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Wer besitzt weitere Jahresberichte des Lübener Gymnasiums und würde sie hier allen zur Kenntnis geben?
Die folgenden Auszüge aus den Berichten wurden gewählt, um über recht viele Lübener Personen zu informieren.
Andere interessante Aspekte mussten deshalb vernachlässigt werden.
Zu den Berichten von 1909, 1910, 1911, 1912, 1913, 1914, 1915, 1925, 1928.
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Realprogymnasium i. E. zu Lüben.
I. Jahresbericht.
Ostern 1909.
Inhalt:
Schulnachrichten vom Direktor.
Lüben Schl.
Druck von Paul Kühn
1909. Progr. Nr. 299
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IV. Geschichte der Anstalt.
Am 3. Mai 1859 wurde in Lüben die Höhere Knabenschule mit 3 Klassen eröffnet.
Der Anfang war verheissungsvoll. 11 Schüler zählte die Quarta, 22 die Quinta und 27 die
Sexta. Es sind ihrer nicht viele, die nach 50 Jahren noch unter den Lebenden weilen, von
den ersten Quartanern drei, darunter Oskar Gradenwitz, jetzt Amtsgerichtssekretär in
Berlin, und Oswald Bär, jetzt Sanitätsrat in Hirschberg, der begeisterte Schilderer von
Schlesiens Bergen und Wäldern, der seiner Vaterstadt die Liebe der Jugend allezeit gewahrt
hat. Der damalige Quintaner August von Pakisch starb im vorigen Jahre als Kommandeur
der Reitschule in Hannover, und Robert Hilgner, der 1859 in die Sexta eintrat, verwaltet
als rüstiger Mann das väterliche Gut in Samitz-Lüben. Besonderen Vorteil scheint die Firma
Krupp in Essen aus der Errichtung der Lübener Schule gezogen zu haben. Noch heute
sind in ihren Diensten tätig Ewald Günther (1859), Reinhard Koschel (1859), Paul
Günther (1859), Hugo Günther (1860), Georg Koschel (1861), Richard Koschel
(1862). Erster Rektor der Höheren Knabenschule war Dr. Eduard Schmidt vom 3. Mai
1859 bis zum 12. April 1865, er wurde als Gymnasiallehrer an das Königl. Gymnasium zu
Ratibor berufen. Vom 3. April 1866 bis 31. August 1888 stand Rektor Hinz an der Spitze
der Schule, am l. September 1888 übernahm die Leitung Rektor Binco, der in Leubus
gestorben ist. Vom 1. Dezember 1893 bis zum Juli 1903 leitete Rektor Schlichting die
Schule. Als er nach Halberstadt als Seminar-Oberlehrer berufen wurde, folgte ihm der
jetzige Professor Jüngling vom 1. August 1903 bis zum 1. Oktober 1907.
Am 12. März / 2. April 1907 fassten einstimmig die städtischen Körperschaften den bedeutungs-
vollen Beschluss, ein Realprogymnasium zu errichten, und zur Durchführung der Umwandlung
wurde Dr. Caspari nach Lüben berufen. Die Genehmigung des Herrn Ministers der geist-
lichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten zur Errichtung des Realprogymnasiums
erfolgte durch Reskript vom 12. Februar 1908 (U II Nr. 13 549). Das erste Kuratorium, das von
der Stadtverordneten-Versammlung gewählt und dessen Zusammensetzung durch Verfügung
des Königlichen Provinzial-Schulkollegiums zu Breslau vom 30. März 1908 bestätigt wurde,
besteht aus Bürgermeister Faulhaber (als Vorsitzendem), Rendant Anders, Sanitätsrat
Dr. Jarmer, Stadtverordneten-Vorsteher Kommissionsrat Kullmann, Rechtsanwalt und
Notar Kuhn, Ratsherr Müller und dem Direktor.
Die äusserliche Trennung der höheren Schule von der Volksschule vollzog sich am
1. Oktober 1907, die Klassen Sexta bis Untertertia wurden im Diakonissenhause an der
Schulpromenade eingemietet, und im Diakonissenhause wird die grösser gewordene Anstalt
bis zur Vollendung des Neubaues bleiben. Ostern 1908 ward die Obertertia errichtet,
jetzt folgt ihr als 6. Klasse die Untersekunda, so dass Ostern 1910 die erste Schlussprüfung
abgehalten werden wird. Die Sexta und die Untertertia, zum Teil auch die Quinta, sind mit |
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Rettig-Bänken ausgestattet worden. Die Mittel hierzu, sowie zu einer Vermehrung des physikalisch-chemischen Apparates über den Etat hinaus bewilligte die Stadtverordneten-
Versammlung.
Im ruhigen Gleichmass der Tage verfloss das Schuljahr, der Gesundheitszustand
war recht gut, auch der lange Winter vermochte den Schulbesuch nicht zu schädigen. Der
Sedantag bot der jungen Schule die erste Gelegenheit, sich öffentlich zu zeigen. Sie hatte
zum Schauturnen auf dem Turnplatz am Schillerpark geladen, und in grosser Zahl waren
Angehörige der Schüler und Freunde der Anstalt erschienen. Auf einen von allen Schülern
ausgeführten Reigen mit Hanteln folgten turnerische Uebungen am Pferd und am Schnur-
Sprunggestell. In seiner Ansprache ging der Direktor von der Bedeutung des Tages aus,
gedachte der zehnjährigen Wiederkehr von Bismarcks Sterbetage und der vaterländischen
Begeisterung, die des Grafen Zeppelin Luftfahrt am Tage der Schlacht von Weissenburg im
deutschen Volke erweckte, und schloss mit dem Wunsche, dass es gelingen möge, der
deutschen Jugend gesunden Geist im gesunden Körper zu erhalten.
Am 19. November 1908 unterzog im Auftrage des Königl. Provinzial-Schulkollegiums
Herr Direktor Koch aus Breslau die Schule einer Revision.
Am Reformationstage nahmen die evangelischen Lehrer und Schüler am Schul-
gottesdienste in der Stadtkirche teil.
Der Geburtstag S. M. des Kaisers wurde am 27. Januar 1909 im festlich geschmückten
Versammlungssaal gefeiert. Der Vorlesung einer Schriftstelle folgten Deklamationen und
Gesangsvorträge. Die Festrede hielt Herr Professor Jüngling, dessen Worte ausklangen
in dem Wunsche, dass trüben Tagen wieder Sonnenschein folgen möge. Die der Anstalt
überwiesenen Prämien: Berner, Geschichte des preussischen Staates, und Wislicenus,
Deutschlands Seemacht, erhielten der Obertertianer Fritz Härttwig und der Untertertianer
Erich Vogel. Ein Kaiserbild konnte nachträglich dem Quartaner Kurt Stark über-
wiesen werden.
Mit dem Ende des Schuljahres scheiden von der Schule Herr Rektoratsverweser
Wolf und Herr Lehrer Hinke. In selbstloser Weise haben beide Herren ihre Kraft und
ihre Zeit in den Dienst der Anstalt gestellt; um so herzlicher ist der Dank, den ihnen im
Namen der Schule der Berichterstatter auch an dieser Stelle gern ausspricht.
Zu dem gleichen Zeitpunkt folgt einer Berufung als Rektor an die Höhere Knaben-
und Mädchenschule in Strelno Herr Dworski. Mit ihm geht ein pflichttreuer, tätiger Kollege
und ein deutscher Mann von uns, den alle, die ihm näher getreten sind, mit besten Wünschen in seinen neuen Wirkungskreis begleiten.
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Realprogymnasium i. E. zu Lüben.
II. Jahresbericht.
Ostern 1910.
Inhalt:
Schulnachrichten vom Direktor.
Lüben Schl.
Druck von Paul Kühn
1910. Progr. Nr. 306
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III. Geschichte der Anstalt.
1. Allgemeines. Das Schuljahr 1909/10 wurde Freitag, den l6. April eröffnet,
nachdem am Tage zuvor die Prüfung und Aufnahme der neuen Schüler stattgefunden hatte.
Mit der Errichtung der Untersekunda war der Aufbau der sechsklassigen Anstalt vollendet.
2. Lehrerkollegium. Lehrer Wolf feierte am 1. Mai sein fünfzigjähriges Dienst-
jubiläum. Lange Jahre hatte er segensreich an der Vorgängerin des Realprogymnasiums,
an der evangelischen höheren Knabenschule zu Lüben, gewirkt, im vorigen Jahre hat
er hilfsbereit wie immer den Zeichenunterricht an der Anstalt geleitet. So war es dem
Lehrerkollegium eine angenehme Pflicht, dem Jubilar durch eine Deputation, bestehend aus
dem Direktor und Professor Jüngling, seine herzlichen Glückwünsche aussprechen zu lassen.
In das Kollegium traten neu ein Pastor Kuske, der den evangelischen Religionsunterricht
in der Ober-Tertia, und Pfarrer Kaschubek, der den gesamten katholischen Religions-
unterricht übernahm. Vom Königlichen Provinzial-Schulkollegium wurden der Anstalt
cand. prob. Dr. Cyran, der bis zum Herbst verblieb und dann an die Oberrealschule zu
Görlitz überging, und Seminarkandidat Haessner zuerteilt.
Am 13., 14. und 15. Juni nahm der Direktor an den Verhandlungen der 14. Direktoren-
Versammlung der Provinz Schlesien in Schweidnitz teil.
3. Schulfeiern. Den Sedantag feierte die Schule durch ein Schauturnen auf dem
Turnplatz am Schillerpark. Auf einen von allen Schülern unter Gesang ausgeführten Reigen
folgten turnerische Uebungen am Pferd, Bock, Reck und Schnur-Sprunggestell. In seiner
Festrede verwies Oberlehrer Munderloh auf die Jubiläen des Jahres: Hofers Tod
und die Schlacht am Teutoburger Walde und gedachte der Geschehnisse zu Beginn
des deutsch-französischen Krieges. Der Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers musste |
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bei der Beschränktheit des Raumes im engsten Kreise der Schule gefeiert werden. Nach einem
Choral und Schriftverlesung leitete der Gesang von "Salvum fac regem" über zur Festansprache,
in welcher der Direktor zunächst über das erfreuliche Wachstum der deutschen Ausland-
schulen sprach und dann das Thema behandelte: "Die Schädigung des deutschen Ansehens
durch nationale Gleichgiltigkeit". Die der Schule überwiesene Prämie: Bohrdt, Deutsche
Schiffahrt in Wort und Bild, erhielt der Untersekundaner und Alumne Paul Franke aus Breslau.
4. Schulbetrieb. Im Auftrage des Königlichen Provinzial-Schulkollegiums zu
Breslau unterzog Herr Realschuldirektor Koch am 14. und 15. Mai die Schule einer Vor-
revision. Die grosse Revision fand in den Tagen vom 27. bis 29. Oktober statt. Durch
Erlass des Herrn Ministers wurde die Abhaltung der ersten Schlussprüfung zu Ostern ge-
nehmigt. Die schriftlichen Prüfungsarbeiten wurden in den Tagen vom 3. bis 8. Februar
angefertigt, die mündliche Prüfung unter dem Vorsitz des Herrn Direktor Koch als Königl.
Kommissars und in Anwesenheit des Herrn Bürgermeister Faulhaber als des Vertreters
unserer Patronatsbehörde am Dienstag, dem 22. Februar, abgehalten.
5. Neubau des Realgymnasiums. Infolge der unzureichenden baulichen Verhältnisse
in dem bisher benutzten Diakonissenhause beschlossen die städtischen Körperschaften
am 13./16. Juli vorigen Jahres den Neubau eines Realgymnasiums für neun Klassen auf dem
an der Schulpromenade gelegenen, seit za. 40 Jahren geschlossenen Friedhofe. Der Bau-
ausführung liegen die vom Landesbauinspektor Ploke zu Breslau aufgestellten, von Vertretern
des Königl. Provinzial-Schulkollegiums und des Herrn Regierungs-Präsidenten am 15. Juli
1909 an Ort und Stelle geprüften Baupläne zu Grunde, welche die Genehmigung des Herrn
Ministers der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten und des Provinzial-
Schulkollegiums erhalten haben. Durch die günstige Witterung beeinflusst, konnten die
Erdarbeiten Mitte Februar begonnen und rüstig gefördert werder.. Der Bauplan ist so er-
dacht, dass die prachtvollen Linden, welche den Schulhof umsäumen, fast alle erhalten bleiben.
Die Hauptfront des Schulgebäudes ist der breiten Promenade zugekehrt. Das Kellergeschoss
wird ausser den Räumen für die Heizung einen Raum für Handfertigkeitsunterricht und die
Wohnung für den Schuldiener enthalten. Im Erdgeschoss werden 7 Klassenzimmer, ein grosser
Raum für naturwissenschaftliche Sammlungen, ein Kartenzimmer, sowie ein kleines Dienst-
zimmer für den Schuldiener angeordnet. Das Obergeschoss enthält drei weitere Klassen-
zimmer, die Gesangklasse, den Lehrsaal für Physik und Chemie, ein Laboratorium, sowie
einen grösseren Raum für physikalische Apparate, ferner das Direktor- und das Lehrer-
zimmer mit einem zwischen beiden Räumen vorgesehenen Warteraum. Im zweiten Ober-
geschoss nimmt den Mittelteil des Gebäudes die geräumige Aula mit ihrem Vorplatz und
Garderobenraum ein. Ausserdem sind in diesem Stockwerk noch der Zeichensaal und die
Lehrer- und die Schülerbibliothek untergebracht. Die Schulaborte werden dicht am Haupt-
gebäude derartig angelegt, dass ihre Benutzung sowohl vom Gebäude aus, - ohne dass
die Schüler das Freie zu betreten brauchen - als auch vom Schulhofe aus erfolgen kann.
Für die Erwärmung der einzelnen Räume ist eine Niederdruck-Dampfheizung vorgesehen.
Die Beleuchtung wird durch Gas erfolgen. Die gesamte Bauausführung wird in einfacher,
aber gediegener Weise unter weitgehender Berücksichtigung der modernen technischen und
hygienischen Anforderungen geschehen. Es soll der Bau über einem Sandsteinsockel in
Putz hergestellt werden. Nur für den Haupteingang und den darüber befindlichen Erker |
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sollen einige Steinmetzarbeiten zur Verwendung kommen. Die hohen Dächer werden mit
dunkelroten Dachsteinen aus der Lübener Stadtziegelei gedeckt.
Auf der anderen Seite des über den Platz führenden öffentlichen Fussweges soll
das neue Wohnhaus für den Direktor erstehen. Auch hier sind die vorhandenen Bäume
möglichst geschont.
Das Hauptgebäude soll im August dieses Jahres unter Dach gebracht, der innere
Ausbau bis Mitte März 1911 vollendet werden, so dass der Neubau zum Beginn des neuen
Schuljahres seiner Bestimmung übergeben werden kann.
6. Alumnat. Das neuerbaute Alumnat ist soweit fertig, dass es zum Beginn
des neuen Schuljahres eröffnet werden kann. Es ist an der Einmündung der Hann von
Weyhernstrasse in die Haynauerstrasse auf dem früher Obstschen Grundstück errichtet,
und zwar sind für bebaute Fläche 348,60 qm, für den Spielplatz 838,88 qm und für Garten
und Hofraum 530,30 qm vorgesehen. Das Gebäude ist von allen Seiten freistehend mit
Rohbausockel und Rauhputzflächen im einfachen Villenstil ausgeführt. Es enthält ausser dem
Kellergeschoss ein Erdgeschoss, ein Obergeschoss und ein ausgebautes Dachgeschoss.
Die Wirtschaftsräume sind im Kellergeschoss untergebracht und nur durch die an der Hinter-
front gelegenen Kellertreppe zu erreichen. Ein Extrazugang für das Dienstpersonal und die
wirtschaftlichen Angelegenheiten führt von der Haynauerstrasse aus zur hinteren Eingangstür.
Im Kellergeschoss sind untergebracht: Kochküche, Speisekammer, Utensilienraum, Dienst-
botenzimmer, Waschküche, zwei Räume für Brause- und Wannenbäder, Heizraum zur Zentral-
heizung, ein Wirtschaftskeller und ein grosser Kohlenkeller. Zur schnellen und bequemen
Beförderung der warmen Speisen führt ein unweit der Kochküche angelegter Speiseaufzug
nach dem im Erdgeschoss gelegenen Speisesaale. Im Erdgeschoss liegen nach der Hann
von Weyhernstrasse hin, zunächst der Haupttreppe, ein Besuchszimmer, daran anschliessend
ein Schüleraufenthaltsraum, ein Studierzimmer und ein grösserer Speisesaal. Alle diese
Räume sind untereinander mit zweiflügligen Türen verbunden. Nach der Haynauerstrasse
zu sind die Zimmer für die Hausdame mit einem angrenzenden Schüler-Krankenzimmer
untergebracht. Diese Räume sind gegen den Flur durch ein kleines Entree abgeschlossen.
Im Obergeschoss und im ausgebauten Dachgeschoss sind die Schlafräume der Schüler sowie
die Einzelzimmer angeordnet.
7. Verschiedenes. Am 14. Oktober starb plötzlich an Blutsturz unsere treue
Schuldienerin Frau Röhrich. Das Lehrerkollegium und eine Deputation der Schüler gaben
ihr das letzte Gefeit. Vom Magistrat wurde der Schneidermeister Leissner als Schuldiener berufen.
Am 1. Dezember besichtigten die Untersekundaner unter der freundlichen Führung
des Herrn Fabrikdirektor Landgraf die Einrichtungen der Lübener Zuckerfabrik. |
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Geburts- |
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Des Vaters |
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Nr. |
N a m e |
Ort |
Datum |
Bek. |
Stand |
Wohnort |
Erwählter Beruf |
1 |
Berger, Kurt |
Lüben |
7.2.1894 |
ev. |
Buchbindermstr. |
Lüben |
Justizbeamter |
2 |
Franke, Paul |
Neurode |
12.10.1892 |
kath. |
Oberpostsekretär |
Breslau |
Marine-Ingenieur |
3 |
Görlitz, Hans |
Breslau |
4.9.1891 |
ev. |
Kaufmann |
Breslau |
Landwirt |
4 |
Härttwig, Fritz |
Lüben |
11.11.1893 |
ev. |
Photograph |
Lüben |
Photograph |
5 |
Jeschke, Ernst |
Oels |
13.11.1893 |
ev. |
Eisenbahn-Stationsvorst. |
Lüben |
Realgymnasium |
6 |
Spieler, Karl |
Lüben |
9.7.1893 |
ev. |
Regiments-Sattlermstr. |
Lüben |
Beamter |
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Realprogymnasium zu Lüben Schl.
III. Jahresbericht.
Ostern 1911.
Inhalt:
Schulnachrichten vom Direktor.
Lüben Schl.
Druck von Paul Kühn
1911. Progr. Nr. 307
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III. Geschichte der Anstalt.
1. Allgemeines. Das Schuljahr wurde Dienstag, den 5. April, mit gemeinsamer
Andacht und Verlesung der Schulgesetze eröffnet, nachdem am Tage zuvor die Prüfung
und Aufnahme der neuen Schüler stattgefunden hatte.
2. Lehrerkollegium. Zum Beginn des neuen Schuljahres wurden der Anstalt
vom Königlichen Provinzial-Schulkollegium in Breslau zuerteilt: Dr. Snowacki zur Ver-
waltung einer wissenschaftlichen Hilfslehrerstelle, cand. Lusar zur Ableistung seines
Seminar-, bezw. Probejahrs und Alumnats-Inspektor Kahl als Seminarkandidat. - In
die vierte Oberlehrerstelle wurde der Kandidat des höheren Schulamts Krenke aus
Cönnern berufen.
3. Schulfeiern. Das verflossene Schuljahr war ungewöhnlich reich an Feiern.
Am 7. Mai wurde die Grundsteinlegung zum Gymnasial-Neubau vollzogen.
Mit dem Trommler- und Pfeiferkorps an der Spitze, zogen Lehrer und Schüler vom alten
Heim zum festlich geschmückten Bauplatz, wo Magistrat, Stadtverordnete und viele Zu-
schauer versammelt waren, wohin aber leider auch Jupiter pluvius ernsthafte Grüße sandte.
Wegen des strömenden Regens mußte die Feier gekürzt werden. Nach einleitenden
Worten des Direktors machte Bürgermeister Faulhaber Mitteilung von den Urkunden
und Münzen, die mit dem Grundstein versenkt werden sollten. Die Hammerschläge des
Direktors, des Bürgermeisters, des Stadtverordnetenvorstehers Kullmanns,
und des Baumeisters, Landesbauinspektor Plokes, wurden von freundlichen Wünschen
dieser Herren für das Gedeihen der Schule und der Stadt begleitet. Während nun Maurer
und Klempner hantierten, erfreute der Schülerchor unter Leitung des Lehrers Zingel die
Festversammlung durch dem Tage angepaßte Gesänge. Mit dem Schluß der Feier hörte
der Regen auf, und so konnte der Rückmarsch mit Musik und in geschlossenen Reihen
angetreten werden. - Mit dem Schluß des Unterrichtes vor den Sommerferien am 15.
Juli wurde eine Schulfeier zum Gedächtnis des hundertjährigen Todestages der
Königin Luise verbunden. Der Betsaal der Anstalt bot für dir Anwesenden nur
knapp den nötigen Raum. Nach einigen einleitenden Worten des Direktors trug der
Untertertianer [Max] Schütze die Dichtung "Königin Luise" von Braun vor, ihm folgten
Quintaner Hein mit dem Gedicht "Der alte Ziethen" von Fontane und Obertertianer
Götz mit dem Gedicht "Schill". Die einzelnen Nummern, auch die späteren, wurden
durch überleitende Worte des Direktors verbunden. In seiner Festrede entwarf Professor
Jüngling in großen Zügen ein Lebensbild von Preußens unvergeßlicher Königin. Nach
der Rede erklang im mehrstimmigen Schülerchor "Ich kenn' ein'n hellen Edelstein".
Dann trug Sekundaner Spieler das Schenkendorffsche "Auf den Tod der Königin Luise",
Sextaner Schott das Hesekielsche "König Wilhelm in Charlottenburg" und Quartaner
Kuhn das Gedicht "Kaiser Wilhelm" von Hoffmann von Fallersleben vor. Dem Hoch auf |
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den Kaiser folgte der gemeinsame Gesang von "Heil dir im Siegerkranz". Zum Schluß
überreichte der Direktor, zum bleibenden Gedächtnis der Feier, Schulprämien an den
Sekundaner Burkert , den Untertertianer Opitz und den Quintaner Tschierske.
Den Sedantag feierte die Schule wiederum auf dem Turnplatz am Schillerpark durch
ein Schauturnen, das leider, wie die Grundsteinlegung, durch die Ungunst des Wetters
sehr beeinträchtigt wurde. Nach dem Vorbeimarsch auf dem Platze traten die Schüler
in geschlossenen Reihen zusammen, und Oberlehrer Dr. Krusche sprach, der Bedeutung
des Tages entsprechend, über das, was zu Sedan führte, und das, was wir Sedan verdanken.
Die schwedisch-gymnastischen Übungen unter Leitung des Turnlehrers Halfpaap, von
der gesamten Schülerzahl in drei Abteilungen vorgeführt, fanden den Beifall des zahl-
reich erschienen Publikums. Die darauf beginnenden Uebungen an den Geräten
mußten bald abgebrochen werden, weil der heftiger einsetzende Regen alle Geräte
schlüpfrig machte. Kaisersgeburtstag feierte die Schule zum letzten Male im eng ge-
wordenen Betsaal. Nach einleitendem Gesang und Schriftverlesung sprach cand. prob.
Lusar in begeisterter und begeisternder Rede über die Taten Kaiser Wilhelms II. für
sein Reich und für sein Volk. Die Festgabe Sr. Majestät des Kaisers: Marine-Album,
herausgegeben vom deutschen Flottenverein wurde vom Direktor dem Sekundaner
Wilhelm Pohl überreicht.
4. Schulbetrieb. Die schriftlichen Arbeiten zur Herbstprüfung wurden in den
Tagen vom 19. bis 24. August angefertigt, die mündliche Prüfung unter dem Vorsitz des
Kgl. Provinzial-Schulrats Klau aus Breslau wurde am 13. September 1910 abgehalten.
Alle drei Prüflinge bestanden. - Die schriftliche Prüfung zum Ostertermin fand am 3. bis
8. März statt, die mündliche Schlußprüfung ist auf Montag, den 27. März, gelegt, so daß
über den Ausgang erst im nächsten Programm berichtet werden kann. Eine Extraneerin
wurde vom Kgl. Provinzial-Schulkollegium zu Breslau der Schule zur Prüfung über-
wiesen.
5. Ausbau. Die städtischen Körperschaften haben beschlossen, den Gedanken des
Ausbaues der Schule zur neunklassigen Vollanstalt (Realgymnasium) mit allen Mitteln zu
fördern, und sie hoffen zu erreichen, daß Ostern 1912 die Obersekunda eröffnet werden
kann.
6. Neubau des Realgymnasiums. Der Bau ist in einem Jahre so weit
gefördert, daß die Anstalt die neuen Räume mit dem Beginn des kommenden Schuljahres
einweihen kann. Zum Schuldiener für den Neubau wurde vom Magistrat der Inhaber
eines Zivilversorgungsscheines Erwin Siebenhaar aus Deschka (Kr. Görlitz) berufen. |
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3. Uebersicht über die Schüler, welche die Schlussprüfung bestanden haben.
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Geburts- |
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Des Vaters |
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Nr. |
N a m e |
Ort |
Datum |
Bek. |
Stand |
Wohnort |
Erwählter Beruf |
7 |
Alter, Wilhelm |
Peterswaldau |
22.9.1892 |
ev. |
Fabrikbesitzer |
Peterswaldau |
Kaufmann |
8 |
Henselmann, Joseph |
Oppeln |
5.10.1892 |
kath. |
Hotelbesitzer |
Breslau |
Marine-Ingenieur |
9 |
Siewczynski, Günther |
Breslau |
30.5.1894 |
ev. |
Kaufmann |
Breslau |
Bankbeamter |
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Realgymnasium i. E. zu Lüben Schl.
IV. Jahresbericht.
Ostern 1912.
Inhalt:
Schulnachrichten vom Direktor.
Lüben Schl.
Druck von Paul Kühn
1912. Progr. Nr. 307
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III. Geschichte der Anstalt.
1. Allgemeines. Das Schuljahr wurde Donnerstag, den 20. April, mit gemeinsamer
Andacht und Verlesung der Schulgesetze eröffnet, nachdem am Tage zuvor die Prüfung und Auf-
nahme der neuen Schüler stattgefunden hatte.
2. Lehrerkollegium. Zum fünften Oberlehrer wurde Dr. Martin Treblin aus Breslau
berufen. Er wird deutschen, geschichtlichen, erdkundlichen und Religions-Unterricht übernehmen.
3. Schulfeiern. Mit dem Beginn des neuen Schuljahres wurde der stattliche Neubau der
Anstalt bezogen. Am Geburtstage des deutschen Kronprinzen, am 6. Mai, fand die feierliche Weihe
des neuen Heims statt. Vom Turnplatz zogen die Schüler durch die Straßen der Stadt zum festlich
geschmückten Schulhause, an ihrer Spitze das Trommler- und Pfeiferkorps, und hinter diesem die
Kapelle des Dragoner-Regiments, die gütigst vom Kommandeur, Oberst v. Alten, für die Feier
zur Verfügung gestellt war, wofür ihm auch an dieser Stelle herzlicher Dank gesagt sei. Die
prächtige Aula war bis auf den letzten Platz gefüllt. Mit den Spitzen der kaiserlichen, königlichen,
der Kreis- und städtischen Behörden, mit den Vertretern der städtischen Schulen waren erschienen
die Abgeordneten des Kreises im Landtage und im Herrenhause, Graf v. d. Recke - Friedrichswalde
und Burggraf zu Dohna - Kotzenau. Mit den Eltern unserer einheimischen Schüler waren auch
Angehörige unserer auswärtigen Zöglinge gekommen, und mancher Festgruß lief im Laufe des
Tages ein und gab Zeugnis davon, daß unser auch im weiteren Kreise gedacht wurde. Das alt-
niederländische Dankgebet, von der Dragonerkapelle geblasen, leitete die Feier ein. Ihm folgte,
im Anschluß an den 127. Psalm: "Wo der Herr nicht das Haus bauet", das tiefempfundene Weihe-
gebet von Pfarrer Kuske und einvierstimmiger Schülerchor unter Leitung des Lehrers Zingel.
Bürgermeister Faulhaber gab der Freude Ausdruck, daß der hehre Bau im wesentlichen durch
heimische Kräfte und ohne außerordentliche Inanspruchnahme der Steuerkraft der Bürger zustande
gekommen sei und dankte allen, die zum Gelingen des Werkes beigetragen haben, insbesondere
den Männern, die den Bau erdacht haben: Landesbauinspektor Ploke und Architekt Wahlich.
Als Hausherr im neuen Schulpalast betrat nunmehr der Direktor das Podium. "Dank gebührt
heute", so führte er aus, "am Tage der festlichen Weihe dieses Hauses, vor allem unserer lieben
Stadt Lüben und ihren einsichtigen Vätern: dem Kuratorium, dem Magistrat, den Stadtverordneten. |
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Zu den freundlichen Erinnerungen dieser ersten Jahre meiner Lübener Tätigkeit gehört die, daß
die städtischen Körperschaften mir, als ich mit leeren Händen und gleißendes Gold heischend für
unsere Schule und unsere Schüler, zu ihnen kam, doch einstimmig und debattelose genehmigt haben,
was ich wünschte." Er dankte unserem Landtagsabgeordneten für sein tatkräftiges Eingreifen zu
Gunsten der Schule, und dankte auch im Namen der Anstalt den beiden Breslauer Baumeistern,
denen es in glücklicher Weise gelungen sei, die Forderungen des Unterrichts mit denen der Hygiene
zu verbinden und durch den hochragenden Bau dem Bilde unserer Stadt ein neues und besonderes
Gepräge zu geben. Sein Dank galt weiter den Mitgliedern des Lehrerkollegiums, die unter
äußerlich oft schwierigen Verhältnissen den Schülern ein Beispiel rechter Pflichterfüllung
gegeben haben. Anknüpfend an die Tatsache, daß das Schulhaus sich auf einem alten Kirchhof erhebt,
besprach er die Eigenart des Realgymnasiums. "Wie unser Haus mit seinen Fundamenten in
einem Erdreich wurzelt, das mit der Knochenerde der Altvorderen gedüngt ist, und mit seinem First
hinausragt in die Lüfte, die von Telegraphen- und Telephondrähten durchzogen und von lenkbaren
Luftschiffen durchkreuzt werden, so wollen wir im Unterrichte aus den einfachen Verhältnissen deR
Vergangenheit unsere Schüler führen zum Verständnis der mannigfachen und verwickelten Erschei-
nungen der Jetztzeit." Die Schüler mahnte er, die Schule und ihre Einrichtungen als ein ihrer
Fürsorge anvertrautes Gut zu betrachten und schloß: "Auch in stiller Friedensarbeit kann sich
erweisen, wer ein Mann ist. Ein treuer Diener seines Königs und ein aufrechter deutscher Mann,
so hieß im Ehrenbürgerbrief der Stadt Schweidnitz der Mann, der so lange Jahre in größtem
Segen an der Spitze der Provinz gestanden hat, und glücklich der Mann, dem so Köstliches am
Ende seines Lebens gesagt werden kann. Hohenzollernhaus und Schlesien, das sind zwei Worte,
die von der Weltgeschichte unlöslich miteinander verknüpft sind. Schlesien rüstet sich zur hundertsten
Wiederkehr der Tage, da es Treue gehalten hat in trübster Zeit,
da von seinen Höhen der Völker-
frühling maienfrisch herniederstieg zur Katzbach
und zur Oder. Und das Gelöbnis der Treue zum
angestammten Herrscherhause wollen wir hineinlegen in den Ruf, der heute als der erste durch diese
hohe Halle brausen soll: Unser Kaiser, König und Herzog hurra! hoch!" Als Angebinde stifteten
der feiernden Schule: Geh. Sanitätsrat Dr. Simon ein Mikroskop, Pastor Kuske eine Bibel für
die Morgenandachten, Buchhändler Scholz das Kaulbachsche Bild "Die Hunnenschlacht" im
Eichenrahmen. Ein Festmahl von 62 Gedecken im "Grünen Baum" schloß die würdig verlaufene Feier.
Den Sedantag feierte die Schule wiederum auf dem Turnplatz am Schillerpark durch ein
Schauturnen, da, wie im Vorjahr durch Regen, in diesem Jahre durch die schwüle Hitze sehr beein-
trächtigt wurde. Nach dem Vorbeimarsch auf dem Platze wurden zunächst unter Leitung des Turn-
lehrers Halfpaap schwedische Atemübungen vorgeführt. Dann stellten die Schüler der beiden oberen
Klassen 8 Pyramiden, die vielen Beifall fanden. Hieran schloß sich das Geräteturnen. Am Reck
und Pferd zeigten die Sekundaner ihre Leistungen im Langsprung und in der Längshocke, die
Obertertia turnte am Barren (Stützwage und Riesenschwung) und am Pferde; Untertertia und
Quarta beschäftigten sich mit dem Schulterstand am Barren und mit Mutsprung und Hocke am
Bock, die beiden unteren Klassen benutzten das Schnursprunggestell zum Hoch- und Weitsprunge.
Mit Musik ging es dann zum Schulhaus zurück; in der Aula brachte Sekundaner Meurin das
Hoch aus auf Kaiser und Vaterland. - Auf Montag, den 18. September, hatte unsere, in diesem
Jahre erstandene Jugendwehr zur Fahnenweihe der beiden gestifteten Fahnen in die Aula ein-
geladen, und außer dem Lehrerkollegium waren Vertreter des Magistrats und der Bürgerschaft
erschienen. Der Leiter der Jugendwehr, Turnlehrer Halfpaap, wies in seiner Ansprache auf die |
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Bedeutung der Jugendwehren hin und gab das Kommando zur Enthüllung der Fahnen. Der
Direktor gedachte der ernsten Zeit, in der wir leben, und erinnerte an die starke Hand des Alten
aus dem Sachsenwalde, die das Reich gezimmert hat. Er sprach die zuversichtliche Erwartung aus,
daß, wenn es einmal gelten sollte, zu streiten, für des Vaterlandes Macht und Herrlichkeit, ein jeder
seinen Mann stellen würde. - Am 30. September, dem 100. Geburtstag der Kaiserin Augusta,
gedachte Pastor Kuske in der Aula der verewigten Kaiserin und ihrer Zeit. - Am 31. Oktober
fand für die evangelischen Lehrer und Schüler, im Anschluß an den Reformations-Gottesdienst, eine
Abendmahlsfeier statt. Pastor Kuske sprach herzliche Worte der Vorbereitung. - Zum ersten
Male konnten wir am 21. Dezember, im Beisein von Eltern und Angehörigen, in unserer schönen
Aula eine Weihnachtsfeier begehen. Eingeleitet durch den vierstimmigen Chorgesang: "Es ist
ein' Ros' entsprungen" wurde nach einer von Schülern vorgetragenen Weihnachtsphantasie eine
kurze Ansprache von Pastor Kuske gehalten, die den Schülern die rechte Weihnachtsfreude und
Liebe ins Herz rufen sollte. Nach der Deklamation der "Weihnacht" von Wildenbruch durch den
Sextaner Pohl erklang vom Kinderchor "Stille Nacht", worauf eine weitere Weihnachtsphantasie
für Geige, Flöte und Klavier zu den Deklamationen des Sekundaners Wöhler "Weihnachtstraum
des Landwehrmannes 1870" und des Tertianers Kuhn "Der Weichensteller" überleitete. Mit
vierstimmigem Chorgesang des Liedes "O du fröhliche" schloß die Feier, um deren Zustandekommen
sich unser Gesanglehrer Zingel großes Verdienst erworben hat. - Der Kaisergeburtstagsfeier
lag folgendes Programm zu Grunde: 1. Chorgesang: Gebet für Kaiser und Vaterland. 2) Psalm-
Verlesung. 3) Gesang: Sei gesegnet, deutsche Erde. 4) Szene aus den "Quitzows" von Wilden-
bruch, dargestellt von Ober-Tertianern. 5) Deklamation des Sextaners v. Gersdorff: Musterung
Friedrichs des Großen. 6) Marsch des 1. Bataillon Garde, für Geige und Klavier. 7) Gesang:
Hohenfriedberger Marsch. 8) Szene aus der Belagerung Clobergs, dargestellt von Sekundanern.
9) Torgauer Marsch, für Geige und Klavier. 10) Deklamation der Quintaner Redetzky, Rothe
und Schott: Die beiden Verwundeten. 11) Deklamation des Quartaners Rausch: Michel, horch,
der Seewind pfeift. 12) Deklamation des Tertianers Neugebauer: Zu Kaisers Geburtstag. 13)
Festrede des Herrn Prof. Jüngling: Friedrichs des Großen Verdienste um sein Volk und sein
Heer. 14) Chorgesang: Friedericus Rex. - Die Kaiserprämie: "Deutsche Schiffahrt in Wort und
Bild" von Bohrdt erhielt der Sekundaner Kurt Stark. Außerdem konnte der Direktor je ein
Exemplar der Schrift von Reinhold Koser: "Aus dem Leben Friedrichs des Großen" überreichen
den Sekundanern Mikosch, Hinke, Sucker, den Ober-Tertianern Postler und Blümich, den
Unter-Tertianern Kuhn und Helbing, dem Quartaner Halpaus, dem Quintaner Redetzky und
dem Sextaner Pohl.
4. Schüler und Schulbetrieb. Zum ersten Male seit dem Bestehen der Anstalt griff der
Tod in unsere Reihen. Sonnabend, den 17. Juni, starb unerwartet der Ober-Tertianer Heinz
Klose. Mehr als vier Jahre hatte sein ernstes Wollen den Sieg davongetragen über den siechen
Körper, bis plötzlich die kalte Hand des Todes ihm Lehrbuch und Federhalter zur Seite legte. Am
nächsten Montag, in der Morgenandacht, sprach Pastor Kuske Worte liebevollen Gedenkens zu den
versammelten Schülern; Lehrerkollegium und Schüler gaben dem lieben Entschlafenen das letzte
Geleit. - Am 24. Juni weilte Generalsuperintendent D. Haupt aus Breslau zur Revision des
evangelischen Religionsunterrichtes in unserer Mitte. Nach beendeter Revision richtete er, im An-
schluß an Psalm 119, V. 8, in der Aula ernste Worte der Mahnung an die Jugend. - Der Licht-
bildervortrag des Prof. Apelle aus Elbing: Ein Rundgang durch Paris, der am 8. Dezember in
unserer Aula stattfand, sprach ebenso an wie die Deklamation der französischen Gedichte unseres |
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Kanons. - Die mündlichen Schlußprüfungen fanden statt zu Ostern 1911 am 27. März, zu
Michaelis 1911 am 20. September und zu Ostern 1912 am 19. März. Für alle drei Prüfungen war
der Direktor zum Königlichen Kommissar ernannt worden. Bei der letzten Osterprüfung konnte
der Vorsitzende dem Sekundaner Lubrich als dankenswerte Gabe des Vereins "Bismarck" zu
Breslau die Bismarck-Biographie von Ed. Heyck überreichen. - An der Hand von Lichtbildern
und im Anschluß an eigene Erfahrungen sprach Oberleutnant v. Nickisch vom hiesigen Dragoner-
Regiment auf Veranlassung der Jugendpflege-Vereinigung am 17. März über "Luftschiffahrt".
Die Schüler unserer drei oberen Klassen waren zu dem Vortrag eingeladen und erschienen.
5. Ausbau Als die Nachricht eintraf, daß der Herr Minister den Ausbau genehmigt habe, gab
die Schule ihrer Freude durch Anlegen von Flaggenschmuck Ausdruck. Ostern 1912 wird nun die
Ober-Sekunda eröffnet, ihr folgen Ostern 1913 und 1914 die beiden Primen, so daß wir Ostern
1915 unsere ersten Abiturienten zu entlassen gedenken.
Wie unser Landtagsabgeordneter, Graf von der Recke - Friedrichswalde, sich ein bleibendes
Verdienst um die Errichtung der sechsklassigen Anstalt erworben hat, so sind wir dem Herrenhaus-
Mitglied unseres Kreises, Burggrafen zu Dohna - Kotzenau herzlich verpflichtet für seine Bemühungen,
zu unserem Unterhause uns auch ein Oberhaus zu bescheren.
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3. Uebersicht über die Schüler, welche die Schlußprüfung bestanden haben.
Nr. | Name | Geburts-Ort | -Datum | Bek. | Stand des Vaters | Wohnort | erwählter Beruf |
10 | Albrecht, Walter | Lüben | 30.3.1895 | ev. | Kaufmann | Lüben | Dentist |
11 | Anderssohn, Erich | Lüben | 25.7.1894 | ev. | Beigeordneter | Lüben | Realgymnasium |
12 | Burkert, Walter | Heinzenburg | 12.7.1894 | ev. | Pastor | Heinzenburg | Realgymnasium |
13 | Dickert, Walter | Lüben | 13.3.1893 | ev. | Spark.-K. a. D. | Lüben | Kaufmann |
14 | Hornig, Hanns | Breslau | 12.12.1892 | kath. | Landmess. a. D. | Breslau | Kaufmann |
15 | Koppe, Friedrich | Reichenbach | 18.12.1893 | ev. | Justizrat | Reichenbach | Realgymnasium |
16 | Peglow, Erich | Berlin | 24.4.1894 | ev. | Kaufmann | Charlottenburg | Kaufmann |
17 | Pohl, Wilhelm | Lüben | 5.11.1894 | ev. | Packer | Lüben | Marine |
18 | Riedel, Willy | Lüben | 6.11.1893 | ev. | Postschaffner | Lüben | Kaufmann |
19 | Schött, Georg | Glogau | 1.5.1895 | ev. | Ob.-Postassistent | Lüben | Realgymnasium |
20 | Seeliger, Otto | Gr.-Schweidnitz | 16.1.1893 | ev. | Fabrikdirekt. | Trautenau | Techniker |
21 | Semmer, Gerhard | Lerchenborn | 27.6.1894 | ev. | Rittergutsbes. | Kosendau | Realgymnasium |
22 | Spieler, Ernst | Lüben | 30.9.1894 | ev. | Reg.-Sattlermstr. | Lüben | Kaufmann |
23 | Striese, Kurt | Lüben | 23.1.1895 | ev. | Schneidermstr. | Lüben | Kaufmann |
24 | Vogel, Erich | Berlin | 23.7.1892 | ev. | Ökonom | Lüben | Mag.-Beamter |
25 | Christoph, Georg | Berlin | 7.10.1892 | ev. | Rentner | Schöneberg | Gerichtsbeamt. |
26 | Klocke, Albrecht | Schöppenstedt | 25.11.1893 | ev. | Bürgermeister | Schöppenstedt | Kaufmann |
27 | Kümmel, Paul | Breslau | 24.7.1892 | ev. | Hausbesitzer | Breslau | Ingenieur |
28 | Mießler, Otto | Lüben | 9.11.1892 | ev. | Lehrer † | Lüben | Realgymnasium |
29 | Sondermann, Walter | Chemnitz | 6.6.1894 | ev. | Kaufmann | Lüben | Realgymnasium |
30 | Streinbrich, Fritz | Qualkau | 1.5.1894 | ev. | Rittergutsbes. | Qualkau | Offizier |
31 | Waldow, Max | Berlin | 2.5.1892 | ev. | Kaufmann | Schöneberg | Kaufmann |
32 | Apitz, Hans | Lübben | 18.1.1896 | ev. | Kaufmann | Lübben | Realgymnasium |
33 | Benedict, Fritz | Schöneberg | 27.11.1894 | ev. | Kaufmann | Charlottenburg | Kaufmann |
34 | Bogon, Walter | Kreuzburg OS. | 5.10.1892 | ev. | Kaufmann | Breslau | Realgymnasium |
35 | Götz, Rolf | Kiel | 10.4.1896 | ev. | Bürgermeister | Guhrau | Komm.-Verw. |
36 | Halpaus, Herbert | Breslau | 13.9.1895 | ev. | Kaufmann | Breslau | Realgymnasium |
37 | Heinrich, Hermann | Charlottenburg | 20.1.1894 | ev. | Rentner † | Schöneberg | Realgymnasium |
38 | Hinke, Alfred | Rothenburg a. O. | 17.5.1896 | ev. | Lehrer | Lüben | Realgymnasium |
39 | Krzywanek, Frdr. W. | Neisse | 10.5.1896 | kath. | Amtsg.-Sekr. | Lüben | Realgymnasium |
40 | Kurth, Erich | Lüben | 12.9.1894 | kath. | Zollaufseher | Lüben | Realgymnasium |
41 | Lubrich, Paul | Wiesau/Glogau | 23.5.1896 | ev. | Postschaffner | Lüben | Marine |
42 | Lütje, Otto | Lübeck | 21.10.1894 | ev. | Kaufmann | Nikolassee | Kaufmann |
43 | Meurin, Walter | Schöneberg | 19.10.1893 | kath. | Major a. D. | Gr.-Lichterfelde | Kaufmann |
44 | Mikosch, Karl | Tost | 31.10.1892 | kath. | Ober-Pfleger | Lüben | Realgymnasium |
45 | Raymond, Julius | Frankfurt a. O. | 6.7.1894 | ev. | Kaufmann † | Frankfurt a. O. | Kaufmann |
46 | Schölzel, Leonhard | Ratibor | 28.12.1893 | ev. | Landesrat | Breslau | Realgymnasium |
47 | Schött, Oskar | Lüben | 4.7.1896 | ev. | Ob.-Postassist. | Lüben | Marine-Ingen. |
48 | Stark, Kurt | Guhren | 25.12.1893 | ev. | Gutsbesitzer † | Guhren | Realgymnasium |
49 | Sucker, Walter | Rützen | 19.10.1895 | ev. | Rittergutsbes. | Zeippern | Realgymnasium |
50 | Wittwer, Friedr. W. | Lüben | 27.1.1896 | ev. | Fleischermstr. † | Lüben | Realgymnasium |
51 | Wöhler, Eugen | Schöneberg | 27.7.1892 | ev. | Ob.-Bahnass. | Schöneberg | Realgymnasium |
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Realgymnasium i. E. zu Lüben Schl.
V. Jahresbericht.
Ostern 1913.
Inhalt: Schulnachrichten vom Direktor.
Lüben Schl.
Druck von Paul Kühn
1913. Progr. Nr. 309
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III. Geschichte der Anstalt.
1. Allgemeines. Das Schuljahr wurde Dienstag, den 16. April, mit gemeinsamer Andacht
und Verlesung der Schulgesetze eröffnet, nachdem am Tage zuvor die Prüfung und Aufnahme der
neuen Schüler stattgefunden hatte.
2. Lehrerkollegium. Mit dem Beginn des neuen Schuljahres trat Oberlehrer Dr. Martin
Treblin aus Breslau sein Amt an. Zur Verwaltung wissenschaftlicher Hilfslehrerstellen
wurden vom Kgl. Prov.-Schulkollegium überwiesen cand. prob. Alfred Schneider (zugleich als Alumnats-
Inspektor) und cand. Dr. Ernst Kleiner, dazu von Mitte Januar 1913 ab cand. prob. Hugo
Bayer (auch als Alumnats-Inspektor). In die durch Aufsetzen der Prima erforderlich gewordene
neue Oberlehrerstelle wurde der bisherige Oberlehrer an der Realschule zu Glogau Dr. Conrad
Weisker für Ostern 1913 berufen.
3. Schulfeiern. Am 18. August überbrachte eine Abordnung des Lehrerkollegiums, aus Prof.
Jüngling und dem Direktor bestehend, dem Mitgliede des Kuratoriums, Stadtverordneten-Vorsteher
und Kommissionsrat Kullmann, die Glückwünsche der Schule zum 80. Geburtstage. Den
Sedantag feierte die Schule wiederum durch Schauturnen auf dem Turnplatz am Schiller-
park, das in diesem Jahre vom Wettergott gnädig gefördert wurde. Nach dem Vorbeimarsch auf
dem Platze wurden zunächst unter Leitung des Turnlehrers Halfpaap schwedische Atemübungen
vorgeführt. Dann führten die Sextaner und Quintaner einen vom Turnlehrer zusammengestellten
Gesangsreigen auf, Wandervogels Tagelauf, und die Obertertianer stellten Pyramiden, die vielen
Beifall fanden. Hieran schloß sich das Geräteturnen. Am Reck und am Pferd wurden Kurübungen
vorgeführt, wobei die Hocke über Pferd und vorgestellten Bock besonders erwähnt sei. Über den
Ring und die Bahnhofstraße ward mit Musik zum Schulhof zurückmarschiert. Hier gedachte der
Direktor der Bedeutung des Tages, er erinnerte an das, was die Väter getan und an das, was das
Vaterland von der Jugend erwartet, im besonderen von der Jugend seiner höheren Schulen. Die
am Donnerstag, den 19. Dezember, in der Aula veranstaltete abendliche Weihnachtsfeier hatte
eine so zahlreiche Zuhörerschaft herbeigelockt, daß die große Aula bis auf den letzten Platz gefüllt
war und mancher keine Sitzgelegenheit mehr fand. Eingeleitet durch den Chorgesang "Heilige Nacht"
und die Weihnachtsphantasie "Morgen, Kinder" für Klavier und Geigen führte das Lied "Stille Nacht"
für 1. und 2. Sopran über zur Deklamation des Quintaners von Gersdorff "Des Sohnes Heimkehr".
Nach dem Chorgesange: "Es ist ein Ros entsprungen" und dem Vortrage "In der Christnacht", für
Violine und Klavier, weckte Pastor Kuske an der Hand des Weihnachtsevangeliums in jungen
und alten Herzen die rechte Freude am Fest. Es folgten der Gesang "Tochter Zion", das Tonstück
"O Tannenbaum" und die Deklamation des Obersekundaners Wöhler "Die Glocke von Innisfare".
Im nächsten Vortragsstück "Zur fröhlichen Weihnachtszeit" lösten die Darbietungen der Ober-
sekundaner Schulz (Violine) und Bogon (Klavier) reichen Beifall aus. Mit dem Chorgesang
"O du fröhliche" schloß die Feier, und der Direktor lud die Anwesenden zum Besuch der Aus-
stellung von Schülerzeichnungen und Silhouetten ein, die, in drei Gruppen geordnet, unser Zeichen-
lehrer Halfpaap im Zeichensaale veranstaltet hatte. Bücherprämien erhielten Obersekundaner |
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Krzywanek und Quartaner Gerhard Neß für anerkennenswerte Leistungen im Zeichnen, der Obertertianer Neumann für seine Schattenrisse. Der Kaisergeburtstagsfeier lag folgendes
Programm zu Grunde: 1) Chorgesang: "Altniederländisches Dankgebet". 2) Schriftverlesung durch
Professor Jüngling. 3) Gesang: "Rauschet, ihr Eichen". 4) Szene aus dem "Prinzen von
Homburg", dargestellt von Obersekundanern. 5) Festmarsch von Piel, für Klavier und Geigen.
6) Rütli-Szene aus "Wilhelm Tell", dargestellt von Untersekundanern 7) Chorgesang: "Vater, ich
rufe dich". 8) Deklamation des Obertertianers Kuhn: "Deutsche Diamanten", von Max Bewer
9) Marsch
des 1. Bataillon Garde, für Geige und Klavier. 10) Gesang: "Du Schwert an meiner Linken".
11) Deklamation des Untertertianers Rausch: "Vor hundert Jahren". 12) Pariser Einzugsmarsch,
für Geige und Klavier. 13) Deklamation des Quartaners Schott: "Blücher bei Brienne". 14) Chor-
gesang: "Lützows wilde Jagd". 15) Festrede des Oberlehrers Dr. Treblin: "Leben und Wirken des
Feldmarschalls Neithardt von Gneisenau". Prämien konnte der Direktor überreichen dem Quartaner
Rothe und den Quintanern Pohl und von Gersdorff. Die Erinnerungsfeier an den Aufruf an mein Volk
fand in kleinerem Kreise am 10. März in der Aula statt.
Über die Feier des 10. März kann erst im nächsten Programm berichtet werden.
4. Schulbetrieb Am 24. September hielt Prof. Louvrier aus Charlottenburg einen fran-
zösischen Rezitationsabend ab, der besonders von unseren Schülern besucht war. Am 21. und 22.
November wohnte unser Dezernent, Kgl. Prov.-Schulrat Klau, dem Unterrichte in allen Klassen bei.
An der Hand von Lichtbildern sprach am 13. Dezember in der Aula Rittergutsbesitzer von Wallen-
berg-Palachy aus Schwarzau über seine Reiseerlebnisse in Deutsch-Ostafrika. Zu dem Vortrage,
der in erster Linie für die Angehörigen des Offizierskorps des hiesigen Dragoner-Regiments bestimmt
war, waren auch die Schüler unserer beiden oberen Klassen eingeladen und erschienen. Am 5.
Februar besichtigten die Obersekundaner unter Führung des Direktors die Einrichtungen der Lübe-
ner Gasanstalt. Am 26. Februar war als fürstbischöflicher Kommissarius Prof. Dr. Buchwald
aus Breslau zur Revision des katholischen Religionsunterrichtes anwesend.
Die mündlichen Schlußprüfungen fanden statt zu Michaelis 1912 am 27. September und zu
Ostern 1913 am 15. März. Die Herbstprüfung leitete Kgl. Prov.-Schulrat Klau aus Breslau, für
die Osterprüfung war der Direktor zum Königlichen Kommissar ernannt worden. Über den Aus-
fall der Osterprüfung kann wegen des späten Termins der mündlichen Prüfung erst im nächsten
Programm Bericht erstattet werden.
5. Ausbau. Ostern 1913 wird die Unter-Prima eröffnet, so daß wir Ostern 1915 unsere
ersten Abiturienten zu entlassen gedenken. |
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3. Uebersicht über die Schüler, welche die Schlußprüfung - Michaelis 1912 - bestanden haben.
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Geburts- |
|
Des Vaters |
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Nr. |
N a m e |
Ort |
Datum |
Bek. |
Stand |
Wohnort |
Erwählter Beruf |
52 |
Gnadenfeld, Kurt |
Berlin |
19.3.1895 |
kath. |
Kaufmann |
Berlin |
Kaufmann |
53 |
Ronge, Max |
Neiße |
4.5.1894 |
kath. |
Maurermstr. |
Neiße |
Realgymnasium |
54 |
Stadthagen, Hellmut |
Kroitsch |
12.3.1896 |
ev. |
Sanitätsrat Dr. med. |
Kroitsch |
Realgymnasium |
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Realgymnasium i. E. zu Lüben Schl.
VI. Jahresbericht.
Ostern 1914.
Inhalt: Schulnachrichten vom Direktor.
Lüben Schl.
Druck von Paul Kühn
1914. Progr. Nr. 315
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III. Geschichte der Anstalt.
1. Allgemeines. Das Schuljahr wurde Donnerstag, den 3. April, mit gemeinsamer Andacht und
Verlesung der Schulgesetze eröffnet, nachdem am Tage zuvor die Prüfung und Aufnahme der neuen
Schüler stattgefunden hatte.
2. Lehrerkollegium. Mit dem Beginn des neuen Schuljahres trat Oberlehrer Dr. Weisker, bisher an der Realschule zu Glogau, sein hiesiges Amt an. Zur Verwaltung wissenschaftlicher Hilfslehrerstellen
wurden vom Königlichen Provinzial-Schulkollegium überwiesen die Kandidaten Haeßner, Patzschke,
Bayer und Dr. Rolffs, die drei ersteren zugleich als Inspektoren an den städtischen Alumnaten.
3. Schulfeiern. Am 10. März 1913 versammelten sich die Schüler zur Gedächtnisfeier der großen
Zeit vor 100 Jahren mit ihren Lehrern um 9 Uhr vormittags in der Aula. Eltern der Schüler und
Freunde der Anstalt waren zahlreich der Einladung gefolgt. Mit Arndts Vaterlandsliede "Der Gott, der
Eisen wachsen ließ" begann die Feier. Richard Dehmels Ballade "Anno Domini 1812", die Napoleons
hastvolle Flucht und sein Zusammentreffen mit einem russischen Bauern schildert, trug Obertertianer Kuhn
vor. Es folgten Koerners "Schwertlied" und sein Gedicht "Männer und Buben" (Obersekundaner
Anderssohn). Dann brachte der Schülerchor Schenkendorfs Freiheitslied zum Vortrag. Die Deklama-
tionen des Untersekundaners Philipp (Lied zur feierlichen Einsegnung des preußischen Freikorps in der
Kirche zu Rogau, von Koerner) und des Quartaners Redetzky (Blüchers Predigt, von Max Geißler)
leiteten über zur Rede des Sekundaners Wechmann: Schlesiens Leid und Lust vor 100 Jahren. Nach
dem Chorliede "Hinaus auf die See" trug der Untertertianer Rausch Max Geißlers Aufruf: "Wir steh'n
wie uns're Väter fest" vor, und mit dem Chorliede "Es braust ein Ruf wie Donnerhall" schloß die Schul-
feier.
Nun ging es, die Musik voran, zum Festgottesdienst auf dem kleinen Exerzierplatz. Das
Regiment, die Veteranen und die Kriegervereine des Kreises, sämtliche Schulen der Stadt Lüben hatten
Aufstellung genommen. Nach dem Festgottesdienst fand Parade vor den Veteranen statt, und das Real-
gymnasium konnte mit seinem Vorbeimarsch Ehre einlegen. Am 29. April unternahmen die vier oberen
Klassen bei schönstem Wetter einen Turnmarsch über die Stadtziegelei nach Koslitz. Zur Feier
des 25jährigen Regierungsjubiläums des Kaisers konnten an eine größere Zahl Schüler Bücher
verteilt werden. Es erhielten Prämien die Primaner Stark und Hine, Obersekundaner Opitz, Ober-
tertianer Schiller, Untertertianer Thomas, Quartaner Kuske und Quintaner Haschke. Die Schule
beging die Feier durch Ausflüge. Die oberen Klassen besuchten die Schlachtfelder, auf denen vor
hundert Jahren Blücher das französische Heer in die Wütende Neiße trieb. Das auf dem Schlachtfelde
errichtete Denkmal gab den geeigneten Platz, an dem Primaner Krzywanek eine eindrucksvolle Rede
über die Regierungstätigkeit des Kaisers hielt. Der Direktor überreichte dem Redner mit Worten der
Anerkennung das Werkchen von Friederich: "Die Schlacht an der Katzbach". Dann führte ein flotter
Marsch die Schüler über die Buschhäuser, Heßberge, Tillebrunn und durch den Moisdorfer Grund nach
Jauer, wo die Rückfahrt mit der Eisenbahn angetreten werden konnte. Die beiden Tertien fuhren
mit der Bahn nach Maltsch, wo die neue evangelische Kirche besichtigt wurde, und mit dem Motorboot
die Oder abwärts nach Leubus. Hier wurde der Fürstensaal in Augenschein genommen; dann wanderte |
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man zum Weinberg, von dem man köstlichen Ausblick hatte. Nach kurzer Rast wanderte man weiter
nach Alt-Läst, dessen malerisches Schrotholzkirchlein einen Besuch rechtfertigte. Nach dem Weinberg zurück-
gekehrt, gedachte ein Schüler in kurzer Rede des bedeutungsvollen Tages. Am Nachmittage wurde unter
kundiger Führung die Stiftskirche besucht und dann ging es mit dem Motorboot heimwärts nach Maltsch.
Der Sedantag wurde, wie üblich, durch ein Schauturnen auf dem Turnplatz gefeiert. Gegen ¾ 10 Uhr
vormittags langten vom Schulgebäude aus unter den Klängen eines vom Trommler- und Pfeiferkorps
gespielten Marsches die Schüler auf dem Turnplatz an, wo nach dem Parademarsch der Turnlehrer die
Atemübungen sämtlicher Klassen vorführte. Die Schüler der Sexta und Quinta zeigten ihre Kunst in
einem hübschen Reigen, die darauf folgenden Pyramiden der Quarta und Untertertia sprachen durch ihre
exakte Darstellung an. Dann begannen die eigentlichen turnerischen Darbietungen, von denen die am
Reck und am Pferde vorgeführten besonderen Beifall fanden. Nach beendetem Turnen gedachte der
Direktor der Zeit vor hundert Jahren, als Turnvater Jahn in der Hasenheide bei Berlin durch Lehre
und Beispiel den Körper der Jugend stählte und sie tüchtig machte zum Kampfe für Freiheit und Vater-
land. Für gute Leistungen im Turnen überreichte er ein Prämienbuch dem Primaner Meier und dem
Quartaner Neß. Die hundertjährige Wiederkehr des Tages der Schlacht bei Leipzig feierte die
Schule bei herrlichstem Herbstwetter durch einen Ausflug. Die Prima und die beiden Sekunden marschierten
mit Musik über Groß-Krichen, Bohlendorf, Forsthaus Hinterheide nach Neurode. Dort trafen bald auch die
Tertien ein, deren Weg über Klein-Reichen geführt hatte, und den dritten Zug, die unteren Klassen umfassend,
fanden die Wanderer auf dem Bahnhof Vorderheide vor, von dem aus die gemeinsame Rückfahrt an-
getreten wurde. Vom Lübener Bahnhof marschierte der Zug, Musik voran, durch die Stadt zum Schul-
hof, um sich hier aufzulösen. Am folgenden Montag, nach der Morgenandacht, wurden vom Direktor
mit einer entsprechenden, auf die Bedeutung des Tages hinweisenden Ansprache, Prämien überreicht: dem
Primaner Stark, den Obersekundanern Barth und Lüthge, dem Obertertianer Dames, dem Unter-
tertianer Gerhard Neß, dem Quartaner Freygang und dem Quintaner Wilhelm Weidner. Aus
Anlaß der Jahrhundertfeier der Leipziger Schlacht spendete Fabrikdirektor Dr. Neugebauer in Brieg
die Summe von dreihundert Mark für besondere Zwecke des Laboratoriums. Am Reformationsfeste
nahmen die evangelischen Schüler mit ihren Lehrern am Schulgottesdienste in der Kirche teil. An den
Gottesdienst schloß sich die Austeilung des Abendmahls durch unseren Religionslehrer, Pastor Kuske.
Zur Weihnachtsfeier war auf den 22. Dezember geladen. Die geräumige Aula vermochte
die Zahl der Besucher kaum zu fassen. Obwohl alle Sitzgelegenheiten herbeigeschafft wurden, mußten
viele während der ganzen Feier stehen. Mit dem "Christnachtlied" setzte die Feier ein. Im "Advents-
lied" zeigten Schüler der Mittelklassen auf Cello, Violine, Harmonium und Klavier gutes Zusammenspiel.
Pastor Kuske verwies nach Verlesung des Weihnachtsevangeliums auf den brennenden Christbaum, das
Wahrzeichen der Deutschen Weihnacht, und weckte die rechte Freude am Fest. Das Chorlied "Es ist ein'
Ros' entsprungen" schloß sich an seine Worte. Darauf folgte die Deklamation des Quintaners Kienast
"An der Straßenecke" und der Solovortrag "La Serenata" von den Obertertianern Weiß und Höffer
für Violine und Klavier. Theodor Storms Gedicht "Knecht Ruprecht" trug der Sextaner Schwarz vor.
Die älteren Schüler in Tenor und Baß sangen: "Drei Könige wandern aus Morgenland". Das "Christ-
kindel", "vum Heinzel-Maxe", das Obertertianer Brecht in unverfälschtem Schlesisch vortrug, erntete reichen
Beifall. Zart erklang das Chorlied der jüngeren Schüler: "Stille Nacht". Zwischen den Deklamationen
des Untersekundaners Kuhn: "Weihnacht" von Wildenbruch und des Obersekundaners Weinrich: "Das
Christkindlein in der Fremde" von Graf Strachwitz, lag wieder ein Instrumentalstück "Weihnachten",
für Cello, Violine, Klavier und Harmonium. Daß das Christkindlein auch in Lüben erschienen war,
mit einer Gabe des "Vereins für die Geschichte Schlesiens" zu Breslau, dem Sonderabdruck "Schlesische
Beiträge zur Geschichte der Befreiungskriege" berichtete der Direktor und überreichte das Büchlein dem |
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Primaner Anderssohn. Mit dem kraftvollen Männerchor: "Alles, was Odem hat, lobe den Herrn",
schloß die Feier. Der Kaisergeburtstagsfeier lag folgendes Programm zu Grunde: 1) Allgemeiner
Gesang: "Lobe den Herrn". 2) Schriftverlesung durch Professor Jüngling. 3) Gesang: Salvum fac
regem. 4) Aufführung der Primaner: "General York" (1. Mitau, 2. Tauroggen). 5) Männerchor:
"Ein Mann, ein Wort". 6) Deklamation der Obertertianer: "Die Notzeit", von Lissauer. 7) "Pariser
Einzugsmarsch", für Klavier, Geige, Cello und Harmonium. 8) Deklamation des Quartaners Klein:
"Deutsche Hiebe", von Graf Strachwitz. 9) Chorgesang: "Die Wacht am Rhein". 10) Deklamation
des Sextaners Kuhn: "Der Kaiser am Rhein", von Ute Muellenbach. 11) "Krönungsmarsch" aus "Die
Folkunger": Obersekundaner Stadthagen und Obertertianer Höffer. 12) Deklamation des Quintaners
Kuhtz: "Das deutsche Matrosenlied". 13) "Militärmarsch" von Schubert, für Klavier, Geige, Cello.
14) Deklamation des Obersekundaners Philipp: "O Deutschland", von Emil zu Schönaich-Karloath.
15) Festrede des wissenschaftlichen Hilfslehrers Dr. Rolffs: Das Deutschtum im Ausland. 16) "Heil Dir
im Siegerkranz". Die Gabe des Kaisers, Marine-Album, erhielt Primaner Stark. Mit werktätigem Inter-
esse verfolgten unsere Schüler die Kämpfe der deutschen Schule in völkisch bedrängten Gegenden.
4. Schulbetrieb. Unser Dezernent, Kgl. Prov.-Schulrat Klau aus Breslau, besuchte die Anstalt am
24. und 25. September, am 5. und 6. Dezember 1913, sowie am 21. März 1914. Am 18. Februar
besichtigten die Obersekundaner unter Führung des Direktors die Einrichtungen der Lübener Gas-
anstalt. Der Ausflug der Prima, mit ihrem Klassenleiter und dem Direktor, am 28. Februar galt
dem Betriebe der Porzellanfabrik zu Stanowitz bei Striegau. Die in jeder Hinsicht genußreichen dort
verlebten Stunden werden den Teilnehmern noch lange in angenehmer Erinnerung bleiben. Auch an
dieser Stelle sei Fabrikdirektor Flamm der herzlichste Dank aller ausgesprochen. Am 6. März weilte
Professor Rolle von der Kgl. Akademie für Kunst und Kunstgewerbe zu Breslau hier zur Revision des Zeichenunterrichts. Über den Ausfall der Osterprüfung kann wegen des späten Termins der münd-
lichen Prüfung erst im nächsten Programm Bericht erstattet werden.
5. Ausbau. Ostern 1914 wird die Ober-Prima eröffnet, sodaß wir Ostern 1915 unsere ersten Abiturienten zu entlassen gedenken. |
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3. Uebersicht über die Schüler, welche Ostern 1913 die Schlußprüfung bestanden haben.
Nr. | Name | Geburts-Ort | -Datum | Bek. | Stand des Vaters | Wohnort | erwählter Beruf |
55 | Blümich, Gerhard | Peterswaldau | 1.12.1894 | ev. | Sparkassenrend. | Peterswaldau | Landwirt |
56 | Boldt, Erwin | Karlsruhe, Wp. | 16.7.1894 | ev. | † Rittergutsbes. | Karlsruhe, Wp. | Landwirt |
57 | Fiebig, Alfred | Friedenau | 14.1.1894 | ev. | Rentner | Schöneberg | Ingenieur |
58 | Genge, Johannes | Brandenburg | 27.3.1896 | ev. | Kaufmann | Berlin | Kaufmann |
59 | Gies, Leonhard | Töppendorf | 16.5.1895 | ev. | Kgl. Förster | Baruthe | Realgymnasium |
60 | Göbel, Julius | Lüben | 27.10.1894 | ev. | Vizewachtmstr. | Lüben | Gärtner |
61 | Grätz, Fritz | Kl.-Schönebeck | 9.5.1895 | ev. | Landwirt | Kl.-Schönebeck | Landwirt |
62 | Grosser, Hermann | Brauchitschdorf | 9.1.1896 | ev. | Gasthofbesitzer | Brauchitschdorf | Realgymnasium |
63 | Lange, Kurt | Altstadt | 22.10.1897 | ev. | Rittergutsbes. | Altstadt | Realgymnasium |
64 | Meyer, Harry | Czarnikau | 17.12.1894 | ev. | Kgl. Distrikts-Kommissar | Rawitsch | Realgymnasium |
65 | Opitz, Rudolf | Beuthen a. O. | 1.8.1897 | ev. | Postschaffner | Lüben | Realgymnasium |
66 | Paul, Otto | Leuppusch | 3.6.1894 | ev. | † Erbscholtiseibes. | Leuppusch | Landwirt |
67 | Philipp, Franz | Berlin | 14.2.1896 | ev. | Zeichenlehrer | Berlin | Realgymnasium |
68 | Postler, Heinz | Lüben | 15.11.1896 | ev. | Lehrer | Lüben | Realgymnasium |
69 | Scholz, Alfred | Lüben | 20.3.1896 | ev. | Schachtmeister | Lüben | Ingenieur |
70 | Schütze, Max | Lüben | 21.12.1896 | ev. | Kaufmann | Lüben | Realgymnasium |
71 | Spalding, Felix | Batavia | 3.5.1896 | ev. | Generalsekr. a. D. | Hamburg | Realgymnasium |
72 | Tilgner, Kurt | Thiemendorf | 13.9.1895 | ev. | Rentner | Lüben | Realgymnasium |
73 | Wechmann, Herbert | Breslau | 10.2.1896 | ev. | † Fabrikbesitzer | Breslau | Realgymnasium |
74 | Weiß, Kurt | Lüben | 28.5.1896 | jüdisch | Kaufmann | Lüben | Kaufmann |
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Realgymnasium zu Lüben in Schl.
7. Jahresbericht.
Ostern 1915.
Inhalt: Schulnachrichten vom Direktor.
Lüben Schl.
Druck von Paul Kühn
1915. Progr. Nr. 315
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Im Kampfe für ihres Vaterlandes Freiheit und Ehre sind den Heldentod gestorben:
Hans Kottusch, wissenschaftlicher Hilfslehrer und Alumnats-Inspektor am Realgymnasium,
Unteroffizier der Reserve im Königsgrenadier-Regiment Nr. 7,
gefallen am 26. August 1914 bei Longwy;
Albert Beyer, Obersekundaner des Realgymnasiums,
Fahnenjunker im Infanterie-Regiment Nr. 50,
gefallen beim Sturm bei Servon (Argonnen) am 26. September 1914;
Hans Barth, Primaner des Realgymnasiums,
Kriegsfreiwilliger im Füsilier-Regiment Nr. 37,
gefallen bei Gercourt vor Verdun am 29. Oktober 1914;
Fritz Krüger, Obertertianer des Realgymnasiums,
Kriegsfreiwilliger im Königin Augusta-Garde-Grenadier-Regiment Nr. 4,
gestorben im Lazarett zu Meinin (Belgien) an den Folgen eines Kopfschusses;
Hans Magel, Primaner des Realgymnasiums,
Kriegsfreiwilliger im Dragoner-Regiment Nr. 8,
gefallen am 24. November auf dem östlichen Kriegsschauplatz;
Hans Zeutschner, Obertertianer des Realgymnasiums,
Kriegsfreiwilliger im Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 225,
gestorben am 13. Februar 1915 im Lazarett zu Warmériville bei Reims
infolge Aufbrechens einer bei Lyck empfangenen Wunde.
Dulce et decorum est pro patria mori.
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III. Geschichte der Anstalt.
1. Allgemeines. Das Schuljahr wurde Donnerstag, den 16. April, mit gemeinsamer Andacht und
Verlesung der Schulgesetze eröffnet, nachdem am Tage zuvor die Prüfung und Aufnahme der neuen
Schüler stattgefunden hatte.
2. Lehrerkollegium. Zur Verwaltung der wissenschaftlichen Hilfslehrerstellen wurden vom Königlichen Provinzial-Schulkollegium überwiesen die Kandidaten Kottusch, Mosel, Schmelling und Thur,
die drei ersteren zugleich als Inspektoren an den städtischen Alumnaten.
3. Schul- und Kriegsgeschichte. Am 18. April sprach in der Aula Oberlehrer Dr. Treblin zum
Gedächtnis der 50jährigen Wiederkehr des schleswig-holsteinischen Krieges über die Bedeutung von
Düppel. Die Schulprämie: v. Bremen, Düppel und Alsen, erhielt der Sekundaner Boethelt. Am
9. Mai legte nach beendetem Unterricht der Direktor den Schülern die Entstehung und Entwicklung des
Roten Kreuzes dar. Am 7. Juni konnte der Direktor den Oberprimanern Erich Anderssohn
und Theodor Meyer je ein Exemplar der Wiedergabe der im Besitz der Kaiserin befindlichen Original-
Niederschrift des Liedes Schleswig-Holstein meerumschlungen von M. F. Chemnitz überreichen. Als |
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am 3. Juli Lehrer und Schüler sich trennten, um in die Sommerferien zu gehen, da lag schon Pulver-
dampf in der Luft, die Schüsse der serbischen Mordbuben in Serajewo hatten tausendfältiges Echo geweckt.
Und bevor die Ferien zu Ende gingen, war allen klar: der Weltkrieg bricht aus, den mancher vor-
schauend geschildert, den aber niemand in seiner Größe und Furchtbarkeit geahnt hat. Als am 7. August
der Unterrichtsbetrieb wieder aufgenommen wurde, da war die Schule kleiner geworden. Der wissen-
schaftliche Hilfslehrer Kottusch und der technische Lehrer Halfpaap waren zur Reserve einberufen, der
Lehrer am Realgymnasium Zingel wurde als Landsturmmann eingekleidet, und cand. prob. Schmelling
stellte sich als Kriegsfreiwilliger unter des Kaisers sieggewohnte Fahnen. Seit dem 16. Februar tut auch
Oberlehrer Munderloh Dienst als Landsturmmann in Posen. Die Klassen leerten sich nach Schul-
anfang, nicht nur die oberen, bis zur Untertertia hinab entstanden Lücken. Von 217 Schülern folgten
56 dem Rufe unseres obersten Kriegsherrn und traten als Kriegsfreiwillige und Fahnenjunker in die
Heere ein, die in Wasgau und am Weichselstrand dem Einfall der Feinde wehren sollten. Fünf unserer
tapferen jungen Krieger ruhen in fremde Erde gebettet, mir ihrem Herzblut haben sie die Liebe zum
Vaterlande besiegelt und dem Sang von der deutschen Treue neuen Inhalt gegeben. Deutschland,
Deutschland über alles. Wir aber wollen die treuen Toten nicht vergessen, wir wollen auch ihre Urnen
mit dem Eichenkranz schmücken. Auf marmorner Ehrentafel in der Aula sollen ihre Namen weiterleben.
Denen, die nach ihnen auf den Bänken der Schule zu Jünglingen und Männern heranreifen, sollen sie
ein leuchtendes Beispiel bleiben an Vaterlandsliebe, Tapferkeit und Pflichttreue, sollen allezeit dahin
wirken, daß aus der Schule, um mich der Worte zu bedienen, die Generalleutnant Ludendorff am
30. November auf ein Begrüßungsschreiben an unsere Obertertianer gerichtet hat, "Männer hervorgehen,
die eintreten werden für Kaiser und Reich mit derselben Hingabe wie die älteren Brüder!". Unser lieber
Kollege, der wissenschaftliche Hilfslehrer Hans Kottusch, Unteroffizier der Reserve der Liegnitzer
Königsgrenadiere, starb bereits am 26. August den Heldentod bei Longwy. Seine junge, ihm bei
Kriegsausbruch angetraute Gattin konnte erst nach Monaten quälender Sorge die Gewißheit seines
Todes erlangen.
Am 10. August starb infolge Ueberanstrengung in seiner Tätigkeit als Chefarzt des hiesigen Reserve-
Lazaretts das Mitglied unseres Kuratoriums Sanitätsrat Jarmer. Auch er starb für Kaiser und
Reich in treuer Erfüllung seiner Pflichten gegen seinen Beruf und gegen sein Volk. Einen zweiten
Verlust hatte das Kuratorium zu betrauern. Am 21. September verschied plötzlich der Ratsherr
George Müller. Als Dezernent des Magistrats für Schule und Alumnat hat er mit Eifer und mit
Freude die Entwicklung der Anstalten verfolgt.
Zu Weihnachten stiftete der Verein für Geschichte Schlesiens in Breslau zwei Exemplare der
Schrift: Brieger, "Kriegsbriefe des Leutnants Wilhelm Alberti aus den Befreiungskriegen". Die Fest-
gabe erhielten Obersekundaner Johannes Scholz und Untersekundaner Kurt Schiller.
Am 14. Januar 1915 starb in Wiesbaden nach langer Krankheit der Landtagsabgeordnete
Graf Diedrich von der Recke-Volmerstein. Der Dank, den der Direktor bei der Einweihung
des neuen Schulhauses dem Lebenden für seine Förderung der Interessen der Schule aussprach, bleibt
dem Verblichenen über das Grab hinaus.
Kaisers Geburtstag am 27. Januar feierte die Anstalt in der Aula. Da der verdiente Gesanglehrer
im Felde steht und die Russen abwehrt, konnten nur wenige allbekannte Gesänge eingeübt werden.
Das Hauptgewicht wurde daher diesmal auf den Vortrag guter neuerer Kriegsgedichte gelegt. Es
deklamierten Primaner Opitz: "Furor teutonicus", von Jos. Lauff, Quartaner Kienast: "Der Kutscher
und sein Pferd", von Gust. Hochstetter, die Quintaner Kuhn, Dodt, Ernst und Zeutschner: "Der weiße
Goeben" von Ludwig Ganghofer, Tertianer Hildebrand: "Ueber Paris", von Paul Rosenhayn,
Obertertianer Rausch: "Haßgesang gegen England", von Lissauer, Obertertianer Krzywanek: "Dem
Kaiser Franz Joseph", von Marx Möller. In seiner Festrede schilderte
Oberlehrer Krenke den
"grimmen Hagen von Tronje" als ein Vorbild deutscher Mannentreue. Die Gabe des Kaisers: Leberecht,
"Auf, unter, über Wasser" erhielt der Untertertianer von Gersdorff.
Einen Kriegsabend veranstaltete die Schule in der festlich erleuchteten Aula am 25. Februar. Nach
dem Vortrage des Gedichtes "Die Geschichte von Lüttich", dessen Verfasser ein unbekannt gebliebener
Landwehrmann ist, durch den Untertertianer Hildebrand sprach Untersekundaner Boethelt über die
Einnahme von Lüttich. Auf die Deklamation des Gedichtes "Ostpreußisch. Zum 29. August 1914" von |
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Rudolf Herzog durch Obertertianer Gruban folgte die Schilderung der Schlacht von Tannenberg durch
Untertertianer Schott. Zur Erläuterung beider Vorträge dienten bunte, von den Schülern angefertigte
Skizzen an der Wandtafel.
Zur Erinnerung an den hundertsten Geburtstag des Altreichskanzlers Fürsten Bismarck stiftete der
Schlesische Bismarckverein zu Breslau das Werk von Adolf Matthias: "Bismarck, sein Leben und sein
Werk". Die Gabe erhielt Primaner Rudolf Opitz.
4. Prüfungen Am 11. und 12. August 1914 fand unter dem Vorsitz des Königlichen Provinzial-
Schulrats Klau als Königlichen Kommissars die erste mündliche Not-Reifeprüfung statt, nachdem vom
5. bis 7. August die schriftlichen Prüfungsarbeiten angefertigt waren. 11 Oberprimaner erlangten das
Zeugnis der Reife. Zur Not-Reifeprüfung im Winterhalbjahr, am 16. Dezember 1914, hatte sich ein
Oberprimaner gemeldet. Die Geschäfte des Königlichen Kommissars bei der mündlichen Prüfung waren
dem Direktor übertragen.
5. Ausbau Durch Erlaß des Herrn Ministers vom 27. November 1914 - U II Nr. 6868 - ist
die Schule als Realgymnasium anerkannt. Die Aufnahme in das Verzeichnis der militär-
berechtigten Anstalten durch den Herrn Reichskanzler unter gleichzeitiger Lösung des bisherigen
Realprogymnasiums ist inzwischen erfolgt. |
|
3. Not-Reifeprüfung am 11. und 12. August 1914
Nr. | Name | Tag und Ort der Geburt | Konf. | Stand und Wohnort des Vaters | Gewählter Beruf |
1 | Anderssohn, Erich | 25.7.1894, Lüben | ev. | Tiefbauunternehmer, Lüben | Fahnenjunker i. Fußartillerei-Regt. (v. Dieskau) Nr. 6 |
2 | Halpaus, Herbert | 13.9.1895, Breslau | ev. | † Kaufmann, Rußland | Kriegsfreiw. im Luftschiffer-Bataillon Nr. 5 |
3 | Hinke, Alfred | 17.5.1896, Rothenburg a. O. | ev. | Lehrer, Lüben | Kriegsfreiw. i. 21. Res.-Jäger-Bat., verwundet am 21.11. bei Lodz |
4 | Krause, Fritz | 7.5.1894, Neiderei | ev. | Rentner, Paschkorwitz | Fahnenjunker i. Pionier-Bat. 6 |
5 | Krzywanek, Friedrich Wilhelm | 10.5.1896, Neiße | kath. | Amtsgerichtssekr., Lüben | stud. med. vet. Kriegsfreiw. im Fußart.-Regt. Nr. 6 |
6 | Neugebauer, Kurt | 3.9.1893, Brieg | kath. | Fabrik- u. Rittergutsbesitzer, Brieg | Kriegsfreiw. Unteroffizier i. Drag.-Regt (v. Bredow) Nr. 4 |
7 | Preiser, Kurt | 24.12.1895, Lüben | ev. | Buchhändler, Liegnitz | Kriegsfreiw. im Luftschiffer-Bataillon Nr. 5 |
8 | Schölzel, Leonhard | 28.12.1893, Ratibor | ev. | Landesrat, Breslau | Kriegsfreiw. i. Feldart.-Regt. Nr. 21, Gefreiter, im Westen. |
9 | Schmidt, Gerhard | 3.4.1896, Briese | ev. | Pastor, Berndorf | Kriegsfreiw. i. Jäger-Batall. Nr. 5 (I. Schles.) |
10 | Stark, Kurt | 25.12.1893, Guhren | ev. | † Gutsbesitzer, Guhren | Kriegsfreiw. Res.-Ers.-Rgt. 2. Zuerst im Osten, jetzt im Westen. |
11 | Sucker, Walter | 19.10.1895, Rützen | ev. | Rittergutsbesitzer, Zeippern | Kriegsfreiw. im 10. Reserve-Feldartillerie-Regiment |
12 | Meyer, Theodor | 17.4.1896, Wollin | ev. | † Pastor, Wollin | Kriegsfreiw. i. Fußartillerie-Regiment Nr. 5 |
4. Liste der Kriegsteilnehmer
Nr. | Name | Tag der Geburt | Stand und Wohnort der Eltern | Truppenteil | Erlebnisse |
1-12 Abiturienten
2. Prima
13 | Kurth, Erich | 12.9.1894 | Zollbeamter, Lüben | Pionier-Ersatzbataillon Nr. 5 | Gefreiter. Pionierzug der Brigade Doussin. Kämpft in Rußland. |
14 | Wittwer, Friedrich | 27.1.1896 | † Fleischermeister, Lüben | Res.-Jäger-Bat. 5 (Radfahr-Abteil.) | Frankreich, Polen (verschüttet), Verdun |
15 | Barth, Hans | 26.6.1895 | Chemiker Dr. B., Charlottenburg | Füsilier-Regt. 37 (v. Steinmetz) | Gefallen a. 29. Okt. vor Verdun. Bei Gercourt beerd. |
16 | Basinski, Arkadius | 11.1.1894 | Hotelbesitzer, Jarotschin | 9. Train-Abt. Res.-Fuhrpark-Kol. Nr. 45 | Wegen Knöchelbruchs zur Erholung in Jarotschin. |
17 | Gies, Leonhard | 16.1.1895 | † Kgl. Förster, Baruthe | Res.-Inf.-Regt. 225 | Kämpft in Polen | |
|
18 | Liebaug, Hans | 31.1.1895 | Kgl. Revierförster, Rädnitz | 16. Res.-Jägerbat. | Schwer verwundet, Kopfschuß, Kriegs-Lazarett II Brüssel (Akad.) Oberjäg. |
19 | Magel, Hans | 25.5.1895 | † Kaufmann, Breslau | Dragoner-Regiment Nr. 8| Gefallen in Rußland, 24.11. |
20 | Meyer, Harry | 17.12.1894 | Kgl. Distriktskommissar, Wilhelmsgrund | Fähnrich, Infanterie-Regt. 30 | In Frankreich. |
21 | Oelsner, Friedrich | 2.8.1895 | Rentner, Schweinitz | Leutnant im Grenad.-Regt. Nr. 10 | Eisernes Kreuz. |
22 | Scharsich, Kurt | 13.7.1895 | Veterinärrat, Striegau | Fahnenj. i. Res.-Feldartillerie-Regt. Nr. 64 |
3. Obersekunda.
23 | Beyer, Albert | 27.10.1896 | Amtsgerichtsrat, Zobten a. B. | Fahnenjunker im Inf.-Regt. 51 | Gefallen am 26. Sept. beim Sturmangriff bei Servon. |
24 | Henschke, Hans | 12.8.1897 | Apotheker Dr. phil., Krossen a. O. | Kriegsministerium, Bürodienst |
25 | Kuhn, Helmut | 22.3.1899 | Rechtsanwalt, Lüben | Fahnenjunker im Inf.-Regt. Nr. 154 | Unteroffizier. |
26 | Leifeld, Rudolf | 20.11.1895 | Hütteninspektor, Friedrichshütte | Grenadier-Regt. 7 |
27 | Rainprechter, Wolfgang | 27.7.1896 | Distriktskommissar, Lissa i. P. | Fahnenj. i. Inf.-Regt. Nr. 58 (Ers.-Bat.) |
28 | Stadthagen, Helmut | 12.3.1896 | Sanitätsrat Dr. med., Kroitsch | Fahnenjunker im Inf.-Regt. Nr. 157 | Als Hirschberger Jäger in Frankreich |
29 | Wehr, Helmut | 26.7.1897 | Rentmeister, Berlin W. | Garde-Husar-Regt. |
30 | Wendelstadt, Leo | 12.1.1894 | Fürstbisch. Bibliothekar, Breslau | Ulanen-Regt. Nr. 1 |
4. Untersekunda
31 | Brecht, Willy | 23.11.1896 | Gutsadministrator, Gr.-Sägewitz | Untroffizier i. Res.-Infant.-Regt. 227 | Kämpfe um Lyck (Okt. bis Nov.) |
32 | Feder, Gerhard | 7.12.1897 | Sägewerksbesitzer, Murow | Feldartillerie-Regiment Nr. 42 |
33 | Frankowski, Wenzel | 4.8.1896 | Gutsbesitzer, Fünfhöfen | Königsjähger z. Pferde Nr. 1 | Dolmetscher im Generalstab (Ostpr.) |
34 | Fritsch, Wolfgang | 20.4.1895 | † Postassistent, Breslau | Inf.-Ers.-Bat. 225 | In Rußland verwundet. Wiederhergestellt i. d. Karpathen. |
35 | Haag, Georg | 13.4.1895 | Oberförster a. D., Breslau | Dragoner-Regt. 4 | Gefreiter. |
36 | Helbig, Johannes | 15.7.1897| Kgl. Rentmeister, Rosenberg | Husaren-Regt. Nr. 6 |
37 | Hoeffer, Albert | 13.6.1897 | Eisenbahnverkehrsinspektor, Berlin | 3. Garde.Feldartillerie-Regt. | Bei Arras |
38 | Holland, Oskar | 13.9.1895 | Fabrikbesitzer, Ludwigsdorf | Inf.-Regt. Nr. 66 |
39 | Kaewel, Heinrich | 26.4.1897 | Oberbürgermeister, Schweidnitz | Feldartill.-Regt. 42 |
40 | Koerner, Kurt | 6.4.1895 | Garnisonsverwaltungsoberinspektor, Lüben | Fußartillerie-Regt. 41 | Flecktyphus, Czenstochau, 27.12.-29.1 |
41 | Mielenz, Kurt | 15.9.1894 | † Kaufmann, Nowawes | Infanterie-Regt. 24 | Führer e. Fernsprechtrupps im Westen. |
42 | Riediger, Kurt | 29.9.1895 | Kantor, Rützen | Feldmasch.-Gewehrzug 41. 4. Ers.-Divis. | Gefreiter, in Belgien. |
43 | Schoenawa, Hermann | 2.2.1896 | Rentner, Ratiborhammer | Res.-Jäger-Bat. 21 |
|
|
44 | Stahn, Walter | 30.6.1897 | Fabrikbesitzer, Charlottenburg | Dragoner-Regt. 4 | Gefreiter, Gefechte im Osten. Res.-Kav.-Abteilg. 50 |
45 | Kowalski, Otto | 28.1.1895 | Schuhmachermeister, Lüben | Res.-Jäger-Bat., 16 Masch-Gewehrkomp. | Ostende. |
46 | Weinert, Arthur | 12.12.1896 | Oberschichtmeister, Borsigwerk | Res.-Inf.-Regt. 226 | Unteroffizier, an der Rawka. |
47 | Weiß, Kurt | 15.8.1897 | Fabrikbesitzer, Zehlendorf | Res.-Inf.-Regt. 93 |
48 | Weltzien, Edgar | 8.8.1896 | † Kaufmann, Breslau | Res.-Inf.-Regt. 227 | Vor Lodz verschüttet. Wiederhergestellt, Ersatz-Bat. des Inf.-Regts.36 |
49 | Wicher, Erich | 15.11.1895 | Direktor Erzieh-anst. Wohlau | Landw.-Inf.-Regt. 51| 5 Gefechte Rußland, an Ruhr erkrankt. Wiederhergestellt, in Polen |
50 | Zimmermann, Werner | 5.1.1896 | Baumeister, Steinau | Dragoner-Regt. 4| Unteroffizier, alle Kämpfe um Haag. |
5. Obertertia
51 | Caspar, Alfons | 14.4.1899 | Gutsbesitzer, Beckern | Kurmärkisches Drag.-Regt. Nr. 14 | Gefreiter, im Osten |
52 | Kurth, Oskar | 6.1.1899 | Zollbeamter, Lüben | Res.-Inf.-Regt. 225| Am 21.10. bei Romanowen schwer verwundet, Berlin |
53 | Krüger, Fritz | 15.8.1897 | Fabrikdirektor, Berlin | Königin Aug.-Garde-Gren.-Regt. Nr. 4 | Kopfschuß am 17. Nov., gestorben im Lazarett von Menin |
54 | Oertel, Karl | 30.6.1897 | Inspektor, Görbersdorf | Res.-Jäger-Bat. 21 | Am 24.10. bei Lyck leicht verwundet. Reserve-Lazarett zu Koburg. |
55 | Zeutschner, Hans | 29.10.1898 | † Förster, Lüben | Res.-Inf.-Regt. 225 | Am 21. Okt. bei Romanowen schwer verwundet. Gest. a. 13.2. bei Reims |
6. Untertertia
56 | Schmiechen, Ernst | 5.4.1899 | † Landwirt, Dittersbach (Krs. Lüben) | Res.-Inf.-Regt. 225 | Zeitweise erkrankt. Wiederhergestellt, an der Rawka.|
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Städtisches Realgymnasium i. U.
zu Lüben in Schl.
Bericht
über das Schuljahr 1924/25
erstattet von dem
Studiendirektor Tscharntke
Lüben i. Schl.
Paul Kühn, Stadtbuchdruckerei
|
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Dem zur Verwaltug der Angelegenheiten des Realgymnasiums gebildeten
Schulausschuß
gehören folgende Herren an:
1. Bürgermeister Feige als Vorsitzender,
2. Ratsherr Amtsgerichtsrat Schröter,
3. Ratsherr Gärtnereibesitzer Vogt,
4. Stadtverordneter Rechtsanwalt und Notar Kuhn,
5. Oberschullehrer Zingel,
6. Kaufmann Hübner,
7. prakt. Arzt Dr. Hübner,
8. Studienrat Dr. Weisker und
9. der Direktor. |
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II. Bericht über die Lehrer.
Mit Beginn des Berichtsjahres traten in das Lehrerkollegium die Studienassessoren Dr. Brunzlow,
Heinke und Taube ein, so daß an der Schule insgesamt vier Studienassessoren unterrichteten. Davon
verwalteten die Assessoren Vetter und Heinke je eine unbesetzte Studienratsstelle, während die Assessoren
Dr. Brunzlow und Taube je eine etatsmäßige wissenschaftliche Hilfslehrerstelle inne hatten.
Studienrat Dr. Treblin fehlte krankheitshalber vom 17. November bis zum Schluß des Schuljahres.
Er wurde durch Studienassessor Paschky vertreten.
Zur selben Zeit erkrankte Studienassessor Dr. Brunzlow. Er wurde bis Weihnachten durch den
Studienreferendar Dr. Kramer und im letzten Vierteljahr durch den Studienassessor Welzel vertreten.
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Kurz vor Weihnachten wurde Studienassessor Taube durch das Provinzialschulkollegium abberufen.
Er wurde im letzten Vierteljahr durch den Studienreferendar Dr. Obst ersetzt. Den Religionsunterricht
in Prima, den Assessor Taube erteilt hatte, übernahm liebenswürdiger Weise bis Ostern Pastor Küster.
Ihm sei dafür der besondere Dank der Anstalt ausgesprochen.
Den Lehrerausschuß bildeten die Studienräte Dr. Krusche und Dr. Weisker und der Studienassessor Vetter. |
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5. Uebersicht über die Reifeprüfung und die mit dem Zeugnis der Versetzung nach Obersecunda abgegangenen Untersecundaner. Reifeprüfung Ostern 1925.
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Nr. |
N a m e |
Tag/Ort der Geburt |
Konf./Relig. |
Staatsang. |
Stand/Wohnort des Vaters |
Gewählter Beruf |
94 |
Abramski, Franz |
20.9.1906, Tarnowitz |
kath. |
Preuße |
Berginspektor, Tarnowitz |
Hüttenchemiker |
95 |
Alexander, Albrecht |
22.6.1906, Sacrau |
ev. |
Preuße |
Fabrikdirektor, Sacrau |
Maschinenbaukunde |
96 |
Anderssohn, Gerhard |
17.8.1905, Lüben |
ev. |
Preuße |
Tiefbauunternehmer, Lüben |
Schutzpolizei |
97 |
Bernhard, Wolfgang |
22.2.1907, Halle/S. |
ev. |
Preuße |
Gutsbesitzer, Martinwaldau |
Maschinenbaukunde |
98 |
Doiwa, Rudolf |
11.6.1906, Lüben |
kath. |
Preuße |
Lehrer, Baitzen |
Markscheider |
99 |
Ernst, Karl |
26.4.1906, Lüben |
ev. |
Preuße |
Schneidermeister, Lüben |
Reichsbank |
100 |
Leider, Helmut |
30.4.1906, Sprottau |
kath. |
Preuße |
Postinspektor, Lüben |
Schiffbaukunde |
101 |
Reimann, Hans |
13.11.1906, Lüben |
ev. |
Preuße |
Gasthofbesitzer, Lüben |
Reichsmarine |
102 |
Ritsch, Konrad |
16.11.1906, Amalienhof |
ev. |
Preuße |
Rittergutsbesitzer, Nieder-Zyrus |
Landwirt |
103 |
Scholz, Hans-Joachim |
31.5.1906, Tarnowitz |
ev. |
Preuße |
Landmesser/Kulturingenieur |
Hüttenchemiker |
Anderssohn und Bernhard wurden von der mündlichen Prüfung befreit. Das Zeugnis der Reife für Obersecunda erhielten im Berichtsjahre 19 Schüler. Davon sind 5 zu einem praktischen Berufe abgegangen.
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10. Bericht über das städtische Alumnat.
Mit dem Realgymnasium ist ein städtisches Familienalumnat verbunden. Es hat die Aufgabe,
seinen Zöglingen das Elternhaus soweit als möglich zu ersetzen und ihnen eine gewissenhafte Erziehung
und sorgsame Beaufsichtigung der häuslichen Schularbeiten zu bieten. Das Alumnat ist der Schule an-
gegliedert, und seine Zöglinge unterstehen in erzieherischer Hinsicht der Zucht der Schule. Das Alumnat
besteht aus zwei Häusern, Frohsinn und Jugendheim; in jedem derselben sorgen ein Alumnats-
inspektor und eine Hausdame für die geistige und körperliche Pflege der Zöglinge. Der Pensionspreis be-
trägt zur Zeit monatlich 60 Mark. Aufnahme finden nur gesunde Schüler mit einwandfreier Schulver-
gangenheit. Im Berichtsjahre waren beide Häuser im Sommer mit 55, im Winter mit 66 Zöglingen belegt.
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IV. Der Elternbeirat.
Der am 1. Juni v. J. neugewählte Elternbeirat zählt folgende Mitglieder:
1. Bürgermeister Feige, Vorsitzender,
2. Buchbindermeister Geistefeldt,
3. Hauptlehrer und Kantor Kindler,
4. Frau Rittmeister Hennig und
5. Rechtsanwalt und Notar Urbach
Er ist im Berichtsjahre zweimal zusammengetreten. Den ausgeschiedenen Mitgliedern des früheren Eltern-
beirats, dem prakt. Arzt Dr. Hübner und der Frau Hausbesitzerin Schierschwitz, spreche ich hiermit
für ihre Tätigkeit den Dank der Schule aus.
Besondere Elternversammlungen haben nicht stattgefunden. Das Interesse der einheimischen Eltern
kam vielmehr in dem stets sehr zahlreichen Besuch der öffentlichen Veranstaltungen der Schule zum Aus-
druck. Spenden aus der Elternschaft und von Freunden der Anstalt, namentlich Bücher für die Lehrer-,
die Schüler- und die Schülerunterstützungsbibliothek, sind der Schule wiederholt zugegangen. Allen Gebern
danke ich herzlich im Namen des Realgymnasiums.
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VI. Die Chronik der Schule.
Mit Beginn des Schuljahres 1924/25 wurden der Anstalt die Studienassessoren Dr. Brunzlow,
Heinke und Taube überwiesen.
Am Donnerstag, den 8. Mai, fielen die beiden letzten Vormittagsstunden aus, da die Schule sich
an einer Fahrt nach Liegnitz beteiligte, um den ersten Teil des Nibelungenfilms zu sehen.
Am Sonntag, den 11. Mai, nahm das Realgymnasium an der Standartenweihe des Vereins ehe-
maliger Kameraden des Dragoner-Regiments von Bredow teil.
Am 15. Mai war Wandertag, der die einzelnen Klassen in die nähere Umgebung von Lüben führte.
Am 22. und 23. Mai unterzog unser Dezernent, der Oberschulrat Geheimer Regierungsrat Volkmer
aus Breslau, die Anstalt einer Revision.
Am 26. Mai starb der Professor i. R. Alphons Jüngling. Das Lehrerkollegium und ein
großer Teil der Schüler, die ihn noch gekannt hatten, gaben ihm das letzte Geleite. Seit dem 1. Okto-
ber 1888 hatte Professor Jüngling seine Arbeitskraft in den Dienst der Lübener Höheren Knabenschule
gestellt und ihr als Lehrer, Konrektor und schließlich vom 1. Oktober 1903 ab als Rektor treu gedient.
Zu Ostern 1908 wurde er bei der Anerkennung der Anstalt als Realprogymnasium i. E. als Oberlehrer |
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übernommen, und er hat an der schnell zum Realgymnasium aufgeblühten Schule bis zu seiner Pensio-
nierung am 1. Oktober 1917 und darüber hinaus, indem er in opferwilliger Weise in der Not des
Weltkrieges seine Kräfte wieder zur Verfügung stellte, noch bis zum 31. Dezember 1918 gewirkt. Der
feinsinnige und liebenswürdige Lehrer wird an unserer Schule nicht vergessen werden. Aus seinem Nach-
laß ist dem Realgymnasium von seinen Erben eine Goethefigur geschenkt worden, die in der Aula einen
ehrenvollen Platz erhalten hat und die uns immer an den Verstorbenen erinnern wird.
Am 25. Juni war Wandertag. Er wurde teilweise mit der Besichtigung des zweiten Teils des
Nibelungenfilms in Liegnitz verbunden.
Am 4. Juli fuhren die oberen und mittleren Klassen anläßlich der Liegnitzer Festwoche zur Frei-
lichtaufführung von Kleist's Hermannsschlacht nach Liegnitz.
In den ersten Tagen nach den großen Ferien wurde in den deutschen und in den Geschichtsstunden
in geeigneter Weise des fünfzigjährigen Todestages des Dichters Fritz Reuter und des schicksalsschweren
28. Juni 1914, des Tages des Mordes von Serajewo, gedacht.
Am Montag, den 11. August, fand in der Aula die Verfassungsfeier statt. Die Festrede hielt
Studienrat Dr. Krusche. Er sprach über die Bedeutung der neuen Reichsverfassung für unser Volk
und den deutschen Geist im letzten Jahrzehnt. Die Feier war von zwei Liedern unseres Schülerchors
umrahmt.
Am 21. August war wieder Wandertag, der sich über den ganzen Tag erstreckte und der einzelne
Klassen zum Teil nach weiter entfernten Zielen führte.
Am Freitag, den 5. September, fand das lange geplante Schauturnen statt, bei dem Tänze und
turnerische Uebungen (Frei-, Stab- und Geräteübungen) zur Vorführung gelangten. Zum Schluß erfolgte
durch Studienrat Dr. Krusche in Vertretung des erkrankten Direktors eine Verteilung von Buchprämien
an 6 Schüler der oberen Klassen für besonders gute Leistungen.
Am Sonntag darauf, am 7. September, fand ein vom Kreisjugendpfleger des Kreises Lüben ver-
anstaltetes Kreisjugendfest im Rahmen der Reichsjugendwettkämpfe statt, an dem sich nach voraus-
gegangenen Ausscheidungskämpfen eine große Anzahl Schüler des Realgymnasiums beteiligten. Sie
stritten teils für die Schule als solches, teils auch für Turn- und Sportvereine, denen sie angehörten,
und gewannen eine recht erhebliche Anzahl Preise.
Am Freitag, den 26. September, wurde die Sommerturnprüfung unserer Oberprimaner in Gegen-
wart des gesamten Prüfungsausschusses abgehalten.
Tags darauf fand in der Aula ein musikalisch-deklamatorischer Abend mit dem Thema "Ernstes
und Heiteres aus der Zeit des dreißigjährigen Krieges" statt. Der vierstimmige Chor "Verzage nicht,
du Häuflein klein" und das "Danklied an den Frieden" von Paul Gerhardt leiteten zu Pauls Novelle
"Wie drei Reiter die Heimat suchten" über. Dann folgten u. a. das C-moll Konzert von Sebastian
Bach für Klavier und Harmonium und ein vierstimmiger Chor, ein "Wächterlied aus dem 16. Jahr-
hundert". Der Kinderchor "Wenn alle Brünnlein fließen" leitete zu dem zweiten, heiteren Teile, "Der
geliebten Dornrose" von Andreas Gryphius, über. Die überfüllte Aula und der reichliche Beifall be-
wiesen, daß die Lübener Bürgerschaft die Aufführungen ihrer Schule stets recht gern besucht.
Am 31. Oktober fiel wegen des Reformationsfestes der Unterricht aus.
Am 26. November wurde dem Realgymnasium der Studienassessor Paschky zur Vertretung des
erkrankten Studienrates Dr. Treblin überwiesen.
Seit dem 14. November fehlte auch infolge Erkrankung der Studienassessor Dr. Brunzlow. Zu
seiner Vertretung wurde Anfang Dezember der Studienreferendar Dr. Kramer überwiesen.
Am Mittwoch, den 3. Dezember, besuchte der Oberschulrat Geheimer Regierungsrat Volkmar erneut
die Anstalt.
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Am 18. Dezember nachmittags fand in der Aula unsere Weihnachtsfeier statt. Sie bot neben
verschiedenen Gesangschören, dem Weihnachtsevangelium und einigen Gedichten vor allem musikalische
Instrumentalvorträge, vornehmlich über Bach, und nahm einen harmonischen Verlauf.
Nach Weihnachten übernahm die weitere Vertretung des Studienassessors Dr. Brunzlow der Studien-
assessor Welzel.
Kurz vor dem Fest war der Studienassessor Taube von der vorgesetzten Behörde abberufen worden.
Zu seiner Vertretung wurde bis zum Schluß des Schuljahres der Studienreferendar Dr. Obst überwiesen.
Den Religionsunterricht in Prima aber, den Assessor Taube gegeben hatte, übernahm liebenswürdiger-
weise bis Ostern Pastor Küster.
Am 3. Februar begann die schriftliche Reifeprüfung.
Am Freitag, den 27. Februar, fand die Prüfung von drei Oberprimanern im volkstümlichen Turnen
statt, die am 26. September v. J. krankheitshalber an der Sommerturnprüfung nicht hatten teilnehmen können.
Tags darauf wurden alle Oberprimaner im Geräteturnen geprüft.
Am Mittwoch, den 4. März, fand in der Aula eine würdige Trauerfeier anläßlich des Ablebens
des Herrn Reichspräsidenten statt. Die Festrede hielt der Geschichtslehrer der Prima, Studienassessor Vetter.
Bei der mündlichen Reifeprüfung am 5. März bestanden von 13 Prüflingen 10, darunter 2 unter
Befreiung von der Prüfung. Da aber bereits zu Weihnachten von seiten des Prüfungsausschusses
4 Oberprimaner als noch nicht reif zurückgewiesen worden waren, so haben tatsächlich diese Ostern von
17 Oberprimanern nur 10 das Ziel erreicht, ein Ergebnis, das von den meist günstigen Resultaten der
früheren Jahre stark abweicht und das beweist, daß nur fleißiges und gewissenhaftes Arbeiten während
der gesamten Primazeit einen Erfolg bei der Reifeprüfung verbürgt. Die Prüfung fand unter dem
Vorsitz des Oberschulrates Geheimrats Volkmer statt. Als Vertreter der Stadt wohnte ihr Bürger-
meister Feige bei.
Am 7. März fand die feierliche Entlassung der Abiturienten in der Aula durch den Direktor statt.
Der Oberprimaner Bernhard sprach dabei über "Kultur und Technik".
Das Schuljahr schloß am 3. April.
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Städtisches Realgymnasium i. U.
zu Lüben in Schl.
Bericht
über das Schuljahr 1927/28
erstattet von dem
Studiendirektor Tscharntke
Emanuel Nitschke, Lüben i. Schl.
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Die Schule ist ein städtisches Realgymnasium, das in Umwandlung zum Reformrealgymnasium
begriffen ist. Im Berichtsjahre gehörten die Klassen O II bis O I noch dem Realgymnasium an, während
die Klassen VI bis U II bereits reformrealgymnasialen Charakter trugen. Dabei war für die Ober-
tertianer und Untersekundaner Französisch, für die Sextaner, Quintaner, Quartaner und Untertertianer
Englisch erste Fremdsprache.
Dem Realgymnasium ist ein städtisches Familienalumnat angegliedert, das in erzieherischer Hin-
sicht der Schule untersteht.
Dem zur Verwaltung der Angelegenheiten des Realgymnasiums gebildeten
Schulausschuß
gehörten folgende Herren an:
1. Bürgermeister Feige als Vorsitzender.
2. Ratsherr Amtsgerichtsrat Schröter.
3. Ratsherr Gärtnereibesitzer Vogt.
4. Stadtverordneter Mühlenwerkführer Obst.
5. Oberschullehrer Zingel,
6. Kaufmann Hübner,
7. prakt. Arzt Dr. Hübner,
8. Studienrat Dr. Weisker und
9. der Studiendirektor.
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II. Bericht über die Lehrer
Mit Beginn des Schuljahres 1927/28 trat an die Stelle des nach Waldenburg berufenen Studien-
assessors Kaufmann der Studienassessor Proeller, während die Stelle des nach Haynau versetzten Studien-
assessors Scholz erst zum 9. Mai mit dem Diplomingenieur Feist besetzt werden konnte. Studienrat
Dr. Treblin nahm am 15. Mai seinen Dienst wieder auf, und damit schied sein Vertreter, der Lehr-
amtsbewerber (Junglehrer) Wachs, aus dem Kollegium. Ihm sowohl wie dem Diplomingenieur Feist,
der Michaelis durch den Studienassessor Dr. Bruck ersetzt wurde, sei für das bereitwillige Einspringen
in der Zeit des großen Lehrermangels der Dank der Schule ausgesprochen.
Seit dem 26. Oktober wurde Studienrat Mosel, der an einem Nervenleiden erkrankt war, durch
das Lehrerkollegium vertreten. Unsere Hoffnung, den erkrankten Kollegen bald wieder gesund in
unserem Kreise zu sehen, sollte sich leider nicht erfüllen; denn in den Morgenstunden des 3. Januar
starb, erst 47-jährig, der verdienstvolle Latein- und Religionslehrer unserer Schule in einer Breslauer
Klinik. Mit Studienrat Mosel ist einer der tüchtigsten Lehrer unseres Realgymnasiums dahingegangen.
Seine tief innerliche Frömmigkeit und seine charaktervolle Gradheit, seine wissenschaftliche Gediegen-
heit und sein nimmermüder Fleiß, seine gerechte Strenge und seine liebevolle Fürsorge im Verkehr
mit seinen Schülern machten ihn bei Lehrern, Eltern und Schülern gleich beliebt. Studienrat Mosel
hat den größten Teil seiner Lebensarbeit dem Realgymnasium Lüben gewidmet. Er kam schon Ostern
1914 als wissenschaftlicher Hilfslehrer und Alumnatsinspektor an die Anstalt, wurde am 1. Oktober
1917 Studienrat und blieb noch bis zum 1. April 1919 nebenamtlich Alumnatsleiter. Während des
Weltkrieges hat er über 4 Jahre die doppelte Bürde des Alumnatsinspektors und des unterrichtlich
voll beschäftigten Lehrers getragen. Das betrachtete er, wie er gelegentlich einmal äußerte, als seinen
Kriegsdienst. Am Tage seiner Beerdigung auf dem Friedhof der reformierten Gemeinde in Breslau
gaben ihm außer einem großen Teil seiner Kollegen der Bürgermeister unserer Stadt und eine größere
Anzahl Schüler und ehemaliger Schüler das letzte Geleite. Er ruhe in Frieden, wir werden ihn nie vergessen!
Nach den Weihnachtsferien wurde als Vertreter für Studienrat Mosel der Studienrat i. e. R.
Dr. Selke der Anstalt überwiesen. Bald darnach erkrankte Studienassessor Proeller; er mußte ein Sana-
torium in der Schweiz aufsuchen. Für ihn trat am 5. Februar der Studienassessor Brilke als Vertreter
ein. Seit dem 5. März fehlte, ebenfalls krankheitshalber, der Oberschullehrer Zingel; seine Vertretung
übernahm das Kollegium.
So bildet denn der Bericht über die Lehrer in diesem Jahre ein recht trauriges Kapitel von Er-
krankung und Tod, fortwährendem Lehrerwechsel und dauernder Vertretung. Nach der Überzeugung
des Berichterstatters trägt hieran die Hauptschuld die überaus starke Belastung der Lehrerschaft
der höheren Schulen, wie sie durch die Erhöhung der wöchentlichen Pflichtstundenzahl, durch die Herauf-
setzung der Höchstzahl der Schüler der einzelnen Klassen, die sich für uns in den oberen Klassen sehr
unangenehm fühlbar macht, und durch die erhöhten Anforderungen hervorgerufen wird, die die Auf-
gaben der Schulreform mit sich bringen. Solche dauernde Überlastung muß jeden Lehrer notwendiger-
weise allmählich zermürben und gegen Krankheitsangriffe irgendwelcher Art weniger widerstandsfähig machen.
Den Lehrerausschuß bildeten im Berichtsjahre die Studienräte Dr. Krusche und Vetter und der Studienassessor
Kapuste.
Der Studienrat i. e. R. Krenke ist am 1. April 1928 in den endgültigen Ruhestand getreten.
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5. Uebersicht über die Reifeprüfung und die mit dem Zeugnis der Versetzung nach Obersecunda abgegangenen Untersecundaner.
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Nr. |
N a m e |
Tag/Ort der Geburt |
Konf. |
Staatsang. |
Stand/Wohnort des Vaters |
Gewählter Beruf |
132 |
Birnbaum, Hermann |
27.6.1907, Rydultau |
ev. |
Preuße |
Markscheider/Landmesser, Ratibor |
Vermessungsingenieur |
133 |
Blumenstein, Gerhard |
25.7.1909, Colonnowska |
ev. |
Preuße |
Staatl. Forstsekretär, Eichhorst |
Rechtswissenschaft |
134 |
Bubolz, Johannes |
15.9.1909, Breslau |
kath. |
Preuße |
Oberpostinspektor, Trebnitz |
Philologie |
135 |
Cramer, Hans-Otto |
26.1.1908, Gr.Lichterfelde |
ev. |
Preuße |
Oberst a. D. |
Medizin |
136 |
Dölle, Johannes |
21.7.1908, Neiße |
ev. |
Preuße |
Obermusikmeister a. D., Neiße |
Offizier |
137 |
Dreyer, Kurt |
21.10.1906, Thorn |
ev. |
Preuße |
Obergerichtsvollzieher, Bütow |
Zahnarzt |
138 |
Dropalla, Wilhelm |
10.1.1907, Sandowitz |
kath. |
Preuße |
† Hüttenarbeiter, Sandowitz |
Theologie |
139 |
Fabianek, Hans |
5.12.1906, Zawadzki |
kath. |
Preuße |
Postmeister, Miechowitz |
Mathematik |
140 |
Frh. v. Gersdorff, Hubertus |
19.10.1909, Lüben |
ev. |
Preuße |
† Generalmajor a. D., Lüben |
Studium der Musik |
141 |
Hanke, Helmut |
28.3.1908 |
ev. |
Preuße |
† Oberinspektor, Liebenau |
Sportlehrer |
142 |
Hulin, Bernhard |
16.11.1906, Körnitz |
kath. |
Preuße |
Dampfpflugmeister, Krummwohlau |
Rechtswissenschaft |
143 |
Kaebisch, Walter |
21.6.1909, Breslau |
ev. |
Preuße |
Domänensekretär, Oberau |
Medizin |
144 |
Kossack, Karl-Heinz |
8.8.1907, Spremberg |
ev. |
Preuße |
Arzt, Dr. med., Spremberg |
Medizin |
145 |
Lorenz, Walter |
26.5.1910, Lüben |
ev. |
Preuße |
Stadthauptkassenrendant, Lüben |
Tiefbau |
146 |
Menzel, Erich |
8.3.1905, Lüben |
ev. |
Preuße |
Vormund: Otto Groß, Sattlermeister, Lüben |
Volksschullehrer |
147 |
Mohr, Eberhard |
6.3.1909, Hochzeit |
ev. |
Preuße |
Superintendent, Sommerfeld |
Theologie |
|
|
148 |
Neß, Herbert |
28.7.1908, Breslau |
ev. |
Preuße |
† Proviantamtsdirektor a. D. Lüben |
Theologie |
149 |
Pantke, Roland |
25.10.1908, Laugwitz |
ev. |
Preuße |
Gutsbesitzer, Laugwitz |
Landwirtschaft |
150 |
Petzelt, Johannes |
30.6.1909, Jauer |
kath. |
Preuße |
† Lehrer, Jauer |
Mittl. Gerichtslaufbahn |
151 |
Schäfer, Günther |
26.6.1907, Berlin |
ev. |
Preuße |
Dentist, Berlin |
Zahnarzt |
152 |
Scheibe, Erwin |
4.12.1905, Lissa i. P. |
kath. |
Preuße |
Zugführer a. D., Lüben |
Zahnarzt |
153 |
Schregel, Eduard |
18.5.1907, Klein-Althammer |
ev. |
Preuße |
† Oberförster, Klein-Althammer |
Höhere Forstverwalt.laufb. |
154 |
Schröther, Rudolf |
31.1.1909, Mlitsch |
ev. |
Preuße |
Lehrer/Kantor, Lüben-Altstadt |
Mittl. Zollaufbahn |
155 |
Swiderski, Hans-Herbert |
17.3.1908 |
ev. |
Preuße |
Spediteur, Striegau |
Spediteur |
156 |
Vollbrecht, Herbert |
25.7.1908 |
ev. |
Preuße |
Molkereibesitzer, Ratibor |
Studium der Musik |
Frh. v. Gersdorff bestand die Prüfung "mit Auszeichnung"; Blumenstein, Bubolz, Hulin, Schregel bestanden mit dem Prädikate "Gut".
Das Zeugnis der Reife für Obersekunda erhielten im Berichtsjahre 27 Schüler, darunter 9 Mädchen. Davon sind zwei Schüler zu einem praktischen Berufe übergegangen. |
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8. Selbstverwaltung und Vereinstätigkeit der Schüler.
Wie in früheren Jahren waren geeignete Schüler der Prima an der Aufsicht in den Pausen
beteiligt, eine Einrichtung, die sich bisher stets bewährt hat.
Die Schulgemeinde ist auch in diesem Jahre nicht mehr zusammengetreten. Dagegen hielten einzelne
Klassen von Zeit zu Zeit zur Besprechung ihrer Angelegenheiten Klassenversammlungen ab. Auch die
Wahl von Vertrauensmännern für die einzelnen Klassen hat sich wieder durchaus bewährt.
Eine Anzahl Schüler der oberen und mittleren Klassen haben sich auch im Berichtsjahre der
Sportvereinigung Lüben, dem Lübener Tennisklub und dem Lübener Männerturnverein angeschlossen.
Das ist einerseits zu begrüßen, weil die turnerische und sportliche Tätigkeit zweifellos die körperliche
und die charakterliche Entwickelung der jungen Leute sehr fördert, anderseits hat es Nachteile, insofern
manche Schüler in ihrem sportlichen Interesse so weit aufgehen, daß darüber die Schule mit ihren
Anforderungen zu kurz kommt.
Die Schulgruppe des Vereins für das Deutschtum im Auslande (V.D.A.) am Realgymnasium hat
im Berichtsjahre durch ihre Arbeit dem V.D.A.-Gedanken in Lüben zum Siege verholfen. Dank der
Unterstützung aus der Bürgerschaft konnte die stattliche Anzahl von 34 Jungen und 6 Mädeln unter
Führung des Schulgruppenleiters, Studienrats Vetter, und des akademischen Zeichenlehrers Halfpaap
an der Pfingsttagung in Goslar teilnehmen. Dort siegte unsere Handballmannschaft über Köslin,
Danzig und Eschwege, unsere Faustballmannschaft über die der Berliner Eichendorff-Oberrealschule. Voll |
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der stärksten Eindrücke kehrten die Goslarfahrer am Sonnabend nach Pfingsten heim. Sie bildeten dann
die Kerntruppe für den Höhepunkt der Jahresarbeit, die V.D.A.-Werbewoche vom 10. bis 18. Sep-
tember 1927. Noch im August wurden von Studienrat Vetter eine Jugendgruppe für schulentlassene
Mädel und eine für ebensolche Jungen gegründet. Damit war der V.D.A. in Lüben durchorganisiert.
Mit vereinten Kräften ging es nun an die Werbewoche. Die reiche Folge der Darbietungen machte
sorgfältige Auswahl und Verteilung der Kräfte und eingehende Vorbereitung notwendig. Gemeinsam
mit den Schulgruppen der höheren Mädchenhschule und der Volksschule leistete unsere über 200 Mit-
glieder zählende Schulgruppe, besonders die O I, die Hauptarbeit der Werbewoche, mochte es sich
um Sammlungen und Verkauf handeln oder um die Aufführungen an den Festabenden, um die Sport-
wettkämpfe oder die Arbeit beim Kinderfest und die Beteiligung am großen, über 1000 Teilnehmer
und 25 Festwagen zählenden Festzug - die Schulgruppe des Realgymnasiums stellte allein 4 Fest-
gruppen, einen schlesischen Hochzeitszug, einen Festwagen der Oberschlesier, einen der Märker und
Ostmärker, einen Festwagen: Wintersport. Diese rege Werbearbeit trug auch reichen klingenden Lohn:
Lüben steht mit den Einnahmen seiner V.D.A.-Woche zahlenmäßig an 3. Stelle (hinter Breslau und
Görlitz), im Verhältnis zur Einwohnerzahl bei weitem an erster Stelle in ganz Schlesien. Am
20. Oktober 1927 hielt Studienassessor Proeller vor dem Schulgruppenverband in der Aula des Real-
gymnasiums einen sehr interessanten Lichtbildervortrag über seine Erlebnisse bei den Wolgadeutschen.
Am 28. Januar 1928 veranstaltete der gesamte V.D.A. Lübens einen wohlgelungenen schlesischen
Heimatabend, bei dem unsere Schulgruppe Felschers "Der gruße Lechter" spielte. Die V.D.A.-
Arbeit macht aus unserer Schule im besten nationalen und sozialen Sinne eine rechte Gemeinschaft.
Die Skigruppe am Realgymnasium zählt über 40 Mitglieder. Außer kleineren Übungsfahrten im
Heimatgelände wurden drei größere Fahrten während des Winters unternommen. Der Führer der
Skigruppe, Studienassessor Kapuste, war vom 2. bis 9. Januar mit 16 Jungen im Winterlager in
Petzer-Grünbach. Er führte ferner im Februar eine Fahrt von 2 ½ Tagen mit 12 Schülern ins Eulen-
gebirge, wo in der Müllermaxbaude Quartier genommen wurde. Ebendahin führte der Unterprimaner
Gehde im März eine Fahrt von 8 Teilnehmern. Der Unterprimaner Fielitz nahm als Vertreter der
Skigruppe an einem vom Schlesischen Skibund veranstalteten Lehrgang für Jugendführer in Bad Iser
teil. Die Fahrten waren sämtlich von den besten Schneeverhältnissen begünstigt. Erfreulicherweise ist
ein schwererer Unfall nicht vorgekommen. |
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9. Aufgabenfreier Nachmittag und Ganztagswanderungen.
Der aufgabenfreie Nachmittag war im Berichtsjahre für die Klasen O III, U II und O II der
Donnerstag-, für die Klasse VI bis U III der Mittwoch- und für die I der Dienstagnachmittag.
Schon bei der Aufstellung des Stundenplanes war darauf Rücksicht genommen, so daß die unterricht-
liche Schädigung, wie sie bei einem stets wechselnden aufgabenfreien Nachmittag unbedingt eintreten
muß, vermieden bzw. auf ein Minimum eingeschränkt wurde.
Die regelmäßigen Ganztagswanderungen fanden im allgemeinen vormittags während der Unter-
richtszeit statt. Nur im Sommer unternahmen einzelne Klassen größere, z. T. mehrtägige Ausflüge.
So durchwanderte die Oberprima vom 26. bis 28. August das Riesengebirge, und die Untertertia hielt
sich in denselben Tagen in der Neidburg und ihrer schönen Umgebung auf. Am 26. September wan-
derte die Untersekunda von Bolkenhain über den Großen Hau nach Nimmersatt, die Obertertia vom
24. bis 26. von Löwenberg über Lähn, die Talsperre bei Mauer und Liebenthal zurück nach Löwen-
berg, ferner am 26. die Quarta nach den Heßbergen bei Jauer, die Quinta nach Bolkenhain und die
Sexta nach der Gröditzburg. Auch der zoologische Garten und das zoologische Museum in Breslau, der
Gandauer Flugplatz und die Gugali in Liegnitz waren öfters das Ziel der Ausflüge. |
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13. Besonderes.
Am 29. September 1927 verlieh das Preußische Staatsministerium dem Unterprimaner Herbert
Basista die Rettungsmedaille am Bande für die Rettung aus Lebensgefahr, und am 27. Januar 1928
erhielt der Untertertianer Siegfried Senftleben aus demselben Grunde eine öffentliche Belobigung
IV. Der Elternbeirat.
Der Elternbeirat zählt folgende Mitglieder:
1. Bürgermeister Feige, Vorsitzender,
2. Frau Rittmeister Hennig,
3. Rechtsanwalt und Notar Urbach,
4. Verwaltungsoberinspektor Tschoeltsch und
5. Frau Oberpostinspektor Leider.
Über seine Tätigkeit ist nichts zu berichten. Auch besondere Elternversammlungen haben nicht statt-
gefunden. Das Interesse der einheimischen Eltern kam vielmehr in dem stets zahlreichen Besuch der
öffentlichen Veranstaltungen der Schule zum Ausdruck. Spenden aus der Elternschaft und den
Freunden der Anstalt, namentlich Bücher für die Lehrer-, die Schüler- und die Schülerunterstützungs-
bibliothek, sind der Schule wiederholt zugegangen. Insbesondere schenkten Herr Dentist Schäfer aus
Berlin 50 RM als Dank für die Zusendung des vorjährigen Jahresberichtes, sodann das Werk
"Deutschlands Vergangenheit und Gegenwart, Bilder zur deutsdchen Politik und Kulturgeschichte" und
einige sehr gute Zahnmodelle in Wachs für den biologischen Unterricht, ferner Herr Rittmeister a. D.
Hennig eine sehr schöne Pythonschlange aus Südwestafrika und Herr Oberpostinspektor Bubolz aus
Trebnitz 50 RM für die physikalische Sammlung der Schule. Allen Gebern danke ich herzlich im
Namen des Realgymnasiums. |
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VI. Zur Chronik der Schule.
Am 30. April wurde im Unterricht der oberen Klassen des 150 jährigen Geburtstages des großen
Mathematikers und Naturwissenschaftlers C. F. Gauß gedacht.
Am 5. Mai beobachteten die Schüler unter Führung ihrer Lehrer die Gefechtsübungen auf dem großen
Exerzierplatz, die anläßlich der Anwesenheit des Generals Heye abgehalten wurden, und am 16. Mai
besuchten sie gelegentlich des Lübener Dragonerfestes die Reitervorführungen in der Bredowkaserne. |
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Am 31. Mai starb unerwartet der Dezernent der Anstalt, der Oberschulrat Herr Geheimer Regie-
rungsrat Volkmer. Die Schule verlor in ihm einen gütigen und allezeit gerechten Vorgesetzten und
Förderer sowie einen wahrhaften Freund der Schüler und Lehrer. Der Direktor gedachte des Ver-
storbenen in ehrenden Worten in einer Schulversammlung in der Aula nach den Pfingstferien am
Dienstag, dem 14. Juni.
Am 3. Juni wurde im evangelischen Religionsunterricht des 200 jährigen Todestages August
Hermann Franckes gedacht.
Am 25. Juni, einem Wandertage, nahm eine Schlagballmannschaft an den vom Preuß. Philologen-
verbande veranstalteten Bannerwettkämpfen in Liegnitz teil; ein Erfolg war ihr leider nicht beschieden.
Am 11. August fand in der Aula die Verfassungsfeier statt. Studienrat Munderloh sprach über die
Entwickelung der Verfassung in England. Diese Feier wurde, wie alle unsere Schulfeiern, durch die
Lieder unseres Chores und die Darbietungen des Instrumentalorchesters unter Leitung des Oberschul-
lehrers Zingel verschönt.
Am Mittwoch, dem 7. und Donnerstag, den 8. September nachmittags fanden die Reichsjugend-
wettkämpfe des Realgymnasiums statt, und zwar am Mittwoch die Gerätekämpfe und am Donnerstag
in Gestalt eines Turnfestes mit feierlichem Aus- und Einmarsch durch die Stadt die Stadt und Kämpfe in den
volkstümlichen Übungen. Die Bodenübungen der Obersekundaner und die Pyramiden der Schüler der
oberen Klassen errangen dabei besonderen Beifall. Von 163 Schülern erlangten 82 und von
16 Schülerinnen 9 die zum Siege erforderliche Punktzahl. 9 Sieger erhielten die Urkunde des Herrn
Reichspräsidenten, 82 die des Deutschen Reichsausschusses für Leibesübungen.
Am 28. September fand die Sommerturnprüfung der Oberprimaner statt.
Am 29. September schloß der Unterricht nach der 3. Stunde. Um 12 Uhr versammelten sich Lehrer
und Schüler und ein Teil der Eltern zur gemeinsamen Feier des 80. Geburtstages des allverehrten
Herrn Reichspräsidenten von Beneckendorff und von Hindenburg in der Aula.In seiner Festrede
sprach der Direktor über Hindenburgs Bedeutung für das deutsche Volk. Vom 1. bis 3. Oktober
weilte Oberschullehrer Zingel mit 16 Schülern zur Teilnahme an der Hindenburg-Ehrung in Berlin.
Am 31. Oktober war anläßlich des Reformationsfestes schulfrei; in der evangelischen Kirche fand
des Vormittags ein Schulgottesdienst statt.
Am Dienstag, dem 20. Dezember, fand in der Aula die Weihnachtsfeier statt. Ihren Mittelpunkt
bildete ein Zwergenspiel unter der Leitung des Studienassessors Proeller.
Vom 28. Januar bis zum 3. Februar wurde die schriftliche Reifeprüfung und am 22. Februar die
Turnprüfung abgehalten.
Ihr schloß sich am 9. und 10. März die mündliche Prüfung an. Am ersten Tage wurden unter dem
Vorsitz des Dezernenten der Anstalt, des Oberschulrats Professor Dr. Kothe, 16 Oberprimaner geprüft,
von denen 15 bestanden. Die Prüfung des zweiten Tages fand unter dem Vorsitz des Studiendirektors
statt; von 11 Prüflingen bestanden 10. Als Vertreter der Stadt wohnte der mündlichen Prüfung
Bürgermeister Feige bei. Die feierliche Entlassung der Abiturienten fand am Dienstag, dem 13. März,
in der Aula statt. Der Chor, der diesmal wegen der Erkrankung des Oberschullehrers Zingel von
Studienassessor Kapuste geleitet wurde, begann und schloß die Feier. Der Abiturient Vollbrecht spielte
ein Cellosolo eigener Komposition, und darnach sprach der Abiturient Freiherr von Gersdorff in seiner
Abschiedsrede von der Schule über Brahms' Leben und Bedeutung und erläuterte sie am Schluß durch
sein wundervolles Spielen des ersten Satzes der F-moll-Sonate. Der Direktor sprach in seinen Schluß-
worten über die Charakterbildung der Primaner, insbesondere über die Erziehung zu Wahrhaftigkeit
und Disziplin.
Am 29. März fand die Aufnahmeprüfung der angehenden Sextaner aus Lüben und seiner näheren
Umgebung statt; von 22 Prüflingen bestanden 21.
Am Abend des 2. April hielt der akad. Zeichenlehrer Halfpaap zur Erinnerung an den 400 jäh-
rigen Todestag Albrecht Dürers in der Aula einen Vortrag mit Lichtbildern über Dürers Leben
und Werke. |
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Die Spende des Schlesischen Bismarckvereins anläßlich des Geburtstages des Alt-Reichskanzlers
- Gedanken und Erinnerungen von Otto Fürst von Bismarck - wurde dem Unterprimaner Wiesner
verliehen. |
Hier ist Platz für weitere Auszüge aus Jahresberichten, die im Besitz der Nachfahren von Lehrern und Schülern sind und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden!
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