Der Große und der Kleine Exerzierplatz
Fliegerhorst und Flugplatz
Geschichte der Lübener Dragoner














Als mir Lucas Wojnar diese alte Aufnahme aus dem Atelier Härttwig sandte, beschloss ich, endlich eine Seite über die beiden Exerzierplätze der Dragoner zu machen. Es gibt keinen zusammenhängenden Text darüber und auch Bilder davon sind rar. Aber von Konrad Klose bis zu den Erinnerungen an die Kinderzeit der Lübener Jungen spielen sie und was aus ihnen später wurde, immer wieder eine Rolle. Ich zitiere im Folgenden einfach aus entsprechenden Abschnitten.

Dragoner-Übung auf dem Großen Exerzierplatz

Manöver auf dem Großen Exerzierplatz in Lüben vor dem ersten Weltkrieg. Wer hilft die Truppengattungen zu bestimmen?

Ein Foto aus der Chronik von Willi Stiller, das ihn (Pfeil links) und seine Kameraden 1915 bei der Rückkehr vom Exerzierplatz Lüben zeigt.

Der Große Exerzierplatz

Zuerst einiges über den Großen Exer (wie er von den Lübenern genannt wurde), der auf der Karte "oben" zu sehen ist.
Er entstand allerdings erst nach dem Kleinen Exerzierplatz.

Anneliese Hausser über ihre Kindheitserlebnisse in der Oberförsterei: In der großen, dichten Fichtenhecke, die das ganze Anwesen umzäunte, gab es hinten im Gemüsegarten eine kleine Lücke, das Hintertürchen. Und dort hindurch führte der kürzeste Weg zum großen Exerzierplatz. Wenn die Lübener Dragoner ihre Übungen abhielten, waren wir stets als Zaungäste so nahe dabei, wie es erlaubt war. Einmal nahmen uns die Soldaten im Planwagen irgendwohin ins Gelände mit. War das ein Erlebnis! Wir durften die Pferde streicheln, auch einmal aufsitzen und alles ganz von nahem betrachten. Doch ehe wir es uns versahen, war der Abend da. Oje! Nun würde es eine Abreibung geben. Was tun? Wir baten unseren Rosselenker, mitzukommen und Großvater zu bestätigen, daß wir brav und interessiert die ganze Zeit bei den Soldaten gewesen waren. Und diesmal hatte Großvater sogar für unser Zuspätkommen Verständnis, war er doch in jungen Jahren ein begeisterter Hirschberger Jäger gewesen.

Die beiden Lübener Exerzierplätze

Rudolf Kleindienst: Meine Kindheit verbrachte ich gelegentlich im nahegelegenen Guhlau, wo meine Großeltern wohnten, in den Grünanlagen der Pflegeanstalt, auf dem Exerzierplatz und manchmal an den fest eingebauten Sportgeräten des Sportplatzes im Schillerpark.

Dragoner-Vereinsblatt 1930: Unsere Garnison hat sich in letzter Zeit sehr erweitert und verschönt durch Anlage eines Heldenhains am Großen Exerzierplatz, der die Verbindung von Stadt und Oberförsterei herstellt und an den Weltkrieg erinnern wird.

Theo Dames über seine Erlebnisse mit den Wandervögeln: Und zur Vorweihnachtszeit wanden wir uns im Walde draußen hinter dem "Großen" Exerzierplatz einen mächtigen Adventskranz, den wir in eine Ecke des Franzosenhäusels hängten.

Auf dem ehemaligen Exerzierplatz nahe der Oberförsterei Lüben befand sich in der NS-Zeit die RAD-Abteilung 7/102.

Dr. Erich John: Flach zog sich das Land hinter dieser Kaserne nach dem Nordosten, dem Walde zu. Ein großer Exerzierplatz des alten Regimentes war über eine kurze Zwischenrolle als Heldenhain zu einem Flugplatz geworden.

Arnold Weidner: Auf dem großen Exerzierplatz fanden mehrmals Flugtage statt. Da gab es Segelflugzeuge, die legendäre "Tante Ju", den waghalsigen Sturzflug des Fliegers Ernst Udet, die Flugkunst der Segelfliegerin Lola Schröter und andere Darbietungen zu sehen. Später wurden ein Übungsplatz für das Militär, Unterkünfte für die Mannschaften und eine Flugzeughalle geschaffen. Mehrmals haben es Flugschüler geschafft, ein zweimotoriges Flugzeug in einem Getreidefeld zu landen. Von dem Feld meines Vaters in der Oberauer Gemarkung konnten wir den Flugbetrieb auf dem ehemaligen großen "Exer" gut beobachten.

Rudolf Klose: Da ich versessen auf die Fliegerei war, ging ich in die HJ Flugschar. Das war etwas für mich! An den Abenden trafen wir uns im Spannhaus am Turnplatz und bauten an Segelflugzeugen, besonders an einem Gleiter. Waren die Flugzeuge startklar, ging es immer sonntags zum Segelfliegen, zum Gleiten auf unseren Großen Exerzierplatz, wo auch jedes Jahr die Flugfeste stattfanden.

Auf dem Flugplatz Lüben

In der NS-Zeit wurde der Große Exer zum Flugplatz des Fliegerhorsts umfunktioniert

Der Kleine Exerzierplatz

Konrad Klose: 1742 erhielt der Lübener Magistrat von der Glogauer Kammer den Bescheid, daß Abteilungen des Dragoner-Regiments Graf Nassau in Lüben Standquartier erhalten und daß für geeignete Wohnungen und bequeme Stallungen gesorgt werden muß. 1747 befanden sich die Hauptwache und ein Lazarett im Rathaus. Im Laufe der Jahre zogen auch andere Einheiten wie Husaren und Ulanen in Lüben ein. Aber als ständige Formation blieben die Dragoner in den Mauern Lübens. Es fehlte anfangs an vielem. Es war kein Exerzierplatz vorhanden, die Pferde mußten bei ländlichen Besitzern eingestellt werden. So wurden Garnisonställe gebaut. Sie fanden - wie auch die Reitbahn - ihre Stätte in der Nähe des Schießhauses. Im Jahre 1837 wurde der kleine Exerzierplatz erworben.

Schuljahresbericht 1914 des Gymnasiums: Nun ging es, die Musik voran, zum Festgottesdienst auf dem kleinen Exerzierplatz. Das Regiment, die Veteranen und die Kriegervereine des Kreises, sämtliche Schulen der Stadt Lüben hatten Aufstellung genommen. Nach dem Festgottesdienst fand Parade vor den Veteranen statt, und das Real- gymnasium konnte mit seinem Vorbeimarsch Ehre einlegen.

Die Lübener Quickborn-Gruppe traf sich um 1929/30 zu Gruppenabenden in ihrem Heim am Kleinen Exerzierplatz.

Pastor Konrad Feige: Auf dem Kleinen Exerzierplatz neben der Kaserne stand eine Baracke, wo sich die Wandervögel und die Pfadfinder trafen... Wenn in der Stadt irgendwo ein Feuer ausgebrochen war, sind wir immer hingegangen. Einmal brannte eine der vielen Scheunen am Kleinen Exerzierplatz. Wir Jungens waren auch dabei.

Fußballer: Der Wille zur Mitarbeit war vorhanden, aber kein Sportplatz. Hier kam uns der Fiskus entgegen und stellte uns einen Teil des Kleinen Exerzierplatzes als Gelände zur Verfügung. Als erste Wettkämpfe wurden Wald- und Geländeläufe durchgeführt. Der Start war am Kleinen Exerzierplatz, gelaufen wurde in Richtung Guhlau, nach der Oberförsterei und zurück zur Polkwitzer Chaussee.

Handballer: Unser Sportplatz war der "Kleine Exerzierplatz". Man erkannte ihn eigentlich nur an den beiden Toren, sonst war die Beschaffenheit kaum die eines Sportplatzes. Das Spielfeld war uneben und sandig. Seine unangenehmen Eigenschaften wurden fremden Mannschaften leicht zum Verhängnis.