K. Fr. Vollrath Hoffmann, Deutschland 1835
Kreis Lüben
















Deutschland

und seine

Bewohner

ein

Handbuch der Vaterlandskunde für alle Stände,

bearbeitet von

K. Fr. Vollrath Hoffmann,

auswärtigem Ehren-Mitgliede der Royal Geographical Society of London,
Mitgliede der pariser Société de Géographie, so wie mehrer anderer
gelehrter Gesellschaften des In- und Auslandes.

Dritter Theil,

enthaltend

die Schweiz, die Niederlande, das Herzogthum Nassau, das
Grossherzogthum Hessen, die Landgrafschaft Hessen-Homburg,
das Fürstenthum Waldeck, die sächsischen, reussichen und
schwarzburgischen Lande, und das Königreich Preussen.



Mit königlich würtembergischem Privilegio



Stuttgart,
I. Scheible's Buchhandlung.
1835.
7) Kreis Lüben.
Der lübener Kreis ist 11,85 Meilen groß, und trägt eine Bevölkerung von 25.450 Menschen.
Die vorzüglichsten Ortschaften sind:
Lüben, 3 Meilen nordwärts von Liegnitz, am sogenannten kalten Bache, und der Straße von Liegnitz nach Glogau gelegene Kreisstadt mit 350 Häusern und 2.800 Bewohnern, welche Handwerk, namentlich Tuchmacherei und Ackerbau betreiben; von hier werden Bretzeln und Zwieback bis nach Berlin verführt. Die Stadt ist von einem Graben, einer Mauer mit 14 Basteien und von Gärten umgeben, und um sie her liegen ihre 3 Vorstädte. Prinz Friedrich von Würtemberg (nachmals König Friedrich I. von Würtemberg) ließ, als er als Generalmajor und Chef eines preußischen Dragonerregiments hier stand, einen Palast bauen, in welchem sein Sohn, der gegenwärtige König Wilhelm von Würtemberg, am 27. Sept. 1781 geboren wurde. Von Gebäuden sind ferner zu bemerken: 2 evangelische und 2 katholische Kirchen, und ein Rathaus mit Thurm.
Kotzenau, 2 ¼ Meilen westwärts von Lüben, an 2 Teichen, Marktflecken mit etwa 400 Einwohnern, die sich meistentheils mit Ackerbau und Handwerken abgeben. Bei dem Marktflecken Kotzenau liegt
Klein Kotzenau, Dorf mit 500 Einwohnern, schönem Schlosse, herrlichem Garten mit Südfrüchten, und einem Thiergarten. 5/8 Meilen von hier, südlich, ist
Groß Kotzenau, Dorf mit einem sehr alten Schlosse und 460 Bewohnern.
Barschau, 2 Meilen nördlich von Lüben, Dorf mit 220 Einwohnern und dem im Jahre 1799 von der Gräfin Campanini gestifteten Fräuleinstifte.
Kaltwasser, 1 3/5 Meilen südwestlich von Lüben, Dorf mit 500 Einwohnern. Der Ort hat seinen Namen von einem ihn durchfließenden Bache, der im Winter warmes, und im Sommer so kaltes Wasser hat, daß junge Thiere darin erfrieren.
Seebnitz, 1 3/5 Meilen westsüdwestlich von Lüben, Dorf mit 1.050 Einwohnern und 4 Schlössern.
Spröttchen, Dorf mit 240 Einwohnern und einem Schlosse, in dessen Wallgraben die Sprotta entspringt.