Autos in Lüben zwischen 1900 und 1945
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Ungeordnet und unkommentiert hatte ich Abbildungen von Autos, die auf Fotos und Ansichtskarten von Lüben zu finden sind, auf diese Seite gesetzt und um Gedanken dazu gebeten. Nur zum ersten Bild wusste ich etwas zu sagen. Um so mehr freut mich, welche Mühe sich der Enkel von Rudolf Mittmann gemacht hat, uns einige Informationen zu den Bildern zu geben. Herzlichen Dank an ihn! Sehr willkommen sind weitere private Fotos der Autos Ihrer Vorfahren zur Veröffentlichung.
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1. Der Opel vor dem Laden meines Großvaters Constantin Moch am Ring Nr. 6. Dahinter möglicherweise meine Mutter als kleines Mädchen.

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2. Ist das der Apollo der Stadtverwaltung, von dem F. Zwiener erzählt?

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3. Zweitüren-Limousine, vermutlich ein Opel 6 oder Opel Super 6 der Baujahre 1935 bis 1938, vor dem Geschäft von Max Hirsch am Ring

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4. Automobile der 1920er Jahre zwischen dem Hotel Grüner Baum, der Fleischerei Karl Bresse und dem Rathaus.

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5. Auto aus den 1920er Jahren vor Uhrmachermeister Paul Hielscher am Ring

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6. Auto der 1930er Jahr auf dem Ring vor dem Geschäft von Fleischermeister Paul Sperling

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7. Auf dem Ring vor dem Rathaus geparkte Automobile der 1920er Jahre. Das Rathaus vor der Renovierung.

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8. Omnibus der 1930er Jahre auf dem Ring vor dem Rathaus

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9. Automobile der 1930er Jahre zwischen dem Hotel Grüner Baum, der Fleischerei Paul Sperling, Kurzwaren Emilie Kirchner und dem Rathaus

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10. Automobil der 1930er Jahre auf dem Ring vor dem Rathaus

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11. Sehr früher LKW der Baujahre um 1920 vor Geschäft von Heinrich Franke gegenüber Gasthof zu den drei Kronen. Liegnitzer Straße Ecke Breslauer und Klempnergasse.

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12. Vor dem Bahnhof. Quer ein Lieferwagen der Lübener Post, erkennbar an dem Reichsadler.

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13. Ein Opel P4, Baujahr 1935-1937, in der von-Bredow-Straße vor dem Kaserneneingang. Seinerzeit das populärste deutsche Automobil.

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14. Vor dem Rathaus: links ein BMW der Baujahre 1936-1941, rechts ein PKW der 1920er Jahre

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15. Hier sehen wir vor dem Rathaus zum erstenmal eine Parkordnung mit Bodenmarkierungen und Hinweisschild. Vorn ein BMW 321 oder 326 Cabriolet in damals moderner Zweifarbenlackierung, dahinter Autos aus 1920er Baujahren. Das dritte Automobil der Reihe könnte ein Militär-fahrzeug sein, wie sie zum Lübener Straßenbild gehörten.

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16 Dixi bzw. BMW 3/15 PS vor dem Gasthof zu den drei Kronen in der Liegnitzer Straße. Dieser Kleinwagen taucht auf sehr vielen Ansichts-karten auch aus dem Kreis Lüben auf. Das legt nahe, dass der Verleger dieser Karten ein solches Autochen fuhr!

"So einen Dixi fuhr nach meiner festen Erinnerung auch der Lübener Schulrat Martwig, worüber einige Lehrer im Kreise spotteten. Meine Eltern hatten kein Auto, aber beide Führerscheine, gemacht bei Bröge in Polkwitz. Sie waren Volkswagensparer mit dem bekannten Ausgang nach dem Kriege. Mein Vater fuhr ein Motorrad 250er Triumph, das war seinerzeit führerscheinfrei. Er hatte nur Ärger damit, er hat es 1934 verkauft. Dafür beschaffte meine Mutter ein sogenanntes Sachsmotorrad und erregte als Frau damals damit einiges Aufsehen. Wir mußten es im Januar 1945 in Biegnitz Krs. Glogau zurücklassen,
es hatte zuletzt die Nummer IK-37009."
Wolfgang Abramowski (1926-2013)

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17. Nicht viele konnten sich damals ein Auto leisten. Fortbewegungs-mittel für weniger Betuchte war das Motorrad: Ein PKW der 1920er Jahre inmitten vieler vor dem Lübener Rathaus geparkter Motorräder.

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18. Es sieht doch tatsächlich so aus, als wäre hier dieselbe Situation wie auf Bild 17 eingefangen, nur aus anderer Perspektive...

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19. PKW der frühen 1930er Jahre im Hof des "Hotel zum Löwen". Dort war auch eine überdachte B.V.-ARAL Tankstelle zu finden.

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20. PKW der 1930er Jahre in der Breiten Straße vor Friseur Kulbe gegenüber Fleischerei Wittwer. Vermutlich handelt es sich um einen BMW der Baureihe 1933-1937 mit den typischen "nierenförmigen" Kühlerhälften.

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21. 4/12 PS Opel "Laubfrosch" Zweisitzer Baujahr 1924/25 vor dem Gasthof Zum Goldenen Frieden in der Steinauer Straße. Den lustigen Namen hatte er aufgrund seiner hochbeinigen Erscheinung und der grünen Lackierung, mit welcher er ausschließlich angeboten wurde.

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22. Parkende Autos vor dem Rathaus, von links: Opel Kadett/Olympia Bj. 1938-40, Opel P4 Bj. 1935-37, unbek., rechts vmtl. Opel Bj. 1932-35. Alleiniger Opel-Vertragshändler für Stadt und Kreis Lüben war übrigens Ernst Mittmann in Mallmitz! Ganz links ein ca. zehnjähriger Junge mit Roller. Die Aufnahme kann erst ab 1939 gemacht worden sein. Wer war der Junge? Größeres Foto kann übermittelt werden.

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23. Links Autos der 1930er, rechts der 1920er Jahre

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24. Cabriolimousine aus den 1930er Jahren, vermutlich ein Adler, DKW oder Hanomag. Vor dem Krockow-Haus Ring Nr. 26 zwischen Uhrmacher Ernst Werner und Schneider Paul Ernst. Was für ein Geschäft befand sich darin zuletzt? Die Aufschrift ist auch auf größeren Abbildungen nicht zu erkennen.

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25. Vor dem Rathaus: vorn ein Adler Trumpf Cabriolet (Bj. 1936-38), dahinter 2 weitere PKW der 1930er J., ein 1920er PKW, dahinter zwei Opel Kadett/Olympia (Bj. 1938-40). Wie Nr. 15 Parkplatz mit Bodenmarkierung und Beschilderung.

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26. DKW Front F2 Zweisitzer-Cabriolet, Bj. 1933-35 vor dem Rathaus. Front steht hier für Frontantrieb, hat also keine militärische Bedeutung.

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27. Vor Hotel Grüner Baum, Fa. Sperling und Fa. Kirchner geparkter Opel (1,3 Liter oder Opel "6" bzw. "Super 6") der Baujahre 1934-38. Wie Nr. 6! Vielleicht gehörte der PKW einem der drei Geschäftsinhaber, da er auf mehreren Fotos immer wieder vor deren Geschäften parkt!

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28. Vor dem Hotel Grüner Baum: Transport von Milchkannen auf einem Anhänger; davor eine Limousine aus den späten 1920er/frühen 1930er Jahren. Im Hintergrund quer ein Goliath Lieferwagen F200/F400 der Baujahre 1933-35.

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29. Auto, Baujahr um 1928, des Fuhrwerksbesitzers Ernst Peschel vor der Kasernenstr. 4/5

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30. Adler Trumpf Bj. 1935, mit der Witwe des Baumeisters Helene Zschau geb. Schmidt (1869-1945) und den Söhnen Heinz (1895-1945) und Gerhard (1900-1937).

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31. 4-PS-Opel als offener Viersitzer, genauer ein Opel 4/16 PS, wie er von November 1926 bis Herbst 1927 gebaut wurde, im Besitz von Baumeister Günther Hübner.

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32. Baumeister Günther Hübners Schwiegermutter Flora Henkel und seine Schwägerin Charlotte werden von Chauffeur Schwarz kutschiert.


Erinnerungen an die Zeit der ersten Automobile:

Friedrich Moltrecht, Rittergutsbesitzer von Groß Krichen in LHB 7/1972:

Wenn man "in die Jahre kommt", tauchen manchmal Bilder auf, die schon vergessen scheinen. So geht es auch mir, und vielleicht sind einige Erinnerungen auch für spätere Generationen interessant. Wenn auch als Landkind in Groß-Krichen geboren und aufgewachsen, so hat mich als Kind schon immer die Technik, also Maschinen, interessiert.

So ist für mich der Groß-Krichener Dampfpflug eine lebhafte Kindheitserinnerung. Wenn auf dem sogenannten Scheunenhof des Gutes der Meister Peuckert mit den Heizern Zanke und Pohl die Dampfpflüge anheizte und sie auf Hof und Straße bullerten, wenn sie aufs Feld fuhren, dann mußte ich möglichst immer dabei sein. Auch die Dampfmaschine in der Brennerei interessierte mich sehr, wenn sie lief. Ungefähr bis 1930, als mein Vater diese durch ein modernes wirtschaftlicheres Modell ersetzen ließ, war diese Maschine stehend - statt der heute üblich liegenden Ausführung - in einem Gestell angebracht und etwas künstlerisch mit Metallschalen verziert. Jedenfalls sagte ein Ingenieur, der die Brennerei damals besichtigte, diese alte Dampfmaschine wäre eigentlich reif für ein Maschinenmuseum!

Noch aufregender aber war es für mich, als das erste "Automobil" auf den Hof kam. Das muß so gegen 1913 gewesen sein, und ich weiß noch ganz genau, wo es gestanden hat: unter einer der alten Kastanien auf dem Gutshof. Für heutige Begriffe sicher ein komisches Ding, aber die Gummireifen und die großen Messingscheinwerfer für Karbid-Licht imponierten mir gewaltig. Ich weiß allerdings nicht mehr, ob es einem Tierarzt oder dem Getreidehändler Stein aus Lüben gehörte.

Fast genau so gut kann ich mich an meine erste Autofahrt während des 1. Weltkrieges erinnern. Da nahm mich der damalige Landrat Herr von Lucke mit dem Landratsauto nach Kotzenau mit, wo er zu tun hatte. Es war ein offener Wagen mit 6 Sitzen. Vorn der Chauffeurraum extra, hinten die Rücksitze mit zwei Klappsitzen davor. Ein 8/20er Benz, d. h. 8 Steuer- und 20 Brems-PS. Er erreichte vielleicht 75 km Stundengeschwindigkeit. Ich saß nun auf einem Klappsitz und konnte so das große Wunder, den Tachometer, bestaunen. Meistens fuhren wir so um die 50 km herum, nur einmal auf der Rückfahrt, den Berg von Klein-Krichen herunter, kamen wir an die 70 km heran.

An den Namen des Chauffeurs kann ich mich nicht mehr erinnern, dafür aber an den Kutscher des Landratsamtes während des Krieges; Es war der alte Neumann. Bis 1916 gab es im Groß-Krichener Felde sehr viel Rebhühner, und Landrat von Lucke kam öfters des Nachmittages mit dem Pferdewagen herausgefahren, um Rebhühner zu schießen. Oben saß der alte Neumann als Kutscher. Da mußte ich immer mit dabei sein. Während wir über die Felder streiften, sollte der alte Neumann uns immer folgen, und wenn ein Volk Hühner hochgegangen war, uns aufladen, um dann schneller den Hühnern folgen zu können. Der alte Neumann paßte nun aber nicht mehr so sehr gut auf, konnte wohl auch nicht mehr so gut sehen und hören. Es war daher nicht immer ganz leicht, ihn im entsprechenden Moment heranzubekommen. Der Landrat von Lucke, der sehr gern einen Spaß machte, nannte daher den alten Kutscher scherzhaft manchmal "Graf Neumann von Hühnerguck aus dem Hause Langsam".

Später als die Verbreitung der Autos mehr und mehr zunahm, drängte ich meinen Vater natürlich immer wieder, auch ein Auto anzuschaffen. Das tat er so gegen 1922: er kaufte einen 9/25er Presto bei Herrn Gurke in Liegnitz. Der Kutscher Schmerder (siehe Foto rechts, hier noch als Pferdekutscher!) mußte, wie das damals üblich war, das Chauffieren lernen, und er ist dann später - natürlich heimlich - mein Lehrer im Autofahren geworden.

Etwa um das Jahr 1924 herum habe ich die erste Automobilausstellung erlebt. Sie war in Lüben auf dem Ring und wurde von der Fa. Ford durchgeführt. Diese machte eine Art Reklamefahrt mit mehreren Wagen, vermutlich von Berlin nach Breslau, und machte auf dem Lübener Ring Station. Dort konnten die Autos besichtigt werden. Soweit ich mich noch erinnern kann, waren es alles Wagen des alten Modells, Tin Lizzy genannt, das den Weltruhm nach dem Reichtum des Namens Ford begründete.

Zum Schluß noch eine Jugenderinnerung. Wie gesagt, lernte ich bei unserem Kutscher und Chauffeur Schmerder das Autofahren und erwarb bereits als Schüler den Führerschein. Einmal wollte es nun die Gelegenheit, daß ich mit dem Auto ins Gymnasium kam. Das bemerkte einer unserer Lehrer, Herr Studienrat Mosel. Als er in die Klasse kam, flötete er: "Nein, was das für Zeiten sind, jetzt kommen die Schüler schon mit der Benzinkutsche in die Schule."
Friedrich Moltrecht, Rittergutsbesitzer in Groß Krichen
Hans Napiralla in LHB 11/1972

Als ich den Artikel von Herrn Moltrecht mit viel Freude gelesen hatte, tauchten auch in mir Jugenderinnerungen auf, und es wurde manches wieder lebendig aus längst verklungenen Tagen:

Zunächst wäre da das erste Automobil anno 1913, welches Herr Moltrecht erwähnte und dessen Messingscheinwerfer wir als Kinder sehr bestaunten, ebenso die Hupe mit dem Gummiballon. Dieses Automobil gehörte dem damaligen Kreistierarzt Dr. Stöcker und hatte seinen Standort in der von meinem Onkel, Schmiedemeister Max Napiralla, 1912-1913 erbauten Garage vor der Schmiedewerkstatt, angrenzend an Grundstück Knispel. Auch der von Herrn Moltrecht erwähnte 8/20er Benz war in dieser Garage beheimatet bis in die zwanziger Jahre hinein. Der Fahrer dieses Wagens, besser gesagt der Chauffeur, war Herr Koch. Dieser war bis Ende des 1. Weltkrieges Angehöriger der 1916 nach Lüben verlegten Ersatzschwadron des Ulanen-Regiments l Militsch und vom Chef dieser Einheit, Major von Willisen, für den Fahrdienst beim Landrat Herrn von Lucke abgestellt. Nach dem Krieg trat dann Herr Koch in den Dienst der Familie von Decker in Dittersbach.

Um das Jahr 1913 tauchten auch in Lüben die ersten beiden Lastautomobile auf. Einer gehörte der Breslauer Brauerei Haase und der andere der Brauerei Kipke in Breslau. Man sah sie in bestimmten Zeitabständen hochbeladen mit Bierfässern zu dem damals einzigen Lübener Bierverlag Conrad Scheurich, Hann-von-Weyhern-Straße (später Fa. Schneider), fahren. Von uns Kindern wurden damals natürlich diese Ungetüme bestaunt. Sie fuhren zu dieser Zeit auf Vollgummireifen.

Nun aber zurück zum 8/20er Benz, dazu gehört folgende lustige Begebenheit: sie passierte im Jahr 1917. Ich war zu dieser Zeit Lehrling bei Schmiedemeister Rogner, Hindenburgstraße. In diesem Kriegsjahr war die Gummibereifung sehr knapp, und das wirkte sich auch auf die Bereifung für das Auto des Landrats aus. In dessen Auftrag erschien eines Tages der Chauffeur Koch mit zwei losen Scheibenrädern in der Schmiede bei Herrn Rogner, und zwar sollten auf die zwei hinteren Räder Eisenreifen gefertigt werden. Es ging sofort an die Arbeit: Stellmachermeister Kretschmer fertigte die Holzfelgen ins Felgenbett und von uns kamen die Eisenreifen darüber, so daß die Höhe mit den Gummireifen übereinstimmte.

Einige Tage später hörten wir ein aus Richtung Stadt näherkommendes Getöse, ähnlich dem eines abstürzenden Düsenflugzeuges. Das Getöse kam näher, und nun erkannten wir das Kreisauto mit unseren eisernen Hinterreifen, es fuhr in Richtung Polkwitz. Das Automobil kam aber nur bis zum Bahnübergang Heil- und Pflegeanstalt, dort sind dann die Hinterachsschenkel den ungewohnten Erschütterungen durch diese Eisenreifen erlegen und gebrochen! Daraufhin gelang es dem Landrat doch, Gummibereifung zugeteilt zu erhalten.

Hans Napiralla (ehemals Bahnhofstr. 9)