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Konrad Klose, Geschichte der Stadt Lüben, Verlag Kühn Lüben, 1924, S. 288/289
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Raum; und dann erhob die Regierung bald Bedenken gegen diese
Verbindung der Projekte, bald Einwände gegen die vorgeschlage-
nen Plätze. Die Lösung des Konflikts erfolgte schließlich dadurch,
daß 1866 das zweite Schulhaus am Schulplatze für die gesamte
Volksschule errichtet und 1869/70 das jetzige Pfarrhaus erbaut
wurde. Die alte Kuratie war 1857 zur Parochie erhoben worden.
Einen jahrelangen Kampf hatte die katholische Gemeinde
auch um einen Neubau der Kirche zu führen, nachdem die alte
Schloßkapelle zu klein und baufällig geworden war. Am 31. Mai
1896 war die erste Anregung zum Kirchenbau gegeben worden,
und fast genau 10 Jahre später, am 25. Mai 1906, wurde der
Grund in dem alten Weisegarten gelegt. Erst nachdem die Ge-
meinde sich dazu verstanden hatte, das alte Gotteshaus zu unter-
halten und die Mehrkosten der Fundamentierung zu übernehmen,
gab die Patronatsbehörde ihre Zustimmung. Am 17. Dezember
1908 fand die feierliche Benediktion der neuen Kirche statt. An
den Kirchplatz grenzt das Josephsstift, in dem die seit 1902 be-
stehende Niederlassung der grauen Schwestern ihr Heim fand.
Nach Süden ist der Kirche der Rosengarten vorgelagert, der einer
Stiftung der Frau Rentier Haake sein Dasein verdankt.
Die innere Stadt ist durch manchen Neubau nicht immer zum
Vorteil verändert worden. Die alten Giebelhäuser gestalten die
Straßenbilder malerischer als die modernen Bauten. Der Mittel-
punkt der Stadtverwaltung, das Rathaus, ist jetzt ausschließlich
seiner eigentlichen Bestimmung übergeben. Das Kreisgericht ver-
ließ es 1849, das Steueramt 1900, die alte Stadtwage war nach
dem Erlöschen der Tuchmacherei eingegangen, die Feuerlöschgeräte
mußten das Erdgeschoß räumen, als 1904 die Sparkasse ihren
jetzigen Standort erhielt. Eine der ehemaligen Ratsbauten, das
Finkeltsche Haus, wurde 1903 angekauft. Die alte Turmuhr ward
1914 erneuert. In demselben Jahre erhielten die Feuerspritzen
und andern Löschgeräte ein eigenes Spritzenhaus mit Steiger-
turm an der Schulpromenade.
Im Jahre 1850 beklagte ein Stadtblattartikel das schlechte
Pflaster und die fast ungangbaren Bürgersteige. Die Anregung
fiel auf fruchtbaren Boden. Am 23. September 1853 wurde be-
schlossen, am Ring und der Oberglogauer Straße Trottoir zu
legen, am 8. Juni 1855 ward der Niederglogauer Straße die
gleiche Gunst gewährt, die andern Straßen folgten in langsamem
Tempo; für die Steinauer Straße wurden 1906 6000 Mark zur
Verbesserung des Bürgersteigs bewilligt. Eine umfassende Um-
pflasterung der Hauptstraßen erfolgte 1879/81. Nach Vollendung
der Entwässerungsanlagen fanden meist sehr umfangreiche
Pflasterarbeiten statt; der Ring erhielt 1898 statt der "Katzen-
köpfe" Granitpflaster, die alten Rinnsteine wurden beseitigt;
1907 wurde die Steinauer Straße mit einem Kostenaufwande
von 12 000 Mark umgepflastert und 1913 die Bahnhofstraße. So
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wird unablässig an der Verbesserung und Verschönerung der
Stadt gearbeitet.
Wer ihre Entwicklung durch die Jahrhunderte verfolgt, wird
in den meisten Epochen der städtischen Geschichte die Spuren plan-
voller, hingebender Arbeit und opferwilligen Gemeinsinns finden,
durch welche Lüben, das sich weder einer günstigen Verkehrslage
noch einer reichen Umgebung erfreut, zur Blüte gelangt ist.


Blick vom Steinauer Tor auf die innere Stadt