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Gaffron [1939]
Gemeinde, Kreis Lüben, 20 km, Postamt Raudten-Land, mit Ortsteile Beitkau, Jüderei
491 Einwohner, 114 Haushalte, Flurgröße 1448 ha, 4 Gemeinderäte, Bürgermeister Gustav Hoffmann, Fernsprecher Raudten 227 (öffentlich)
Landratsamt, Finanzamt, Versicherungsamt, Landkrankenkasse, AOK Lüben / Regierungsbezirk, Arbeitsgericht, Versorgungsamt Liegnitz / Arbeitsamt Liegnitz, Nebenstelle Lüben / Landgericht Glogau / Amtsgericht Steinau / Standesamt, Gendarmerie-Bezirk Raudten / Schulgemeinde Gaffron / nächster Personenbahnhof Raudten-Queißen 1,8 km, nächster Güterbahnhof Raudten-Queißen 1,5 km / nächste Kraftposthaltestelle Groß Gaffron 1,5 km
Vorhanden: Elektrisches Stromverteilungsnetz, Volksschule, Rittergut mit Vorwerk
Beitkau [1939]
Ortsteil, Gemeinde Gaffron, Kreis Lüben, Postamt Raudten
62 Einwohner, 15 Haushalte
nächster Personenbahnhof und Güterbahnhof Raudten-Queißen und Raudten-Stadt 1,5km
nächste Kraftposthaltestelle Jüderei 1,5 km
Jüderei [1939]
Ortsteil, Gemeinde Gaffron, Kreis Lüben, Postamt Raudten, 20 Einwohner, 6 Haushalte
nächster Personenbahnhof, nächster Güterbahnhof Raudten-Queißen 0,5 km, nächste Kraftposthaltestelle Jüderei
aus: Alphabetisches Verzeichnis der Stadt- und Landgemeinden im Gau Niederschlesien mit den dazugehörigen Ortsteilen, Kolonien, Siedlungen usw., Kurt-Gruber-Verlag Wirtschaft Recht, Dresden, 1939
Gaffron in einem Nachschlagewerk von 1845
Karte zeigt Zugehörigkeit zum Kreis Steinau vor 1932
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Gaffron [1927]
Dorf Kreis Steinau an der Oder Regierungsbezirk Breslau 320 Einwohner Gemeinde-Vorsteher Prochnow Postamt Eisenbahnstation Güterladestelle Raudten Entfernung 3 km Amtsgericht Steinau Landgericht Glogau Kreisspar-kasse Kreisbank Steinau Elektrizitätswerk Liegnitz Finanzamt Gewerbeamt Steinau evangelische Volksschule Fortbildungsschule ländlich evangelische Kirche
zugehörig: Groß Gaffron, Klein Gaffron Beitkau mit Jüderei
Bahl, Franz, Kohlenhandlung
Baumgart, August, Schuhmacher
Burghardt, Oskar, Gastwirt
Keller, Hermann, Schmiedemeister
Scharte, Karl, Gastwirt
Ulbrich, Paul, Gastwirt, Jüderei
aus: Amtliches Landes-Adressbuch der Provinz Niederschlesien für Industrie, Handel, Gewerbe, Verlag August Scherl, Breslau, 1927
Gaffron [1913]
Dorf + Rittergut: Kreis Amtsgericht Steinau 20 km; Post Eisenbahnstation Raudten (Bezirk Breslau) Bahnhof 3,5 km; Amtbezirk Standesamtsbezirk Cammelwitz [Kammelwitz]; evangelisches Kirchspiel Klein Gaffron; katholisches Kirchspiel Queißen; 284 + 208 Einwohner
Beitkau [1913]
Kolonie + Vorwerk {[Gaffron]: Kreis Amtsgericht Steinau 20 km; Post Eisenbahnstation Raudten (Bezirk Breslau) Bahnhof 2 km; Amtsbezirk Standesamtsbezirk Cammelwitz [Kammelwitz]; evangelisches Kirchspiel Klein Gaffron; katholisches Kirchspiel Queißen; [68 + 18 Einwohner]
Jüderei [1913]
Kolonie [Beitkau]: Kreis Steinau 19,5 km; Post Eisenbahnstation Raudten (Bezirk Breslau) Bahnhof 1 km; [39 Einwohner]
aus: Alphabetisches Verzeichnis sämtlicher Ortschaften der Provinz Schlesien, Verlag Wilhelm Gottlieb Korn, Breslau 1913
Evangelische Kirche und Friedhof zu Klein-Gaffron
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5.7.1900: Schloss, Inspektorhaus, Gasthaus, Kirche, Pfarrhaus, Evangelische Schule
Mein lieber Herr und Frau Carstedt. Ich will Ihnen (=Sie!) doch benachrichtigen, dass wir in Gaffron gut angekommen sind und die Stuben bereits eingerichtet sind. Die gnädige Frau ist noch in Kolberg, kommt mit ... zurück. Sind (=Seien) Sie herzlich gegrüßt Ihr Freund Dittrich
Gruß aus Gaffron vom 22.3.1906 mit Burghardts Gasthaus, Kirche, Schule, Schloss, Villa Schmidt und Brennerei. Mit Dank an Fritz Seidel und Dieter Veltjens.
Herzlichen Dank, liebe Liesel, für Dein Gedenken aus der Ferne. Ich freue mich, daß es Euch so gut gefallen hat auf Reisen. Nun kommt der Frühling, obgleich es noch recht unfreundlich, kalt, stürmisch ist und Schneegestöberwetter gibt, gehen wir ja stark auf Ostern zu. Ich lasse auch schon im Garten graben und freue mich aufs Spargelstechen. Martha gehts gut in Steinau, hab sie vor einigen Wochen besucht. Mein Mann leidet wieder sehr unter Erkältung bei dem abscheulichen Wetter! Es grüßt Dich und die lieben Deinen in Treue und Liebe Deine Meta |
Gaffron,
die schöne Landgemeinde mit ihren vier Dörfern: Klein- und Groß-Gaffron, Jüderei und Beitkau, im nördlichen Zipfel des Kreises Lüben gelegen, war verkehrspolitisch besser erschlossen als andere Landgemeinden des Kreises. Schon seit Beginn der 1870er Jahre erfreute sich Gaffron guter Straßen- und Eisenbahnverbindungen. Durch Gaffron führten die Chaussee Raudten-Köben und die Eisenbahnlinie Breslau-Reppen, deren Raudtener Hauptbahnhof sich im Norden bis zum Ortsteil Jüderei erstreckte. Die für Gaffron günstige Lage dieses bedeutsamen Eisenbahnknotenpunktes geht auf eine Entscheidung Bismarcks höchstpersönlich zurück. Die damalige Breslau-Freiburger Eisenbahn-Gesellschaft hatte die Auflage erhalten, das Ziel in gerader Streckenführung anzufahren. So kam es, daß die Bahn ihren Knotenpunkt für die Vereinigung der Strecken Liegnitz-Raudten und Breslau-Reppen 2 km nordöstlich der Stadt bei Queißen im Tal zwischen den beiden etwa 135 m hohen Höhenzügen errichtete. Damit erhielt Gaffron frühzeitig die denkbar besten Reise- und Transportverbindungen nach allen Richtungen.
Der Sitz der Gemeindeverwaltung Gaffron blieb immer im Bauerndorf Groß-Gaffron. Klein-Gaffron war Domizil der Gutsherrschaft und bildete mit Kirche und Schule den wirtschaftlichen und kulturellen Mittelpunkt des Gemeindelebens. Hier war das bekannte Rittergut mit seinem herrlichen Schloß inmitten des alten gepflegten Parkes am Raudtener Wasser, mit Brennerei, Gärtnerei, Gemüsetrocknung und Gestüt. Das Gaffroner Schloß, neuerbaut vom Grafen von Bethusy-Huc um das Jahr 1906, war eines der schönsten im weiten Umkreise. Aus den vom Raudtener Wasser gespeisten Teichen des Parkes lieferte Förster Harttig beachtliche Mengen Weihnachtskarpfen an den Großhandel nach Liegnitz. Dieser tüchtige Forstmann versorgte den oberschlesischen Steinkohlenbergbau mit gutem Grubenholz. Später unter der staatlichen Bewirtschaftung des Holzes ging Gaffroner Grubenholz fast ganzjährig von der eigens dafür eingerichteten Verladerampe in Jüderei ins Ruhrgebiet.
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Raudtens Handwerksmeister und Kaufleute wußten Gaffron als bevorzugte Auftrags- und Kundengemeinde sehr zu schätzen. Am Stammtisch im Gasthaus des allseits geachteten Oskar Burghardt wurde manch lohnendes Geschäft perfekt gemacht und zünftig begossen. An Sonn- und Feiertagen zog es so manche auf ihren Wanderungen durch Gaffrons idyllische Felder, Wiesen und Wälder. Zur Tradition der Raudtener Bürger gehörte es, zu Himmelfahrt und Pfingsten die hinter Klein-Gaffron im Rietschützer Wald vom Raudtener Wasser betriebene "Heidemühle" mit ihrer längst im Verfall begriffenen alten Gastwirtschaft aufzusuchen. Der Hinweg ging dann meist an Beitkau vorbei durch die Palanken direkt zum weißbärtigen Heidemüller.
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1914: Schloss, Beckers Warenhandlung, Burghardts Gasthaus, Inspektorhaus |
Der Heimweg führte durch die Mühlheide, vorbei an ihren mächtigen Eichen über Klein-Gaffron durch den mehr als 1 km langen Park am Raudtener Wasser aufwärts mit einer kleinen Einkehr bei Ulbrich in Jüderei, der Bahnhofswirtschaft am Hauptbahnhof und bestimmt bei "Tante Anna", der preisgünstigen Gastwirtschaft von Skobel, die schon zur Stadt Raudten gehörte. Wer von uns hätte je geahnt, daß hier in Gaffron einmal mit die längsten und blutigsten Verteidigungskämpfe um unsere engere Heimat stattfinden werden? Sie dauerten vom 27. Januar bis zum 9. Februar 1945!
Hermann Hahn, LHB 8/9/1956 |
1939 Carl Scharte's Gasthof, Frau Scharte's Wohnhaus, Dorfstraße, Am Dorfteich
Groß Gaffron: Krätzig's Warenhandlung, Scharte's Gasthof, Dorfstraße, Partie am Dorfteich
Klein Gaffron: Burghardt's Gasthof, Schloß, Schule, Straßenpartie mit Kirche
Klein Gaffron: Ratsch's Warenhandlung, Schloss, Schule, Kirche
Klein Gaffron: Schloss, Kirche, Pfarrhaus, Schule
29.7.1914, Klein Gaffron: Schloss, Beckers Warenhandlung, Burghardts Gasthaus, Inspektorhaus Diese leider beschädigte Ansichtskarte von Klein Gaffron im Jahr 1914 ist die gleiche, wie sie etwas weiter oben in geringerer Auflösung zu sehen ist.
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