Die Familie des Kaufmanns Paul Hübner
Pfarrer Rudolf Irmler (1907-1999)














Der Name Hübner war in Lüben offenbar den oberen Schichten vorbehalten. Es gab die Familie der Baumeister Hübner, der Mediziner Hübner, der letzte Besitzer des Hotels Grüner Baum war ein Hübner und hier sollen der Kaufmann Paul Hübner und seine Ehefrau vorgestellt werden. Leider besitze ich von beiden nur dieses kleine Foto. Es stammt vom Hochzeitsbild der Ilse Lorkowski geb. John am 5.10.1930. Die Erinnerung an Leben und Wirken der Hübners ist jedoch dank des Lübener Heimatblattes erhalten!

Paul Hübner (geboren um 1880-1932) - Helene Hübner geb. Berger (1887-1963)
Am 1. Januar 1908 erwarb der Kaufmann Paul Hübner von Glasermeister Emil Selter das Eckhaus in der Breiten Straße. Nur wenige Wochen später erhielt er die Handelserlaubnis für "Kolonialwaren und Lebensmittel en gros". Hauptumsatzartikel waren in den ersten Jahren Petroleum, Seife, Salz und Zucker. Da sich die Bevölkerung an das bereits vorhandene Gaslicht schwer gewöhnen konnte - außerdem war es ziemlich teuer -, war die Nachfrage nach Petroleum sehr groß. Mit kaufmännischem Weitblick wurde Paul Hübner sehr bald klar, dass Pferd und Wagen beschafft werden mußten, um die Waren, vor allem im Winter das Petroleum, bis ins kleinste Dorf zu bringen. Fleiß und Umsicht ließen den Kundenkreis bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges 1914 ansteigen. Bis in die Kreise Liegnitz, Wohlau, Sprottau, Haynau und Glogau war die Firma bekannt.

Nachdem Paul Hübner zum Kriegsdienst eingezogen war, wurde das Geschäft von seiner Ehefrau Helene Hübner in der begonnenen Weise weitergeführt. Das war um so bewundernswerter, als sie 10 Kinder zu versorgen hatte! Nach Kriegsende wurde unter der Leitung des Schwagers von Paul Hübner für einige Jahre die Produktion des Waschmittels "Mühelos" angeschlossen. Die wirtschaftlichen Verhältnisse zwangen zur Aufgabe dieser Produktion, um das Gewicht auf den Großhandel mit Lebensmitteln zu legen.

Das Gebäude in der Breiten Straße wurde allmählich zu klein, und so wurden in den Jahren von 1924 bis 1932 Aufstockungen vorgenommen. Weiter wurde eine eigene Kaffeerösterei eingerichtet, sodass der Duft des gebrannten Kaffees mit den Kolonialwaren die rechte Atmosphäre für die Großhandlung ergaben. Als weiterer Platzmangel fühlbar wurde, entschloß sich die Firma im Jahre 1935, das in der Nähe gelegene Grundstück zwischen Kullmannstraße und Faulhaberstraße zu erwerben und dort ein neues Lagergebäude mit Garagen zu erbauen.

Nach dem viel zu frühen Tode von Paul Hübner im Jahr 1932 übernahm Frau Helene Hübner, obwohl sie viel mehr als Hausfrau und vor allem Mutter für ihre große Kinderschar benötigt wurde, mit fester Hand die Zügel des nunmehr großen Betriebes, des Großhandelsunternehmens und des Geschäftes in der Breiten Straße. Ihr zur Seite stand in treuer Pflichterfüllung, uneigennützig und in unermüdlicher Arbeit tätig, der Geschäftsführer, Herr Fritz Krumbein. Der Kundenkreis nahm ständig zu und war damit Zeugnis für dieses Unternehmen. Weitere Erweiterungs- und Baupläne wurden durch das schicksalschwere Geschehen 1945 zunichte gemacht. Die Söhne Werner, Siegfried und Otto kehrten nicht aus dem Krieg zurück. Krieg und Flucht überlebten wie die Mutter Helene auch Elfriede, Hildegard, Martin, Herbert, Katharina und Ruth. Als Helene 1963 starb, hatte sie 14 Enkelkinder.

Ein Holzgasgenerator blieb das einzige Erinnerungsstück an das Großhandelsgeschäft in Lüben. Darüber hinaus bewahrte Helene Hübner einen Schlüsselring mit 30 bis 40 Schlüsseln auf. Sie hatte damals "alles wohlverschlossen" und diesen Schlüsselbund mitgenommen in der Hoffnung, eines Tages zurückzukehren. Es blieb nur die Erinnerung an ein verlorenes Lebenswerk.

Die Kinder jedoch resignierten nicht, sondern nahmen ihr Schicksal in die eigenen Hände. In Frankenberg (Eder) eröffnete der älteste Sohn, Herbert Paul Hübner 1970 einen Lebensmittel-Großhandel. Vielleicht findet aus der großen Schar der Nachfahren einer auf diese Seite und stellt weiteres Material zur Veröffentlichung bereit.

Die Informationen sind dem Lübener Heimatblatt zwischen 1957 und 1963 entnommen.