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Aus der Geschichte der Dragoner in Lüben |
Kleiner Überblick über die Geschichte der Lübener Dragoner aus den mir vorliegenden Materialien:
Hans von Krosigk: Geschichte des 1. Schles. Dragoner-Regiments Nr. 4 (1872/73),
Konrad Klose: Chronik der Stadt Lüben (1924),
einige Ausgaben des Nachrichtenblatts des Vereins ehemaliger Dragoner (1926-1930),
Lübener Heimatblatt.
Fakten zum Thema auch auf Preußenweb.
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Nicht Zinnsoldaten sind hier aufgereiht, sondern lebendige junge Männer bereiten sich hier darauf vor, ebenso junge Männer und ihre Pferde abzuschlachten und begeistert für's Vaterland zu sterben. |
Als Schlesien der Krone Preußens einverleibt war, spürten es die neuen Landeskinder bald, daß sie einem Militärstaat angehörten. Friedrich II. sicherte die neuen Landesteile durch eine starke Besatzung. Im Sommer
1742 erhielt der Lübener Magistrat von der Glogauer Kammer den Bescheid, daß Abteilungen des Dragoner-Regiments Graf Nassau in Lüben Standquartier erhalten und daß für geeignete Wohnungen und bequeme Stallungen gesorgt werden muß.
1747 befanden sich die Hauptwache und ein Lazarett im Rathaus. Im Laufe der Jahre zogen auch andere Einheiten wie Husaren und Ulanen in Lüben ein. Aber als ständige Formation blieben die Dragoner in den Mauern Lübens. Es fehlte anfangs an vielem. Es war kein Exerzierplatz vorhanden, die Pferde mußten bei ländlichen Besitzern eingestellt werden. So wurden Garnisonställe gebaut. Sie fanden - wie auch die Reitbahn - ihre Stätte in der Nähe des Schießhauses. Erst 1819 errichtete die Stadt ein Militärlazarett in der Schulpromenade 13. Im Jahre 1837 wurde der kleine Exerzierplatz erworben.
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Anfang März 1815 wurde aus je einer Eskadron des 4. Kürassier- sowie des 2. und 3. Dragoner-Regiments das Dragoner-Regiment Nr. 7 (Rheinisches) aufgestellt, das im Verband der Blücher-Armee im Feldzug gegen Frankreich am 16. Juni 1815 bei Ligny erstmals eingesetzt wurde. Die an das 7. Dragoner-Regiments abgegebene Kürassier-Eskadron brachte die Standarte mit. Sie wurde dem Regiment durch Allerhöchste Ordre vom 3. September 1815 verliehen. Die offizielle Übergabe erfolgte am 3. August 1816 in Sedan.
Dieses neue Dragoner-Regiment wurde 1819 nach Deutz verlegt. Es erhielt die Bezeichnung Nr. 4 und war Bestandteil des VIII. Armeekorps. Im November 1849 verließen die Dragoner den Rhein, um nach Niederschlesien zu ziehen. Hier wurde das Regiment anfangs zwischen Lüben, Haynau, Polkwitz und Beuthen (Oder) aufgeteilt, bis das gesamte Regiment 1886 in Lüben zusammengezogen wurde.
Die Standarte des Regiments - in den Regimentsfarben blau-gelb - soll nach alten Regimentsakten im Jahre 1737 angefertigt worden sein. Sie trug vorschriftsgemäß auf der einen Seite den deutschen Reichsadler, auf der anderen das von Bredowsche Wappen, einen Steigbalken zum Erklimmen feindlicher Mauern.
Ferner waren die Namen der Schlachten und Gefechte eingestickt, an denen das Regiment teilgenommen hatte:
1815
Ligny,
Wavre;
1866
Nachod,
Skalitz,
Königgrätz,
Schweinschädel;
1870/71
Petit Bicêtre,
Malmaison,
Châtillon,
Stonne,
Weißenburg,
Wörth,
Sedan,
Mont Valérien,
Paris. |
Titelblatt des Nachrichtenblattes des Dragonervereins von 1926 mit der alten Standarte des Regiments |
1914 wurde die Standarte mit auf die Schlachtfelder des 1. Weltkrieges genommen.
Zwischen 1914 und 1918 fielen 27 Offiziere und 139 Unteroffiziere und Dragoner des Regiments.
1918 wurde die Standarte nach Posen überführt und dort zusammen mit anderen Feldzeichen vom Generalkommando des V. Armee-Korps verbrannt, damit sie nicht in fremde Hände falle.
Die Schlachten des 1. Weltkrieges, an denen das Dragoner-Regiment teilgenommen hatte, wurden nicht mehr in die Standarte aufgenommen.
Gemäß dem Versailler Vertrag erfolgte am 30. September 1919 die Auflösung des Regiments.
Letzter Empfang der Bredow-Dragoner auf dem Lübener Ring nach ihrer Rückkehr in die Garnison 1919
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Eine neu aufgestellte Tradtions-Eskadron wurde dem Reichswehr-Kavallerie-Regiment 29 zugeteilt, aus dem sich später die Reiter-Regimenter 7 und 11 entwickelten.
Zwei Eskadronen des Reiter-Regiments 7 standen bis Ende 1934 in Lüben und übergaben am 1. August 1934 der Kradschützen-Aufklärungs-Abteilung der Wehrmacht die Tradition. Am 4. September 1937, also 200 Jahre nach dem Entstehen der alten Standarte, erhielt die A. A. 9, die sich in der alten Bredow-Kaserne befand, die Standarte mit dem NS-Symbol mit den Worten: "Das Banner muß stehen, wenn der Mann auch fällt."
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1919 wurde der Verein ehemaliger Dragoneroffiziere und Kameraden gegründet. Vorsitzender des Vereins war Generalmajor von Alten (1859-1935). Kassen- und Schriftwart war der Kgl. Preuß. Major Graf von Sauerma-Zülzendorf (1865-1931). Er gab das Nachrichtenblatt des Vereins heraus. Viele ehemalige Vereinsmitglieder trafen sich auch nach dem zweiten Weltkrieg weiter, um des Untergangs ihrer Epoche, ihrer Kriegserlebnisse und Kameraden zu gedenken.
Mehr über die
Lübener Dragoner,
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Bredow-Denkmal,
in Klose-Chronik,
Dragoner 1872/73,
Jubiläum 1899,
Dragoner-Nachrichtenblatt 1926-1932,
Lied der Dragoner
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