wie Spanndiensten, Wachdiensten, allen Steuerabgaben befreit, erhielt u. a. das Recht, ein bestimmtes Quantum Bier zu brauen, und einen größeren Geldbetrag, wofür er allerdings einen Kaffee für die Schützen mit ihren Damen und ein Preisschießen auszurichten hatte.
Es gab in Schlesien wohl kaum einen Verein, der sich größerer Beliebtheit erfreut hätte und volksverbundener gewesen wäre als die Schützengilden und Schützenbruderschaften. Die Stadtväter und die am Ort liegenden Militärs ließen diesen Vereinigungen ihr besonderes Wohlwollen zuteil werden und förderten den Schießsport in jeder Weise.
So verweile ich nun bei unseren Königsschießen in Lüben. Die Schützenkameraden wurden um sieben Uhr durch einen Hornruf geweckt und fanden sich um zehn Uhr in der Konditorei Alfred Neumann zum Frühschoppen ein.
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Felix Rathmann (1882-1969) Obergerichtsvollzieher und Schützenkönig |
Um 13 Uhr wurde der König von den zwölf jüngsten Schützen unter Führung des Schützenmeisters Kamerad Wittwer mit Musik von seiner Wohnung abgeholt und zum Rathaussaal geleitet, wo sich bereits die Honoratioren der Stadt und einige Offiziere des Bredow-Dragoner-Regimentes, später des jeweils in Lüben stationierten Regimentes, eingefunden hatten.
Inzwischen war die Schützengilde in ihrer kleidsamen graugrünen Joppe, am grünen Kragen goldenes Eichenlaub, weißer Weste und Schützenhut mit Birkhahnfeder vor dem Rathause angetreten, wo sie der König begrüßte. Dann marschierte die Gilde - voran der Armbrustträger, Herr Langfritz, im grünen Frack und Federhut, mit geschulterter Armbrust; der König begleitet von den Ehrengästen - mit fliegender Fahne und schmissiger Marschmusik durch die Straßen der Stadt zum Festplatz am Schießhause, wo im Schießhausgarten ein Konzert stattfand. Danach eröffnete der König mit Pfeil und Bogen das Königsschießen.
1930 nahm daran auch eine Abordnung der St.-Sebastian-Armbrust-Bruderschaft aus Goldberg teil, deren Schießen nach dem Vogel lange Zeit in Vergessenheit geraten war, und marschierte in ihrer besonders prunkvollen und farbenprächtigen Uniform mit Federhut der Lübener Schützengilde voran.
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Drei Tage dauerte der Kampf um die Königswürde, der nach Einschaltung eines Ruhetages, des Mittwochs, dann am Donnerstag endete, wenn der schon schwer angeschossene Vogel vor die Füße des Siegers fiel. Alsdann wurde der Sieger, mit Eichenlaub bekränzt, vom Spannhause zum Schießhausgarten geleitet und die umkränzte Siegesbeute vorangetragen.
Hier erfolgte die Proklamation des neuen Königs, der zum Zeichen seiner Würde mit der großen Königskette, den Königsorden am goldenen Bande um den Hals zu tragen und einem Orden mit Krone dekoriert wurde. Nebenkönig wurde, wer den letzten Treffer erzielte, er erhielt einen etwas kleineren Orden mit Königskrone; und der Schütze, der den vorletzten Treffer hatte, wurde Ritter und errang den von Graf Sauerma, einem früheren Kommandeur des Bredow-Dragoner-Regimentes, gestifteten Wanderorden.
Bei Anbruch der Dunkelheit erfolgte, unter großer Anteilnahme der Bevölkerung der Stadt, der Einmarsch der Schützengilde und die Begleitung des neuen Königs nach seiner Wohnung. In seinem Heim wurde der König mit den Ehrengästen von der neuen Königin bereits erwartet. Die Schützenkameraden verbrachten den Abend gemeinsam im Schießhause bei einem Umtrunk und bei Tanz.
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Nebenkönig Lüben 10.9.1893 |
Die weiteren Schießen fanden auf den erst nach 1920 erbauten neuen 300 m langen Schießständen am Wasserturm mit Schützenbüchse und Kleinkalibergewehr statt. Besonders zu nennen sind: ein Preisschießen, zu dem der König drei Preise zu stiften hatte; das Schöpsschießen, für welches das Stadtgut Altstadt einen lebenden Hammel bereitzustellen pflegte, was aber später durch einen Geldbetrag abgelöst wurde, der jedoch nach der Geldentwertung 1924 nur noch für zwei silberne Löffel reichte. Die Bezeichnung Schöpsschießen blieb trotzdem bestehen. Zur Erinnerung an den Zusammenschluß von zwei Schützenvereinen zur Schützengilde fand in jedem Jahre ein Vereinigungsschießen statt. Der beste Schütze erhielt ein silbernes Ordenskreuz. Außerdem kamen zwölf silberne Löffel zum Ausschießen.
Im Laufe des Sommers hatte der König die Kameraden mit ihren Damen zu einem Kaffee ins Schützenhaus zu laden, und nach Weihnachten fand bei Kamerad Reinhold Liebich im Hotel "Zum Grünen Baum" die große Festtafel mit Ball und Theatereinlagen statt.
Durch das Anwachsen der Stadt und Verbesserung der Schützengewehre wurden die alten, nicht mehr der fortschrittlichen Zeit entsprechenden Schießstände, die nun fast mitten in der Stadt unweit des Krankenhauses lagen, abgebrochen; nur die Schießhalle blieb bestehen und wurde weiter als Spannhaus für das Vogelschießen benutzt.
Noch im letzten Kriegsjahre - 1944 - wurde auf dem Gelände des neuen Schießstandes, der Eigentum der Schützengilde war, der Grund zu einem Gebäude für eine Gastwirtschaft gegraben. Die schönen Blautannen, die den Zufahrtsweg umsäumten, mußten, weil inzwischen zu groß geworden, gefällt werden und wurden an Gartenmeister Forchner als Bindegrün und Weihnachtsbäume für 300 RM verkauft. Die Stadtverwaltung hatte sich bereiterklärt, den Weg von der Stadt zu den Schießständen in einen Promenadenweg zu verwandeln und neben den Schießständen eine Festwiese anzulegen. Doch es sollte anders kommen!
Die Lübener Schützengilde führte eine von einem preußischen Könige verliehene grüne, goldbestickte Fahne und war stolz auf ihren kostbaren, großen Silberschatz, der sich im Laufe der vielen Jahre wohl durch Stiftungen anderer Städte, Stadtältesten, Landesherren, Offizieren, vielleicht aus Dankbarkeit für besonderen Einsatz der Gilde gebildet hatte und aus Humpen, Krügen, Kannen, Bechern, Trinkhörnern u. a. m. bestand. Alle diese wertvollen Kleinodien, Erinnerungsstücke alter Zeit, Königskette und Fahne sind verloren. Sie konnten am 26. Januar 1945 nicht mit auf die Flucht genommen werden, weil wir ja nicht einmal das Nötigste tragen konnten.
Der Silberschatz und die Königskette befanden sich in den Händen des letzten Kommandeurs der Schützengilde, des Kreissparkassenrendanten Kurt Lehmann, unter Verschluß im Tresor der Kreissparkasse. Und die Fahne war in den Händen des damaligen Schriftführers, des Obergerichtsvollziehers Felix Rathmann, der sie in den letzten Wochen des Krieges unter einem Haufen Unrat, Einrichtungsgegenständen der Schießhalle, umgestürzten Tischen und Stühlen, Schießscheiben und Schützenbüchsen hervorholte und mit den Gewehren an sich nahm.
Ich gedenke der Verdienste des verstorbenen langjährigen Ehrenältesten der Schützengilde, Steinsetzmeisters Gustav Wilhelm, des langjährigen Führers der Gilde, Baumeisters Fritz Hoffmann, des Miterbauers des neuen Schießstandes, des Architekten Franz Diener, Prokurist in Fa. Max Müller und aller Kameraden, die den edlen Schießsport liebten.
Felix Rathmann, LHB 13/1958 |
Die Schützenkönige von Lüben
von Kurt Passon (1922-1994)
So wie das Sommersingen war auch das Vogelschießen mit der Armbrust der Lübener Schützengilde eine schöne schlesische und besonders Lübener Tradition. Es begann schon am Pfingstsonnabend, indem zwei Adler aus Holz an langer Stange angebracht wurden. Der große war schön bunt und der kleinere tiefschwarz, etwa zwei Meter unter dem Königsadler angebracht. Schon am Sonnabendvormittag fuhren Gespanne mit Birkengrün durch die Stadt, womit die Hauseingänge geschmückt wurden; somit war das Vogelschießen als Volksfest zu erkennen.
Nun lag es in der Ehre der Gildemitglieder, den großen Königsadler stückweise abzuschießen. Bei jedem Treffer ertönte ein frohlockendes Trompetensignal, geblasen vom Stabsmusiker Pavel, Sohn einer Lübener Musikerfamilie. Wurde der schwarze Vogel getroffen, so ertönte ein kläglicher, besonders für die Ohren eines Musikers unerträglicher Mißton. Das war außerdem das Signal für eine Schützengilde-Lage mit Freibier.
Gegenüber der Gaststätte "Schießhaus" in der Lübener Schützenstraße stand das kleine Spannhäusel. Hier lagen die Armbrüste und die Pfeile sowie auch ein Gerät zum Spannen der Schußwaffen. Wurde kein Adler getroffen, dann flogen die Pfeile aus Holz mit einer Eisenkappe versehen auf den dahinter liegenden Turnplatz. Dieser war zur Zeit des Vogelschießens wegen der Pfeilgefahr für die Öffentlichkeit gesperrt. |
Am Pfingstsonntag war die Ermittlung des Schützenkönigs fällig. Ab Mittag wurde vom Pavillon des Schießhauses aus ein Gartenkonzert geboten. König wurde jener Schütze, der das letzte Stück Holz vom großen Adler herunterholte. Waren die Treffer am Vortag zu erfolglos, wurde der Adler am Sonntagnachmittag eingeholt, mehrfach eingesägt und wieder in die Höhe gebracht. So genügten nur noch wenige Treffer, um dem Adler alle "Federn zu rupfen". Hier ließ es mancher Schütze absichtlich an Zielfertigkeit fehlen, um die Königsfeierzeche zu umgehen. Zweimal hintereinander König zu sein, war kaum finanzierbar. Andererseits wollte man wohl jedem mal die Chance geben, König zu werden.
Am Pfingstsonntagabend war die festliche Krönung des Schützenkönigs. Mit der Königskette geschmückt, die jedes Jahr um eine Medaille mit dem Namen des Schützenkönigs vom Vorjahr bereichert wurde, ging es mit Jägermarschmusik zum Haus der "Königsfamilie".
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Schützenverein Lüben um 1920 |
Auf dem Balkon oder an den Fenstern leuchteten dann schon zum Empfang aller Schützen und vieler Passanten bengalische Feuer. Ich erinnere mich an solche Schützenkönige wie Bierverleger Dudeck, Bäckermeister Schreiber, Konditormeister Neumann, der sehr so große Ähnlichkeit mit Hindenburg hatte, an den Besitzer des Geschäftes für Tabakwaren gegenüber der Konditorei Neumann, Herrn Thomas, aber auch Fleischermeister Arlt und Max Senftleben, Besitzer der Destille und Drogerie.
Zum Pfingstschießen gehörte auch der Oberkellner vom Schießhaus, Herr Langfritz. In schnittiger Jägeruniform trug er an der Spitze des Festzuges den Königsspan, mit Eichenlaub bekränzt, auf silbernem Tablett dem König ins Haus. Und aus den Fenstern des Schützenkönigs oder vom Balkon flogen oft Süßigkeiten in die Menge der Passanten, besonders zur Freude der Kinder.
Kurt Passon, LHB 3/1991 |
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