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Konrad Klose, Geschichte der Stadt Lüben, Verlag Kühn Lüben, 1924, S. 266/267
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Sommer 1849 die Mängel des am Bleicherdamm gelegenen städti-
schen Krankenhauses691). Es mag sich auch für damalige Ver-
hältnisse nicht auf der Höhe befunden haben. Die hygienischen
Verhältnisse ließen überhaupt, trotz der bestehenden Sanitäts-
kommission, viel zu wünschen übrig. Sie zu bessern, war um so
nötiger, als wiederholt Choleraepidemien die Stadt bedrohten692).
Die Stadtverordneten beschlossen am 1. Juni 1850 das Armenhaus
für die Aufnahme von Kranken herzurichten; damit war aber die
Regierung nicht einverstanden, sie verlangte eine andere Lösung
der Frage. Die Stadtverordneten dachten an die Schloßbesitzung
und erwarben sie im Juli 1851 für 6500 rtl. Aber hier war der
Speicher fiskalisches Eigentum und nicht verkäuflich, und das
Schloßgebäude war nur unter großen Kosten umzugestalten, so
beschloß man denn am 6. September 1851, ein städtisches Kranken-
haus
hinter dem Schießhause zu errichten. Am 1. Januar 1855
wurde es eröffnet. Im gleichen Jahre wurde übrigens das neue
Lembergsche Hospital eingeweiht, nachdem das alte Gebäude 1851
einem Brande zum Opfer gefallen war. Im Jahre 1869 überließ
die Stadt das neuerbaute Krankenhaus dem Militärfiskus als
Garnisonslazarett und machte das bisherige Lazarett zum Kranken-
hause. Als im Jahre 1908 das neue Garnisonslazarett an der
Bredowstraße in Gebrauch genommen worden war, wurde das
bisherige zum Kreiskrankenhause, dem auch die Stadt ihre
Kranken überwies. Das im Jahre 1899 vom Vaterländischen
Frauenverein errichtete Siechenhaus kam ebenfalls manchem ge-
brechlich gewordenen Bewohner der Stadt zugute.
Aber auch sonst geschah im Laufe der Jahre manches, was zur
Besserung der Gesundheitsverhältnisse diente. Die alten, den
Kirchgemeinden gehörigen Friedhöfe boten zum Teil wegen
ihrer Lage inmitten der Häuser zu Bedenken Anlaß; der evange-
lische vor der Pforte war überfüllt und wurde 1873 geschlossen.
Die Stadt wünschte einen Kommunalfriedhof und faßte dafür
zunächst den Garten des Zollhauses an der Glogauer Chaussee ins
Auge. Da dieser nicht den hygienischen Anforderungen entsprach,
wurde das Galgengewende gewählt. Am 8. November 1878 wurde
der neue Friedhof eingeweiht. In den Jahren 1896/97 erfolgte
eine Erweiterung nach der alten Glogauer Straße hin, 1920/21
eine neue in der Richtung auf Guhlau.
Einen Fortschritt in sanitärer Beziehung bedeutete auch die
Errichtung des Schlachthofs, welche von den städtischen Kör-
perschaften am 9. Mai 1890 beschlossen wurde; die Kosten betrugen
91 000 Mark, wozu noch die Abfindungssumme trat, welche den
Inhabern von Schlachtstätten gezahlt werden mußte. Pekuniäre

691 Bleicherdamm 2.
692 1837 starben in Guhlau 6 Personen an der Cholera. Sie
grassierte in Lüben und Umgegend von Ende Juni bis Anfang Oktober.
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Vorteile hat die Stadt von dieser Anlage nicht gehabt, sie schloß
fast alljährlich mit einem wenn auch geringen Defizit ab. Im
allgemeinen belief sich Einnahme und Ausgabe auf 15 000 Mark.
Nach Tilgung der Bauschuld dürfte ein geringer Überschuß zu
erwarten sein.
In das Kapitel "Gesundheitspflege" gehört endlich die
Wasserversorgung. Von alters her bestand in Lüben eine
Art Wasserleitung, welche in hölzernen Pumpenrohren das Wasser
aus den an der Altstädter Straße befindlichen Brunnen der Stadt
zuführte. Der alte Wallgraben wurde hinter dem Accisehäuschen
vor dem Glogauer Tore von den Rohren überirdisch gekreuzt; sie
lagen dort auf Rüstwerk. Die alte Wasserleitung speiste lediglich
die öffentlichen städtischen Brunnen, von denen zwei auf den
beiden Ringseiten sich befanden, umgeben von einem mit meterhoher
Brüstung versehenen Bassin. Im ganzen zählte man 1832 in der
Stadt 2 Zisternen, 5 kleinere Wasserbehälter, 7 Pumpen und 5
Brunnen693). Die Zahl der öffentlichen Wasserstellen wird sich
vermutlich in späterer Zeit nur unwesentlich vermehrt haben.
Selbstverständlich waren auf vielen Grundstücken private Brunnen.
Eine solche primitive Wasserversorgung konnte auf die Dauer nicht
genügen. War doch auch das Feuerlöschwesen davon abhängig.
Man war bei dem Mangel an einer Wasserleitung auf Wasser-
wagen angewiesen. An verschiedenen Stellen der Stadt befanden
sich Remisen für Spritzen, Wasserwagen und Feuerlöschgeräte, so
vor dem Glogauer Tor am Hann-von-Weyhern-Platz, an der
Niederglogauer Straße 6, an dem Turm hinter der evangelischen
Kirche, an dem Eckgrundstück Liegnitzer Straße 34, Schloßstraße 4
und anderwärts. Das Hauptdepot der Feuerwehr war im Erd-
geschoß des Rathauses in den Räumen der Sparkasse, wo sich auch
die Stadtwage befand, untergebracht. Die zum Teil offenen
Schuppen dienten nicht gerade zur Verschönerung der Stadt,
wenn sie auch der Jugend einen willkommenen Tummelplatz boten.
Es war eine der ersten Taten des Bürgermeisters Vorwerk694),
daß er die Stadtväter dazu [?] vermochte, den Bau einer Wasser-
leitung zu beschließen695), dessen Kosten durch eine Anleihe bei der
Sparkasse gedeckt werden sollten. Er wurde in den Jahren 1875/76
ausgeführt. Das Rohrnetz war 4090 Meter lang; es wurde im
Laufe der Jahre erweitert und war bis 1900 auf 5488 Meter ge-
wachsen. So erheblich der Fortschritt gegenüber dem früheren
Zustande war, so hafteten doch der Wasserleitung gewisse Mängel
an. Die städtischen Brunnen auf der Brunnenwiese lagen nicht
hoch genug, um dem Wasser den nötigen Druck zu geben, und, da

693 Knie 1832.
694 V. wurde am 9. April 1873 zum Bürgermeister gewählt und
am 28.5.1874 eingeführt.
[Diese Daten widersprechen der Übersicht der Lübener Bürgermeister auf S. 483. Offenbar handelt es sich dabei um den Vorgänger im Bürgermeisteramt Lamprecht. H. T.]
695 Der Beschluß wurde am 28.1.1875 gefaßt. Die Kosten beliefen
sicha uf 47 000 m., wovon 40 000 durch Anleihe gedeckt wurden.