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Braunau [1939] Gemeinde, Kreis Lüben, 13,5 km, Post Braunau über Lüben (Schlesien)
511 Einwohner, 120 Haushalte, Flurgröße 1750 ha, 7 Gemeinderäte, Bürgermeister Hermann Hanuschke, Fernsprecher Seebnitz 7
Landratsamt, Finanzamt, Amtsgericht, Versicherungsamt, Landkrankenkasse, AOK Lüben / Regierungsbezirk, Landgericht, Arbeitsgericht, Versorgungsamt Liegnitz / Arbeitsamt Liegnitz, Nebenstelle Lüben / Standesamt, Schulgemeinde Braunau / Gendarmeriebezirk Seebnitz, Kreis Lüben / nächster Personen- und Güterbahnhof Braunau 0,6 km, Kleinbahn / nächste Kraftposthaltestelle Braunau (Omnibus der Reichsbahn)
Vorhanden: Elektrisches Stromverteilungsnetz, 1 Volksschule, 2 Rittergüter
NN 150 m
aus: Alphabetisches Verzeichnis der Stadt- und Landgemeinden im Gau Niederschlesien mit den dazugehörigen Ortsteilen, Kolonien, Siedlungen usw., Kurt-Gruber-Verlag Wirtschaft Recht, Dresden, 1939 |
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Braunau [1927]
Dorf und Gemeindebezirk Kreis Lüben Regierungsbezirk Liegnitz 475 Einwohner Gemeindevorsteher Hanuschke Gutsvorsteher Süßmann Postamt Lüben Eisenbahnstation Güterladestelle Lüben-Kotzenau Amtsgericht Lüben Landgericht Liegnitz Sparkasse und Darlehenskasse Raiffeisen Kreissparkasse Fernsprecher 10/23 Postscheckkontonummer Breslau 12665 Stadtsparkasse Lüben Elektrizitätswerk Gewerbegericht Kaufmannsgericht Reichsbankstelle Liegnitz Gewerbeamt Zollamt Lüben evangelische Kirche und Schule Fortbildungsschule
Beier, Paul, Gastwirtschaft [auch Bayer/Beyer geschrieben]
Dörfer, Gustav, Müllermeister
Grosser, Otto, Schmiedemeister
Hernig, Karl, Fleischermeister [oder Hering? siehe Ansichten!]
Hernig, Karl, Kolonialwaren [oder Hering? siehe Ansichten!]
Kaul, Robert, Bauunternehmer
Knüppel, Gustav, Stellmachermeister
Leuschner, W., Gastwirtschaft
Linke, Paul, Tischlermeister
Ressel, Gustav, Tischlermeister
Sieber, August, Schuhmachermeister
Tscharntke, Emil, Bauunternehmer
Tscharntke, Fritz, Schuhmachermeister
Umlauf, Paul, Gastwirtschaft (siehe Geschäftsanzeige)
Wehner, Anna, Mühlenbesitzerin
Wehner, Hermann, Fleischermeister
Wittig, Ernst, Kolonialwaren
Wittig, Paul, Friseur
Wunderlich, Otto, Stellmacher
aus: Amtliches Landes-Adressbuch der Provinz Niederschlesien für Industrie, Handel, Gewerbe, Verlag August Scherl, Breslau, 1927 |
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Braunau [1913]
Dorf + Rittergut (mit Oberhof 33 Einwohner): Kreis Amtsgericht Lüben 11 km; Post Amtsbezirk Standesamtsbezirk evangelisches Kirchspiel Braunau (Kreis Lüben, Schlesien); katholisches Kirchspiel Kaltwasser; 375 +159 Einwohner
aus: Alphabetisches Verzeichnis sämtlicher Ortschaften der Provinz Schlesien, Verlag Wilhelm Gottlieb Korn, Breslau 1913
Braunau in Nachschlagewerken von 1789 und 1845
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Braunau um 1920: Oberhof, Dorfstraße, Gasthof zum Lindenhof, Warengeschäft Hering.
Braunau um 1925. Pfarrhaus und Pfarrgarten mit See, im Hintergrund die Kirche.
Bahnhofsgebäude Braunau!
Mit einem herzlichen Dank an Wigbert Iseke! Ob jemand die beiden jungen Männer erkennt?
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Braunau
Am Bahnhof Braunau hielt die Kleinbahn Lüben-Kotzenau. An der großen Straße Lüben-Kotzenau, bis Seebnitz die Reichsstraße 117, lag etwa 1 km vor dem Dorf Braunau waldumrauscht der Gasthof "Zur goldenen Grenzbirke". Es war ein einfacher Landgasthof, einsam gelegen, aber umgeben von den wunderbaren, tiefen Wäldern der Niederschlesischen Heide.
So klein und unbedeutend er erschien, so hatte er doch schon ein kleines Stück Weltgeschichte mit erlebt, davon kündete dem Ortskundigen der "Napoleonsweg". Er begann gegenüber der "Birke" und stellte die Verbindung zum Dorfe Spröttchen her..."
Wie haben die Braunauer ihre Heimat geliebt und wie stolz waren sie auf ihren Heimatort! Braunau, das soll hierbei erneut erwähnt werden, spielt ja in der Ahnenreihe der Familie von Braun insofern eine Rolle, als es einst namensgebend war. Zur Familie gehörte auch Wernher von Braun, der uns 1964 zu unserem Heimatkreistreffen in Nassau ein Grußwort sandte, in dem er Bezug auf den Stammsitz Braunau im Kreis Lüben nahm.
Heute soll eine kurze Wanderung durch diesen Ort angetreten werden, zu der durch Erzählung der frühere Postbeamte Herzog einiges beitrug.
Die Kirche in Braunau beging 1936 ihr 100jähriges Jubiläum. Sie war einst so groß, hell und freundlich gebaut worden, so daß es noch einmal 100 Jahre später nicht anders gewesen wäre.
Wir fanden in Braunau eine Aufteilung der großen Güter; so gab es den Niederhof, Mittelhof und Oberhof, die einst einem Herrn Schwabe gehörten. Und neben der Kirche war noch eine Gruft der Familie Schwabe festzustellen. Anfangs war der Friedhof bei der Kirche und erst später wurde er etwas außerhalb des Dorfes angelegt.
Die Familie Schwabe hatte eine Tochter, die in Goldberg mit einem Priesemuth verheiratet war, aus dieser Ehe waren keine Kinder hervorgegangen. Die Familie gründete die Schwabe-Priesemuth-Stiftung in Goldberg.
Der nachfolgende Besitzer war ein Herr Schwarz, von dem man sich erzählte, daß er seine Schweinemagd geehelicht habe. Die Ehe soll nicht sehr glücklich gewesen sein, und so habe die Frau Schwarz den Pastor Weiß um Beistand gebeten. Der Ehemann Schwarz aber habe den Spieß umgedreht und alles so dargestellt, als hätte er Grund, eifersüchtig zu sein.
Das habe zu dem Spruch über der Toreinfahrt geführt. Die Schrift war unleserlich, aber eine alte Karte gibt darüber Aufschluß:
"Wer Schwarz und Weiß vertragen kann,
der ist fürwahr ein Edelmann;
wer aber diese Farben scheut,
wohl gar den Treueschwur bereut,
der bleibt ein Schuft in Ewigkeit."
Andere Quellen halten den Spruch für ein Treue-Bekenntnis zu Preußen, dessen Farben Schwarz-Weiß waren.
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Herings Warenhandlung und Straßenpartie, Leuschners Gasthaus, Pfarrhaus, Bahnhof
Braunau: Pfarrhaus, Schloss, Post, Kirche, Schulhaus
Totalansicht mit Evangelischer Kirche und Beiers Gasthof
Evangelische Kirche und Schulhaus
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An der linken Torsäule ist zu lesen: Fahren, Reiten und Laufen - Durch diesen Hof - ist bei Strafe Verboten - der Gutsvorstand.
Als ich 1935 nach Hindenburg/OS. kam, lernte ich einen Grubensteiger Schwarz kennen, der ein Enkelsohn dieser Braunauer Familie Schwarz war. Ein Kapitän Schwarz, ein Sohn der gleichen Familie, war mehrmals in Braunau zu Besuch und suchte die Familiengruft auf. 1880 verkaufte Herr Schwarz den Oberhof, die Besitzer wechselten dann sehr oft.
1912 kaufte mein Vater, Wilhelm Klose, den Oberhof. Er war sehr heruntergewirtschaftet, ohne Rinder und ohne Schweine; nur alte Pferde waren vorhanden. Die erste Zeit mußte sogar Milch und Butter gekauft werden. Später baute dann mein Vater 20 Morgen Spargel an, die durch den dafür geeigneten Boden gute Erträge brachten. Es gingen Lieferungen nach Liegnitz, Haynau, Bunzlau, Löwenberg. 1937 übernahm mein Bruder das Gut, es waren 500 Morgen.
Auch der Niederhof und der Mittelhof haben ihre Besitzer oft gewechselt. 1917 kaufte Julius Süßmann* die Güter. 1935 "erwarb" Paul Hoffmann den Mittelhof mit ca. 500 Morgen, den Wald "kaufte" Oberförster Drescher, den Niederhof Herr v. Goldacker. In der Zeit der Zwangsverwaltung wurden die Güter von Herrn von Löper aus Lüben betreut.
Erika Bécu geb. Klose in LHB 9/1973
* Julius Süßmann wurde als über 70jähriger wegen seiner jüdischen Herkunft deportiert. Über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt. Sein Andenken wird auf der Holocaust-Gedenkseite Yadvashem bewahrt. Heidi T.
Schloss Braunau im Jahr 1905
Braunau: Warenhandlung R. Werner, Schloss, Kirche, Pfarrhaus
Braunau: Schule, Gasthaus zum Lindenhof, Postagentur
Braunau um 1900: Pfarrhaus, Schloss, Post, Kirche, Schule
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Das Innere der evang. Kirche zu Braunau
Straßenpartie mit Wittigs Warenhandlung
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Schloss Braunau/Lüben
Gut Oberhof Braunau
Bayers Gasthaus
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