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Die folgenden Abbildungen der Steinauer Straße sind einmal stadteinwärts und einmal stadtauswärts fotografiert. Um die Orientierung zu erleichtern, habe ich unten einen Ausschnitt des Stadtplans angefügt und die Hausnummern der Häuser eingetragen, um die es hier geht. Wie auch andere Besucher dieser Seiten wäre ich dankbar, wenn weitere Abbildungen zur Verfügung gestellt werden. Ein herzliches Dankeschön an Wolfgang Wersich und Frank Mierzwiński für die zahlreichen Orientierungshilfen in der Steinauer Straße und die schönen Ansichtskarten-Abbildungen von Tomasz Mastalski!
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Oben, rechte Straßenseite: Nr. 1 der Steinauer Str. war das Gebäude an der Ecke zur Liegnitzer Straße am Ring. Darin befand sich Konditorei & Café Neumann. Neben Café Neumann befand sich in Haus Nr. 2 der Laden von Hutmacher Hermann Opitz.
Aus einer Anzeige im Heimatkalender von 1942 erfahren wir, dass sich in Nr. 3 "Das bekannte Fachgeschäft für Korsettwaren, Handschuhe, Strümpfe und Seidenwäsche" von Elsbeth Bischof befand.
Der Schornstein geradeaus vor der Abbiegung gehörte zum Heizwerk des Landeskrankenhauses.
Oben, linke Straßenseite:
Die Hausnummern der Steinauer Straße verliefen vom Ring aus auf der rechten Seite aufsteigend bis an die Stadtgrenze. Auf der gegenüberliegenden Häuserseite wurde ungefähr ab Nr. 35 wieder zurück zum Ring gezählt. Links vorn müssten sich dementsprechend die Nummern höher als 60 befunden haben. Die jeweils höchste Ziffer beider Seiten ist mir noch nicht bekannt.
Rechts:
Das Ehepaar Opitz schaut aus dem Fenster seiner Wohnung.
Bei der Interpretation der folgenden Ansicht, die Waldemar Marek übermittelte, hat Frank Mierzwiński geholfen. Man sieht den Turm der Evangelischen Kirche. Rechts davon schaut über einem Hausdach zwischen zwei Schornsteinen die Spitze des Rathausturms hervor. Unter dem Kirchturmdach sieht man die Spitzgiebel der oben abgebildeten Häuser 1-5 der Steinauer Straße. Das Foto wurde von der Rückseite der Steinauer Straße in Höhe des Piastenschlosses gemacht.
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Vielleicht erkennt jemand hier den Hinterhof oder die Rückseite des Hauses, wo seine Vorfahren oder er selbst wohnten, fragte ich vor einigen Jahren. Im Jahr 2020 sandte mir Radek Paduchowicz das folgende Foto und erkannte unter dem Rathausturm die Fenster seiner Großmutter! Sie wohnt dort in der ehemaligen Steinauer Straße.
Es ist (von vorn gesehen, siehe das nächste Foto) das einstige Haus von Rudolf Raschdorff, in dem heute Radek Paduchowicz' Großmutter wohnt. Früher war es Steinauer Str. 7, heute ist es Mieszka-I.-Str. 8. Danke, Radek!
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Dank an Kerstin Lehnert für die Anzeige aus "Liegnitzer Tageblatt" 26.10.1940
Aus dem Lähner Anzeiger vom 20.6.1908 |
Rechte Seite: In Nr. 6 hatte um die Jahrhundertwende Rudolf Raschdorff sein Geschäft. Wie rechts am Giebel zu lesen ist, war es auch Wäschehandlung. Was mag das gewesen sein? Später befand sich darin der Konsum.
Dahinter in Nr. 7 arbeitete Schuhmachermeister Metzdorf.
Nr. 8 war Spielwarenhandlung Münster.
Nr. 9 wurde mir erst bekannt durch nebenstehende Anzeige von 1940, mit der Bäcker C. Kirchner aus der Steinauer Straße 9 sein gutgehendes Geschäft zum Verkauf anbietet.
Ganz hinten rechts Nr. 11 von Korbmeister Schlafge (siehe auch eins der nächsten Bilder). Die Giebelseite des Hauses Nr. 6 zeigte zur Schloßstraße, die dort die Steinauer Straße kreuzte. Im gegenüber befindlichen Eckhaus Nr. 5 befand sich die Fleischerei Sigismund.
Leider können auf der abgebildeten linken Straßenseite weder Hausnummern noch die Namen der Geschäftsinhaber angegeben werden. Wer hilft? |
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Aufnahme der Steinauer Straße von der Kreuzung Schloßstraße in Richtung Ring. Gut zu erkennen Krügers Drogerie. Wer hilft, den Laden rechts davon und die beiden Läden links daneben zu identifizieren? Gegenüber muss die Eisenwarenhandlung von Paul Paschke gewesen sein, dessen Geschäftsanzeige im Heimatkalender Lüben 1942 den Standort so eindeutig beschreibt: 3. Haus vom Ring! Vielleicht weil die Nr. 60 so schwer zu finden war... |
Karl Schoor schrieb im LHB 10/1957: "Meine Eltern hatten neben Eisenhandlung Paschke in der Steinauer Straße ein Schnittwarengeschäft (Laut Adressbuch Wäschehandlung Anna Schoor). Sie fuhren zu den Märkten in die umliegenden Kreise, wie es damals viele Geschäftsleute taten; so ging es nach Steinau, Winzig, Köben, Parchwitz, Glogau und Liegnitz..."
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Seine Enkelin veröffentlichte 60 Jahre später diese beiden Fotos vom Laden ihrer Urgroßeltern Schoor aus der Zeit zwischen 1900 und 1930. Herzlichen Dank! |
Bevor Lübens Stadtpark nach dem Diktator benannt wurde! Das Haus im Hintergrund rechts, die Steinauer Str. Nr. 11, gehörte Korbmachermeister Hermann Schlafge. Über den Gedenkstein für Walther von der Vogelweide im Vordergrund siehe Extraseite. Das Originalbild wurde rechts und links beschnitten, so dass die Aufschrift Lüben i. [Schles.] fehlt. |
Am rechten Bildrand die Hausecke von Hoferichters Warenhandlung Nr. 54. Rechts daneben in Nr. 55 die Niederlassung der ostdeutschen Korbwaren-Industrie von Franz Makowski und in der unteren Etage die Putz- und Modewaren-Manufaktur von Fritz Gladis. Hier wuchs Horst Gladis auf, von dem der hervorragende Stadtplan von Lüben stammt. Vielleicht ist er der Junge, der in die Kamera schaute. Zwischen Haus Nr. 54 und 55 begann die Bismarckstraße. Ein Stück weiter ist eine Litfaßsäule zu sehen. Sie stand am Eingang in die Wasserpromenade. Die mächtige Linde stand neben dem Haus Nr. 56, in dem Alfred Ponikelsky seinen Kolonialwarenladen hatte.
Dahinter begann der Stadtpark.
Gegenüber von Gladis befand sich in Nr. 14 die Schlosserei Kube (Fahrradgeschäft, zuletzt auch Nähmaschinen). Daneben ist die Eingangstür mit dem Schild Pantoffelgeschäft Otto Spitzer zu erkennen. Das Haus war die Nr. 1 vom Bleicherdamm. Daneben das Haus mit dem blumengeschmückten Balkon Nr. 13 gehörte Mützenmacher Paul Brand. Dahinter ging nach links der Bleicherdamm ab. Auf der Steinauer Straße folgten in Nr. 12 Kolonialwaren Max Ehlers und die Gastwirtschaft "Zum Schillhusar".
Das Foto ist vermutlich aus einem Fenster des Hauses Nr. 54 gemacht. Wir verdanken es Wolfgang Wersich. Obwohl es etwas unscharf ist, möchte ich es hier vorstellen. Im Hintergrund links der Turm der Evangelischen Kirche, rechts daneben der Rathausturm. Vorn links das Haus von Mützenmacher Paul Brand (s. oben), dem Großvater von Wolfgang Wersich. Rechts die Giebelseite der Gladis-Manufaktur. Das zweite Haus von links mit der Aufschrift "Lebensmittel" stand an der Abbiegung in den Bleicherdamm. War das die Kolonialwarenhandlung Ehlers? Daneben Gasthof "Zum Schillhusar" im Haus mit den 3 Etagen. Besitzer waren Paul Nieken, Paul Tasche, Max Ehlers und zuletzt Margarete Brindza geb. Ehlers. Dahinter ein Stück vom Giebel des Hauses von Korbmacher Schlafge.
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Hier ein weiteres Bild dieser schmalsten Stelle der Steinauer Straße.
Ein Dragoner oder ein Gymnasiast mit Schülermütze ist zu sehen. Die Kolonialwarenhandlung gehörte Carl Hoferichter, der im Lübener Stadtblatt vom 4.6.1892 eine Wohnung zur Miete anbot:
Gegenüber in der Steinauer Nr. 15 war die Stellmacherei von Gustav Hälbich. |
Eine schöne Ansichtskarte von der Ecke, wo bei Hoferichter die Bismarckstraße in die Steinauer Straße mündete.
Carl Hoferichter preist Böhmische Bettfedern, Posamentier-, Woll-, Weiß-Kurzwaren, Strick- und Nähgarn an.
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Hier gehört der Laden Nr. 54 schon dem Sohn Max Hoferichter. Nach links führt die Bismarckstraße, rechts geradeaus geht die Steinauer Straße weiter stadtauswärts. Neben der Kolonialwarenhandlung befand sich die Bäckerei Schreiber.
Blick stadtauswärts. Links Nr. 53 Schreiber-Bäckerei. Rechts Nr. 16 Fleischerei Zobel (siehe Anzeige 1928), Nr. 17 Friseur M. Kawka, (Auf größerer Abbildung ist das Wort "Friseur" auf dem kleinen weißen Schild vor dem Zaun zu entziffern!)
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Umwerfend, was für Schätze noch irgendwo vergraben sind! Glücklicherweise hat Reinhard Fitzner die Ansichts-karte entdeckt, musste dafür vermutlich einen Flohmarkt- oder Ebay-Preis bezahlen und stellt das Bild uneigennützig allen an Lüben Interessierten zur Verfügung! Lange Zeit wurde hier nach den Nachfahren gesucht, um ihnen die originale Ansichtskarte zu übermitteln...
Erkennbar handelt es sich um die Steinauer Str. 50. Etwa um 1900. Eine - für damalige Verhältnisse - riesige Aufschrift verkündet "Paul Niedergesähs, Wattenfabrick". Die Schreibweise war auch für jene Zeit unüblich. Aber wozu brauchte jemand Duden-Regeln, wenn er damit seinen Lebensunterhalt nicht verdienen konnte!? Wichtiger waren sein handwerkliches Können und sein Unternehmergeist! Paul Niedergesäß, wie sich die Familie später schrieb, produzierte in seiner kleinen Fabrik verschiedene Watte-Arten, die er den Vorübergehenden in einem Schaufenster präsentierte. Stolz posiert er für das Foto der Ansichtskarte - vielleicht mit Frau und Mutter - vor seinem Haus. Noch im Adressbuch 1927 wird Tochter Hedwig Niedergesäß als Pantoffelmacherin in der Steinauer Straße genannt.
Sohn Paul Niedergesäß jun. (1911-1997) führte hier später mit seiner Frau Elisabeth (1910-1990) einen Schuhwarenladen.
Neben der Eingangstür wirbt Sattler und Tapezierer Oskar Obst für sein Geschäft. Auch er wird im Adressbuch 1927 genannt. Vielleicht gibt es Kinder und Enkel...
Inzwischen hat sich ein Enkel der Familie Niedergesäß gemeldet! Dank Reinhard Fitzner und meiner Website besitzt er nun ein reales Foto vom Laden seiner Vorfahren! Was für eine tolle Erfindung doch das Internet ist!
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Nr. 53 Brot- und Weißbäckerei
Gustav Schreiber, später Paul Schreiber.
Nr. 52 der Gasthof zum Rautenkranz, später Fuhrunternehmen Fritz Walter.
Nr. 51 Bau-, Sarg-, Möbeltischlerei Ernst Eigert.
Nr. 50 Paul Niedergesähs - Wattefabrik / Oskar Obst - Sattler und Tapezierer
Nr. 49 A. Vogt, Gasthof zum goldenen Frieden
Rechts Nr. 15 Bierverlag Carl Rumpelt
Nr. 16 Fleischermeister Zobel. Laden gehörte später Fleischermeister Alfred Neumann. Im gleichen Haus - siehe Schild - Schneidermeister Robert Grüner (siehe auch Adressbuch)
Nr. 17 Friseurmeister Mich. Kawka |
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Blick stadteinwärts. Erst mit der Hilfe von Frank Mierzwiński gelang es, das Bild links einzuordnen!
Ich hoffe sehr, dass ein Besitzer dieser Ansichtskarte irgendwann eine gute Abbildung davon zur Veröffentlichung zur Verfügung stellt.
Auf der rechten Straßenseite ist die Aufschrift Gasthof zum weißen Lamm mehr zu erahnen als zu erkennen. Er befand sich in Nr. 47 an der Ecke zur Raudtener Straße.
Darunter der Name des Inhabers: Heinrich Paschke. Er müsste der Vorgänger von Willi Helbig (1927), G. Schindler (1933), Alfred Kahl (1942) gewesen sein.
Die Pferdekutsche links steht vor einem Haus mit der Aufschrift "Mehlverkauf". Das könnte ein Ladengeschäft der nur wenige Schritte entfernten Gürke-Mühle am Mühlbach in der Mühlenstr. 14 sein!
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Hier noch ein Foto aus der Steinauer Straße mit Blick auf den Gasthof zum weißen Lamm. Und darunter gut lesbar der Inhaber Heinrich Paschke! Über ihn gab es im Lübener Heimatblatt 3/1953 folgende Anekdote:
PASCHKE-HEINRICH Wer von den älteren Lübener Landsleuten kann sich noch an Paschke-Heinrich erinnern, der in den Jahren 1903/04 im Stiftsgut eine Käserei betrieb?
Wenn seine Frau zum Markt nach Liegnitz fuhr, um die Erzeugnisse dort zu verkaufen, hatte Paschke-Heinrich "frei".
Dann ging er gern in den Gasthof Stadt Liegnitz zu einem Kartenspiel mit dem Chausseeaufseher Gottstein und um seinen Durst zu löschen. Oft brachte er seinen Beutel mit Goldstücken mit, den er in der Luft herumschwenkte, wenn er zu tief ins Glas geguckt hatte. Anfangs wurde beim Kartenspiel um eine Zigarre gespielt, bis es sich steigerte und zuletzt eine ganze Kiste Zigarren zu gewinnen war. Das Schlagwort "verfluchtes Reißen", das Paschke-Heinrich beim Spiel immer wieder gebrauchte, war bis auf die Straße zu vernehmen.
Er brachte etwas fertig, das ihn damals in Lüben zum Stadtgespräch machte! Einmal war Paschke-Heinrich in Liegnitz und verpasste den Abendzug, musste aber heim. Was tun?
Warum soll nicht ein einfacher Mann aus dem Volke auch einmal mit einem Sonderzug fahren, dachte er bei sich und ging zum Bahnhofsvorstand in Liegnitz. Dieser wollte ihn anfangs hinauswerfen, da Paschke-Heinrich ziemliche Schlagseite aufwies. "Nu, was kust'n a Sonderzug?" brummte unser Landsmann. Um ihn endlich loszuwerden, sagte man ihm den Preis. 100 Mark! Paschke-Heinrich legte den geforderten Geldbetrag hin und verlangte schleunigst seinen Sonderzug!
Inzwischen wurde der Sonderzug in Lüben angemeldet, und dort war man gespannt, welch hochgestellte Persönlichkeit so spät in der Nacht noch mit einem Sonderzug nach Lüben kommen würde. Es hatte sich bald herumgesprochen und trotz der späten Stunde versammelten sich viele, um den Überraschungsgast zu empfangen.
Der Zug fährt ein! Paschke-Heinrich steigt schwankend - zum allgemeinen Erstaunen der Versammelten - aus, wankt zum Zugführer und gibt ihm mit den Worten "Verfluchtes Reißen! Aber weil ihr so gut gefahren seid!" 20 Mark. |
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Etwas weiter stadteinwärts, wo ein Flussarm der Kalten Bache die Steinauer Straße An der Aue unterquerte. Rechts der Baum, der neben dem Gasthof zum goldenen Frieden stand! Im Hintergrund sind links der Kirchturm und rechts der Rathausturm zu erkennen.
Abbildung einer Ansichtskarte von 1901:
In Nr. 22 K. H. Klemt - Schleifer u. Messerschmiede-Meister.
Nr. 21 Fleischerei Hermann Tinz . Danach führte Fleischermeister Arlt das Geschäft. |
Beim Vergleich zwischen Stadtplan und Ansichten ist immer zu bedenken, dass dazwischen Jahrzehnte liegen können!
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